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NS-Zwangsarbeit am Erzberg (Steiermark) 
 
 
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Der Gegenstand des Projektes

 
 
 
 
Karte: Zwangsarbeit am Erzberg. Die Gesamtzahl der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen am Erzberg liegt weitaus höher. Insgesamt dürften bis zu 16.000 Menschen in dieser kleinen Stadt mit nur wenigen Tausend Einwohnern geschuftet haben. Siehe dazu die nächste Seite: „Recherche-Material 1". 
 

 
Steirisches Erz 
NS-Zwangsarbeit am steirischen Erzberg 
 
Im April 1938, nur wenige Wochen nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, hatte Hermann Göring in Linz den Entschluss zur Errichtung der Hermann-Göring-Werke bekannt gegeben. Im nun „Ostmark“ genannten Österreich sollten neue industrielle Großprojekte der Aufrüstung entstehen und Investitionen in die Energiegewinnung aus Wasserkraft sollten die deutschen Kohlengruben entlasten. Die Wachstums- und Beschäftigungswirkung dieses staatlichen Investitionsprogramms war enorm. Es entstanden ganz neue vor- und nachgelagerte Industrien. Die Hermann-Göring-Werke übernahmen in Hinblick auf die künftige Rüstungsproduktion Mehrheitsbeteiligungen an den Eisen- und Stahlwerken Alpine Montan, den Automobilwerken Steyr-Daimler-Puch und den Gussstahlwerken in Judenburg. Die Elektrizitätswerke wurden weitgehend unter dem Dach der neugegründeten Alpen-Elektro-Werke zusammengeschlossen.  
 
Nach dem Willen der NS-Planer sollten nun zur Absicherung der Versorgung im Kriegsfall „heimische“ Erzvorkommen genutzt werden. Damit war vor allem der steirische ERZBERG gemeint, der mit in Tagebau und Stollenbaubetrieb gewonnenen 1,8 Millionen Tonnen Erzproduktion jährlich fast ein Viertel der deutschen Eigenförderung von 1937 ausmachte. Das steirische Erz galt als hochwertiger Rohstoff. Man wollte die Produktion daher auf sechs Millionen Tonnen anheben. Doch spätestens seit dem Überfall auf Polen reichten die Arbeitskräfte nicht mehr aus, weil immer mehr Arbeitskräfte zur Wehrmacht eingezogen wurden. In der Landwirtschaft der Steiermark wurden ab 1939 erstmals polnische Kriegsgefangene eingesetzt. Ihnen folgten bald auch Zivilarbeiter aus Polen, wobei sich bereits zu diesem Zeitpunkt die Grenzen zwischen ziviler Lohnarbeit und Zwangsarbeit zu verwischen begannen. Im Dezember 1939 waren dann am steirischen ERZBERG die ersten 300 von 1.500 angeforderten polnischen Arbeitskräften angekommen. Es sollte dann nicht mehr lange dauernd, bis weitere Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen am ERZBERG eingesetzt wurden. Am Ende wurden dort Tausende unter furchtbaren Bedingungen ausgebeutet: Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus vielen Ländern, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge aus Mauthausen.  
 
Der steirische ERZBERG ist ein Gedenkort, allerdings bis heute kein offizieller - ganz im Gegenteil. Die ökonomisch desolate Situation der schrumpfenden Gemeinden rund um den Berg, führt dazu, dass die „Lokalgeschichte“ nun mittels Event-Tourismus (jährliche Motorradrennen, HipHop-Konzert im Juli 2000) umcodiert wird. An die Zwangsarbeitslager rund um den Berg und an die Existenz eines Konzentrationslagers direkt am Berg wird an keiner Stelle erinnert. Wer diese Abwehr thematisiert, stößt auf massive Gegenreaktionen.  
 

 
Anlass der Auseinandersetzung mit der NS-Zwangsarbeit am steirischen ERZBERG  
 
war die Installation der Schüssel/Haider-Regierung im Oktober 1999. In der Auseinandersetzung mit den Anti-Haider-Protesten wurde bald deutlich, dass die Haider-Kritiker in Deutschland und Österreich dazu neigen, Haider als „österreichischen Tony Blair“ zu verniedlichen, also das Fortwirken der nationalsozialistischen Vergangenheit in der Gegenwart (und die Neubearbeitung der Vergangenheit) zu unterschätzen. Nicht einmal die Tatsache, dass Haider u.a. vom dem “arisierten” Bärental lebt und Nazi-Eltern hat, die den NS immer noch rechtfertigen, scheint Haider in den Augen dieser Kritiker von Tony Blair zu unterscheiden.  
 
