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NS-Zwangsarbeit am Erzberg (Steiermark) 
 
 
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Links 7 - Zwangsarbeit im

Projekt Eisenerz 
Februar 2001 
 
(D) Materialien  
 
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ZWANGSARBEIT IM GESAMTEN „REICH“
 
 
 
 
http://viadrina.euv-frankfurt-o.de/~wsgn1/pageG6.html 
 
Mark Spoerer (Universität Stuttgart-Hohenheim) 
Zwangsarbeit im Dritten Reich – Fakten und Zahlen 
 
Während des Zweiten Weltkrieges arbeiteten etwa 13,5 Millionen ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge im Deutschen Reich. In den letzten Jahren hat man sich angewöhnt, diese drei Gruppen unter dem Oberbegriff "Zwangsarbeiter" zusammenzufassen. Für sie galt, daß sie das Arbeitsverhältnis nicht lösen konnten und "fern der Heimat" eingesetzt waren. Im Deutschen Reich waren sie meist in Lagern untergebracht. In Notfällen konnten sie in nicht annähernd gleichem Maß auf ein soziales Netz vertrauen wie die dienstverpflichteten deutschen Kollegen.  
 
Strenggenommen ist "Zwangsarbeiter" als Oberbegriff nicht ganz korrekt, denn zu Beginn des Krieges kamen etwas mehr als eine Million Menschen freiwillig zur Arbeit nach Deutschland. Doch wo hört Freiwilligkeit auf, wo fängt Zwang an? Die Arbeiter aus dem (bis 1943) verbündeten Italien waren sicherlich Freiwillige, doch wie sieht dies bei Polen oder Franzosen aus, die in ihrer Heimat aufgrund der deutschen Besatzungspolitik keine Arbeit mehr fanden und denen deutsche Werber große Versprechungen machten?  
 
Noch Mitte der 30er Jahre waren ausländische Arbeitskräfte in Deutschland nicht willkommen. Erst als im Zuge der Rüstungskonjunktur 1936 die Vollbeschäftigung erreicht wurde, ließ das Regime immer mehr Ausländer ins Land, vor allem aus Italien, der Tschechoslowakei und Polen. Doch standen einem großangelegten Ausländereinsatz neben Devisenproblemen immer auch ideologische Bedenken entgegen, vor allem bei slawischen Zivilarbeitern.  
 
Aus diesem Konflikt zwischen ideologischen Rassevorstellungen und rüstungswirtschaftlichem Pragmatismus konnte sich das NS-Regime bis zum Schluß nicht ganz befreien, doch die ideologischen Bedenken wurden zusehends fallengelassen. Dies zeigte sich erstens, als polnische Arbeitskräfte 1939/40 in viel größeren Umfang als zuvor ins Land geholt wurden, zweitens bei der Hereinnahme sowjetischer Arbeitskräfte 1941/42 und drittens beim massenhaften Einsatz von KZ-Häftlingen seit 1942. 
 
Am Anfang des "Reichseinsatzes" ausländischer Arbeitskräfte standen die Tschechen, die als Bewohner des "Protektorats Böhmen und Mähren" 1939 zu Inländer zweiter Klasse erklärt wurden.  
 