Im Zusammenhang mit dieser Auseinandersetzung entstanden u.a. die auf dieser Homepage dokumentierten Texte 
 
“Steirisches Erz. Wie „postmodern“ ist Jörg Haider?“ (Januar 2000),  
 
sowie 
 
„Das Geheimnis des Bärentals. Die Industrialisierung der „Ostmark“, die Erben des  
Wirtschaftswunders und die Rätsel der Erinnerung“ (Juni 2000)
 
 
 
Bei der Recherche zu diesem Thema (etwa in den Protokollen der Nürnberger Prozesse) stößt man zwangsläufig immer wieder auf die Hermann-Göring-Werke und auf die Rolle des ERZBERGes für die Aufrüstung der deutschen Wehrmacht. Sucht man dann aber nach näheren Informationen, so wird man bis heute feststellen müssen, dass der damals sehr umfangreiche Einsatz von Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen am steirischen ERZBERG nirgends dokumentiert ist.  
 
Auch im Lager der österreichischen Haider-Gegner gab und gibt es praktisch kein Interesse an diesem Thema, obwohl es doch bis heute so viele Leute in Deutschland und Österreich gibt, die auf die eine oder andere Weise von der damaligen Zwangsarbeit (wie an der „Arisierung“ jüdischen Eigentums) profitieren und obwohl der Zusammenhang zwischen dem Verschweigen dieses Sachverhaltes und dem Votum für eine völkische Politik unübersehbar ist. Ein Zusammenhang, der übrigens in Österreich noch deutlicher wird als in der BRD, denn die Nazis haben die damalige „Ostmark“ in nur wenigen Jahren mittels Einsatz von Zwangsarbeitern industrialisiert. 
 
Im Mai 2000 stellte sich am Rande eines Symposions (zu einem ganz anderen Thema) in der Grazer Kunstinstitution „Forum Stadtpark“ heraus, dass einige der Anwesenden sich bereits auf verschiedene Weise mit dem ERZBERG auseinandergesetzt hatten. Eine Autorengruppe hatte in den 80iger Jahren das Buch „Bergmann oder Werksoldat. EISENERZ als Fallbeispiel industrieller Politik“ (Graz 1984) veröffentlicht, das allerdings nicht die Zwangsarbeit am ERZBERG zum Gegenstand hat.  
 
Ein für das Forum tätiger Kurator berichtete, dass sein Großvater damals SS-Arzt am ERZBERG war. Zudem stellte sich heraus, dass nicht wenige der im Umfeld des Forum Stadtpark tätigen Personen in der Region um den ERZBERG aufgewachsen waren. So kam es schließlich im (Steirischen) Herbst 2000 dazu, dass unter dem Titel „Steirisches Erz - eine politische und künstlerische Lektüre kollektiver Gedächtnisspuren am Beispiel der NS-Zwangsarbeit am ERZBERG“ ein Vorschlag für das „Projekt EISENERZ“ ausgearbeitet wurde und das Forum Stadtpark dafür Infrastruktur und Finanzmittel zur Verfügung stellte. 
 
Zur gleichen Zeit entstand (unabhängig von dem Grazer Projekt) ein von Peter Kessen und Günther Jacob produziertes Feature über die NS-Zwangsarbeit am ERZBERG, das am 6. Februar 2001 vom Deutschlandfunk (45 Minuten) und am 10. März 2001 vom NDR (30 Minuten) ausgestrahlt wurde.  
 

 
 
Die Projektplanung sah u.a. folgende Aktivitäten vor:  
 
 
1.  
Aufbau einer Dokumentensammlung und Handbibliothek zum Thema sowie Präsentation der bisherigen Rechercheergebnisse auf einer Internetseite. 
 
 
2. Eine vorbereitete Exkursion (am 10. März 2001) mit politischen Aktivisten, Historikern, Journalisten und Künstlern zum ERZBERG.  
 
 
3. Kontaktaufnahme zu ehemaligen Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen.  
 
 
4. Eine Konferenz sowie eine Reihe von Veranstaltungen mit ehemaligen Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen sowie verschiedenen Autoren und Autorinnen (u.a. mit Florian Freund, Bertrand Perz, Helmut Fiederer, Evan Burr Bukey, Fritz Weber, Peter Böhmer, Harald Welzer, Jan Otrebski, Walter Dall-Asen, Renate Herter, Sophie Calle) zum Thema „NS-Zwangsarbeit am steirischen ERZBERG“.  
 
 
5. Eine Ausstellung im Forum Stadtpark, in der das recherchierte Material, Videoaufnahmen sowie künstlerische Arbeiten, die nach der Exkursion zum Thema entstanden sind, präsentiert werden.  
 
 
6. Ausübung politischen Drucks auf die Gemeinde EISENERZ, die Voest Alpine ERZBERG (Nachfolgeunternehmen der Reichswerke Hermann Göring-Werke), die Bergwerkskassen und die Landesregierung mit den Zielen:  
 
a. Zugang zu den Archiven.  
 
b. Einladung noch lebender früherer Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen.  
 
c. Hilfe für die früheren Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen bei der Suche nach Nachweisen, die sie für ihre Entschädigungsanträge benötigen. 
 
d. Änderung des Entschädigungsverfahrens: Benennung der konkret verantwortlichen Betriebe statt pauschale Zahlung aus Steuermitteln. Entschädigung auch für damalige Kriegsgefangene.  
Rücknahme der die Zwangsarbeit relativierenden Entschädigungszahlungen an ehemalige Wehrmachtssoldaten.  
 
e. Markierung der Orte der Zwangsarbeit (Arbeitsorte, Lager, Grabstätten) am ERZBERG durch Gedenktafeln. Entschuldigung des Bürgermeisters im Namen der Gemeinde Eisenerz bei den früheren Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen bzw. bei deren Nachkommen. Aussprache einer Einladung nach Eisenerz (etliche frühere Zwangsarbeiter/innen hatten sich, weil sie keine andere Möglichkeit sahen, an das Tourismusbüro der Stadt gewendet. Für ihre Briefe interessiert sich indes in Eisenerz niemand).  
 
f. Aufnahme der historischen Tatsachen in die Stadtchronik und entsprechende Informationen bei den Touristenführungen. 
 
g. Keine Motorradrennen und HipHop-Konzerte an den Orten, an denen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen gequält wurden.  
 
 
7. Dokumentation der Rechercheergebnisse und Erfahrungen in Buchform.  
 
 
Von diesen sechs Vorhaben wurden bis Ende 2001 zwei ganz (die Punkte 2 und 5) und zwei teilweise (die Vorhaben 1 und 4) verwirklicht. Nicht zustande kam der Kontakt zu ehemaligen Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen. Es gelang auch nicht, einen Bezug zur politischen Aktualität des Themas herzustellen, also zu den laufenden Auseinandersetzungen um die Entschädigungszahlungen sowie zu der damit zusammenhängenden Forderung nach Öffnung der erwähnten Archive.  
 
Als der Druck aus EISENERZ auf das Projekt und einen vor Ort lebenden Unterstützer zunahm, wurde die erste Fassung dieser Homepage im August 2001 komplett vom Server des Forum Stadtpark genommen. Bereits auf der Rückfahrt von der Exkursion zum ERZBERG im März 2001 hatten Teilnehmer behauptet, das Projekt trete in EISENERZ als „Rächer“ auf, beschuldige pauschal die lokale Bevölkerung und zerstöre dort die letzten Arbeitsplätze.  
 
Einzelne Teilnehmer und einige Mit-Kuratoren (besonders Hermine Grabner und Michael Zinganel) nahmen schließlich Kontakt zu lokalen Verantwortlichen auf und wollten – unter Änderung des Projektzieles – in Kooperation mit ihnen eine sozialarbeiterisch motivierte Heimatgeschichte aus dem Thema machen. Um an EU-Fördergelder heranzukommen, verpflichteten sie sich zu einem Konzept, in dem sogar die Zielsetzung „Förderung von Arbeitsplätzen“ in der Region vorgesehen war. Damit war das Projekt in seiner ursprünglichen Zielsetzung gescheitert. Kritiker dieser Entwicklung gerieten in die Minderheit. Im Sommer 2002 führten dann einige Mit-Kuratoren des ersten Projektteils (2001) eigenmächtig (sowie – unter Verleugnung der Differenzen - auch noch unter Berufung auf “eine Idee“ des Initiators des „Projektes Eisenerz“) eine EU-finanzierte zweite „Exkursion“ zum ERZBERG durch.  
 