Da die Freiwilligenmeldungen nicht das gewünschte Ausmaß erreichten, gingen die deutschen Besatzer schon 1939 zu Zwangsmaßnahmen über. Insgesamt verrichteten etwa 355.000 tschechische Männer und Frauen Arbeit im Deutschen Reich, überwiegend gegen ihren Willen. Die Behandlung war zwar diskriminierend, jedoch bei weitem nicht so hart wie es viele polnische Arbeitskräfte erleben sollten.  
Im Fall der polnischen Arbeitskräfte löste das NS-Regime den Konflikt zwischen Ideologie und Arbeitskräftebedarf, indem es die Polen zwar ins Reich holte, sie jedoch durch ein Sonderrecht, die "Polenerlasse", stark diskriminierte. Das "P"-Abzeichen stigmatisierte sie als erste Bevölkerungsgruppe im Reich - noch vor der Einführung des gelben Judensterns. Auf sexuelle Beziehungen mit deutschen Frauen stand die Todesstrafe.  
Die insgesamt etwa 1,7 Millionen polnischen Kriegsgefangenen (die nicht entschädigt werden!) und ganz überwiegend deportierten Zivilarbeiter wurden vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt, was ihr Los noch halbwegs erträglich machte. Auf dem Land war der Zugang zu Nahrungsmitteln trotz des geringen Lohns einfacher, und man war nicht - wie in den städtischen Massenlagern - der Krankheits- und Seuchengefahr ausgesetzt. Doch Einzelschicksale können weit vom Durchschnitt abweichen: Die polnischen Arbeitskräfte, viele von ihnen Jugendliche, waren den deutschen Bauern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Die Extrempole bildeten regelmäßige körperliche Mißhandlung einerseits und herzliche Aufnahme in die Familie andererseits. 
Das Schicksal der "Westarbeiter" aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden war weniger willkürlich. Da die NS-Außenpolitik diese Staaten im Rahmen eines Großeuropas – natürlich unter deutscher Hemegonie – gewinnen wollte, wurden Westarbeiter wesentlich besser behandelt. Sie erhielten im Normalfall den vollen Lohn und durften sich manchmal Quartiere außerhalb der riesigen Ausländerlager suchen. Doch auch die meisten Westarbeiter waren gegen ihren Willen in Deutschland. Über ihnen hing die ständige Drohung, bei Fehlern in der Produktion wegen Sabotage den Sicherheitsorganen des NS-Staates überantwortet zu werden.  
 
Im Reichseinsatz befanden sich auch immer mehr Kriegsgefangene. Die Polen wurden schon nach einigen Monaten bis auf ca 35.000 in den Zivilstatus überführt, ebenso die Niederländer. Bis zu 1,3 Mio. französische Kriegsgefangene arbeiteten zeitweise in der deutschen Wirtschaft, gut 90.000 von ihnen wurden gegen französische Zivilarbeiter ausgetauscht ("relève") und ca. 220.000 wählten die Möglichkeit, durch Überführung in den Zivilstatus mehr Geld zu verdienen ("transformation"), mußten sich dafür allerdings von ihren Kameraden den Vorwurf der Kollaboration gefallen lassen.  
Sowjetische Kriegsgefangene wurden in den ersten Monaten nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 nur sehr selten auf Reichsgebiet eingesetzt. Vielmehr ließ die Wehrmacht über zwei Millionen verhungern.  
 
Erst Ende Oktober 1941 entschied Hitler, die überlebenden sowjetischen Kriegsgefangenen im Reich einzusetzen, vorzugsweise im kräftezehrenden Bergbau. Verläßliche Zahlenangaben sind für diese Gruppe nur schwer zu finden. Fast zwei Millionen sowjetische Kriegsgefangene arbeiteten im Reich, etwa die Hälfte von ihnen starb. Ein nur etwas besseres Schicksal erlitten die italienischen "Militärinternierten" (IMI). Die ehemaligen Bündnisgenossen wurden nach dem Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten im Spätsommer 1943 zum Arbeitseinsatz ins Reich transportiert. Als vermeintliche Verräter wurden sie fast so menschenverachtend behandelt wie die Sowjets, etwa 7 er fast 500.000 Militärinternierten starben. 
Seit Frühjahr 1942 kam mit den insgesamt fast 2,8 Mio. "Ostarbeitern" die größte Einzelgruppe ausländischer Zwangsarbeiter ins Reich.  
 
Sie kamen etwa zur Hälfte aus der Ukraine,  
zu einem Drittel aus Rußland und einem Sechstel  
aus Weißrußland.  
 