Einziger Programmpunkt war die Aufführung des inzwischen EU-finanzierten Theaterstücks sowie eines kurzen Videofilms. Mit der Anmietung des örtlichen Stadtsaales war die Auflage der „Schaffung von Arbeitsplätzen“ erfüllt. Das damit einhergehenden Angebot an die lokale Bevölkerung und Politik („Dank an die Stadtgemeinde Eisenerz“, vgl. http://mailman.t0.or.at/pipermail/announce-list/2002-June), sich durch eine derart alles relativierende „Gedenkkultur“ das Thema billig vom Hals zu schaffen, wurde von dieser ausgeschlagen – die Veranstalter blieben unter sich (siehe unter „Presse 2002“).  
 
 
So hatten am Ende viele etwas von diesem ersten Teil des Projektes, nur nicht die noch lebenden ehemaligen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen. 
 
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Diese Homepage ist nun Teil eines Versuches, das doch noch zu ändern. 
 
Es geht darum, die Erfahrung mit den verschiedenen Formen der Tradierung und der Abwehr (in der Region und bei denjenigen, die zunächst bereit waren, die NS-Zwangsarbeit am ERZBERG zum Thema zu machen) zu analysieren. 
 
Es mag sein, dass die erwähnten Schwierigkeiten und das Scheitern des ersten Teils des Projektes auch damit zu tun haben, dass es in Graz kaum eine politische Linke gibt und dass viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus Kunst- und Kulturzusammenhängen kamen, in denen sich das Denken und Leben bekanntlich mehr als anderswo um das Auftun von Fördergeldern dreht (selbst die „politischen Szenen“ und die jungen Historiker sind in diesen in Österreich zur Kulturform entwickelten Wettlauf verstrickt). Aber selbst, wenn man diesen Umstand (die sozusagen berufsbedingten Abhängigkeitsverhältnissen zu regionalen Institutionen) in Rechnung stellt, so könnte er das Scheitern des ersten Teils des Projektes nicht erklären.  
 
Die Mehrheit der Teilnehmer und Teilnehmerinnen war zunächst sehr engagiert. Die Konfrontation mit den historischen Ereignissen und der anhaltenden aggressiven Abwehr vor Ort hatte viele während der ersten Exkursion tief getroffen, besonders aber jene, die einst in der Regionen aufgewachsen waren oder verwandtschaftliche Beziehungen in die Obersteiermark - womöglich zu Mitbeteiligten – haben und nun mit den Lügen und dem Schweigen ihrer Familien konfrontiert waren: Von der NS-Zwangsarbeit am ERZBERG hatten die meisten nie zuvor etwas gehört. 
 
Seminare fanden statt, Artikel wurden geschrieben, Radiosendungen gemacht. Es entstanden verschiedene Dokumentationen, ein erster Lageplan mit den Standorten aller Lager (siehe die Karte oben), mehrere Videodokumentationen (u.a. über einen SS-Arzt am ERZBERG), außerdem die Komposition "Epitaph" ...eine musikalische Grabinschrift in 6 Teilen“ (Bernd Luef), ein Theaterstück, mehrere Plakate (gegen ein Plakat wurde von der Iron Mountain Entwicklungs Ges. m.b.H ein Klage „wegen Rufschädigung“ angedroht, das Forum Stadtpark zog das Plakat daraufhin zurück) und etliche künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema.  
 
Die Eröffnung der Ausstellung in Graz am 21. Juni 2001 (dem Vorabend des 60. Jahrestages des Überfalls der Wehrmacht auf die Sowjetunion) war trotz vieler Schwächen ein explizit politisches Ereignis. Die Ausstellung selbst war gut besucht, auch aus der Region EISENERZ kamen einige Besucher, allerdings auch Kundschafter der dortigen Lokalfürsten, die feststellen sollten, ob die Sache riskant ist.  
 
Die entscheidende Bruchstelle war offensichtlich die Frage der „Anklage“. Man hatte sich nun mit den historischen Tatsachen konfrontiert und war auch empört über das Schweigen vor Ort. Doch was soll dann passieren? Zur Tätergeneration steht man meistens in einem (unbewussten) Verpflichtungsverhältnis - moralisch, psychisch und materiell (Erbe). Soll man diese anklagen? Und mit welchem Ziel und welcher Konsequenz? Und die Region; ist sie nicht ohnehin schon schwer geschlagen durch Strukturschwäche, Arbeitslosigkeit und ausbleibende Touristen?  
 
In dem Moment, da solche Zweifel aufkommen, ist nicht einmal mehr ein politisches Denken möglich, dass auf die Einhaltung explizit bürgerlicher Mindeststandards pocht: Öffnung der Archive, Markierung der Tatorte, Entschädigung und Entschuldigung bei den noch lebenden ehemaligen Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen.  
 
Es ist die im Unbewußten niedergelegte Orientierung an der Tätergeneration, die im Leben der Jungen wieder auftaucht. Freud prägte den Begriff der "Erinnerungsspuren", eine Art unbewußter Transmission, indem das von Eltern/Großeltern Erlebte, unabhängig von direkter Mitteilung und von dem Einfluß der Erziehung durch Beispiel, intergenerativ tradiert wird. Die Thesen von der Wiederkehr des Verdrängten im neurotischen Symptom und der Zeitlosigkeit des Unbewußten gehören bekanntlich zu den empirischen Grundpfeilern der Psychoanalyse. Während der Durchführung des Projektkonzeptes hat dieser Tradierungszusammenhang seine Wirkung gezeigt.  
 
Obwohl während der Durchführung des ersten Teils des Projektes das Thema NS-Zwangsarbeit wegen der Entschädigungszahlungen die Titelseiten der Zeitungen beherrschte, obwohl der Gegenstand des Projektes also keineswegs besonders „abgelegen“ war, waren viele Beteiligte nicht bereit oder nicht in der Lage die politische Aktualität des Projektes zu anzuerkennen. Dieses Heraushalten von Politik war vielleicht die irritierendste Erfahrung.  
 
Während die Einfühlung in die Befindlichkeit der Bevölkerung von EISENERZ die Diskussionen immer stärker beherrschte, verschwanden die realen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus der Wahrnehmung. Damit fehlte auch das Motiv, politischen Druck auszuüben. Es wäre beispielsweise sogar möglich gewesen, über einzelne Landtagsabgeordnete einen Antrag auf Öffnung der EISENERZner Archive im steirischen Landtag einzubringen. Durch ein entschlossenes Auftreten hätte auch der Druck auf die Lokalpolitiker in EISENERZ erhöht werden können (die bei jeder Erwähnung des Projektes in der Presse um den Tourismus bangten). 
 
Da diese jedoch schon bald die Unentschlossenheit auf Seite vieler Projektteilnehmer bemerkten, gingen sie selbst in die Offensive und reagierten mit einer Kampagne gegen örtliche Unterstützer des Projektes, mit der Androhung von Klagen etc. Am Ende lachten sie über die naiven Anbiederungsversuche der Ko-Kuratoren, indem sie den an politischer Harmlosigkeit kaum noch zu überbietenden Grazern einen Raum überließen, wo diese dann unter sich blieben und sich ihr eigenes Theaterstück anschauen konnten, in dem as ohnehin niemand konkret beschuldigt wird und dessen erste Fassung daher nur im Kontext der anderen Aktivitäten sinnvoll war.  
 
Der ERZBERG, als Teil der „Reichswerke Hermann Göring“ war 1938-1945 der wichtigste Erzlieferant für die Rüstungsproduktion der Wehrmacht. Hitler hat sich mehrfach zu seiner zentralen Bedeutung geäußert. Göring hatte am Berg ein Jagdschloß, das heute ein Internat beherbergt. Die Zahl der Zwangsarbeiter überstieg während des 2. Weltkrieges die der lokalen Bevölkerung. Doch während in ganz Österreich jedes Schulkind die Sagen um den ERZBERG kennt und für viele Österreicher der bizarre Berg inmitten der Steirisches Alpen ein beliebtes Ausflugsziel ist, wurde über den Masseneinsatz von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen nie gesprochen.  
 
Das Projekt „Steirisches Erz“ hat ERSTMALS in Österreich die NS-Zwangsarbeit am ERZBERG und ihren Zusammenhang mit der Stahlproduktion in Linz sowie mit dem KZ Mauthausen (und anderen Konzentrationslagern) thematisiert. Nach etlichen Rundfunk- und Presseberichten über das Projekt und durch die verschiedenen Aktivitäten in der Steiermark (Graz, EISENERZ), kann nicht weiter behauptet werden, da wäre nichts geschehen. Entsprechend alarmiert war man in EISENERZ und Umgebung. Wir machten auch die überraschende Erfahrung, dass es in der Region vielen sogar leichter fällt, über den Todesmarsch der ungarischen Juden über den Präbichl (ein Paß bei EISENERZ) zu reden als über die Zwangsarbeit.  
 
Der Mord an den ungarischen Juden im April 1945 wurde von lokalen Nazis und Teilen des Werkschutzes durchgeführt. Die wichtigsten Täter wurden dafür 1945 verurteilt und hingerichtet. Der Judenmord – das waren eben „die Nazis“. Mit der Peinigung der Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen hatte hingegen die ganze Stadt zu tun, die Arbeiter, die Werksleitung, die Geschäftsleute. Wir mussten feststellen, dass sogar engagierte Personen, die sich um die Dokumentation des Judenmordes bemühten, vor dem Thema NS-Zwangsarbeit zurück schreckten, weil sie damals als Bergbaulehrlinge selbst Zwangsarbeiter befehligten.  
 
Nach dem entpolitisierenden Verlauf des Projektes im Jahr 2002 hat man sich in EISENERZ wieder beruhigt. Die wenigen Kritiker sind eingeschüchtert worden. Normalität ist wieder eingekehrt. Einzelne, die zeitweise bei dem Projekt mitmachten, haben sich mit Politikern in EISENERZ zusammen getan und richteten, gemeinsam mit fanatischen Gegnern des Projektes (z.B. Christian Ehetreiber, einem ARGE-Funktionär, der in Graz Podiumsdiskussionen mit dem Nazi Andreas Mölzer zum Thema „Welche Rolle kann die so genannte Zivilgesellschaft in einer globalisierten Welt noch spielen?“ bestreitet) einen Schülerwettbewerb aus, bei dem es um Entwürfe für ein Mahnmal für die ungarischen Juden geht. Das wird dann als „Dialog der Generationen“ verkauft. Die Zwangsarbeit bleibt hingegen ein Tabu.  
 
 
Nach einer Zeit der notwendigen Abstandnahme soll nun u.a. mit dieser Homepage erneut versucht werden, die NS-Zwangsarbeit am ERZBERG und die Formen ihrer Verleugnung und Relativierung zum Thema zu machen. Die erste Homepage des Projektes wurde in EISENERZ akribisch studiert. Passagen, in denen Namen vorkamen, wurden ausgedruckt und im Ort verteilt, um Informanten zu denunzieren und Klagen anzudrohen. 
 
Aber eine Homepage ist kein ausreichendes Mittel, um die in der Sache selbst voranzukommen. Es geht daher darum, mit anderen Kräften in der Steiermark und anderswo die begonnene Arbeit im Sinne der oben erwähnten sieben Punkte fortzuführen: Kontaktaufnahme über die eMail-Adresse dieser Homepage. 
 
 
 
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www.EISENERZ-heute.at 
 
 
Willkommen in EISENERZ 
 
Der erste Blick auf EISENERZ ist, unabhängig aus welcher Richtung sie kommen, imposant.  
(Anmerkung: so beschreibt auch einer der polnischen Zwangsarbeitern seinen ersten Eindruck)  
 
Vom Süden her, über den Präbichl ( Anmerkung: wo man die ungarischen Juden ermordete ) ist es der überwältigende Anblick auf die malerische Berglandschaft, die den Talkessel der historischen Bergstadt am Fuße des ERZBERGes umgibt.  
 
Führt ihre Reise durch das Gesäuse über Hieflau in Richtung EISENERZ, so wird sie der Anblick des "steirischen Brotlaibs", welcher wie eine Pyramide hinter der Stadt aufragt, überwältigen. 
 
Die Bergstadt mit ihren zahlreichen Seitentälern, wie der EISENERZer Ramsau, dem Gsoll, der Seeau und dem Tull besticht nicht nur durch ihre bezaubernde Altstadt mit der Oswaldikirche und dem Schichtturm, sondern auch durch ihre anerkannt gute Luft und den guten Freizeit- und Erholungswert.  
 
EISENERZ 
 
liegt an der steirischen Eisenstraße und im Herzen der Steiermark. Die wunderschöne Bergbaustadt ist in einen Talkessel, umgeben von einer faszinierenden Berglandschaft, eingebettet. 
 
 
("Einen Blick zurück in die Jahre 1938 bis 1945 können wir zwar nicht bieten, aber Sie können uns bei unserer „Vergangenheitsbewältigung“ zuschauen"):  
 
 
Webcam 
 
http://www.EISENERZ-heute.at/cams.htm 
 
Unsere Webcams sind täglich von 8:00 bis 16:00 Uhr aktiv
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

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Letzte Änderung am 13.09.2017
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