Balten und ethnische Ukrainer ehemals polnischer Nationalität (Galizien gehörte bis 1939 zu Polen) hatten keinen Ostarbeiter-Status. Nur ein sehr geringer Teil der Ostarbeiter ging freiwillig nach Deutschland; ihre Briefe in die Heimat lösten dort Entsetzen aus, so daß den zunehmend repressiver vorgehenden deutschen "Werbern" offene Ablehnung entgegenschlug. Die sowjetkritische Ukraine hatte zunächst mit den den Deutschen sympathisiert, doch nichts veränderte die Meinung der Bevölkerung stärker als das Verhungernlassen der Kriegsgefangenen und die Menschenjagden in Dörfern, städtischen Schulen, Cafés oder Kinos. Ganze Jahrgänge im Teenageralter wurden in Güterwagen zum Arbeitseinsatz ins Reich geschickt.  
 
Dort erwartete sie für einen lächerlichen Lohn harte Arbeit (meist in der Industrie), schlechte Ernährung, Kleidung und Unterkunft, sowie ein "Ost"-Abzeichen mit Nummer. Viele wurden drei Jahre lang im Betrieb nur mit ihrer Nummer angesprochen. Die Lager waren mit Stacheldraht umzäunt und anfangs bewacht. Da jedoch Flucht in die Heimat kaum möglich war, entfiel die Bewachung später. 
 
Als der Krieg im Osten immer mehr Einberufungen deutscher Männer notwendig machte, gab es nur noch zwei Arbeitskräftereserven im deutsch besetzten Europa: deutsche Frauen und KZ-Häftlinge.  
 
Aufgrund des NS-Frauenbilds und der Erfahrungen im Ersten Weltkrieg schreckte das NS-Regime vor einer zu starken Beanspruchung der heimischen Frauen zurück, so daß von 1942 an zunehmend KZ-Häftlinge in besonders rüstungswichtigen Betrieben eingesetzt wurden. Der Einsatz in Industriebetrieben war, so grausam die Begleitumstände auch häufig waren, war für viele KZ-Häftlinge die Rettung vor dem sicheren Tod in der Gaskammer. Wer jedoch im Bergbau, Erzbergewerken, in Steinbrüchen oder in Baubrigaden - wie etwa beim Bau des IG-Farben-Werks in Monowitz bei Auschwitz - eingesetzt wurde, war "Vernichtung durch Arbeit" ausgesetzt.  
 
Aufgrund der katastrophalen Sterblichkeit ist die Gesamtzahl der zur Arbeit eingesetzten KZ-Häftlinge schwer zu schätzen, sie wird etwa 1,55 Millionen betragen haben. Nur etwa 475.000 überlebten die harten Arbeitsbedingungen auf den Baustellen und in den Industriebetrieben sowie die grausamen Todesmärsche in den letzten Monaten des Krieges. 
Der Hauptverantwortliche für den Zwangsarbeitereinsatz war zweifellos der deutsche Staat.  
 
Doch gibt es inzwischen zahlreiche Fallstudien, die belegen, in wie starkem Ausmaß sich viele deutsche Unternehmen aktiv am Zwangsarbeitsprogramm beteiligten. 
 
Sie hatten die Nachkriegsperspektive vor Augen und versuchten durch Hereinnahme lukrativer Rüstungsaufträge Sachkapital zu akkumulieren, auch wenn dies nur durch Ausnutzung von Zwangsarbeitern zu bewerkstelligen war.  
 
Allerdings ist nicht zu verkennen, daß sich angesichts des Abzugs deutscher Fachkräfte Unternehmen, die vielleicht lieber "sauber" geblieben wären, genötigt sahen, selbst dann weiter Arbeitskräfte beim Arbeitsamt anzufordern, als klar ersichtlich war, das es sich nur noch um unfreiwillige Arbeitskräfte, eben Zwangsarbeiter, handeln würde.  
 
Teure Maschinen unbesetzt zu lassen, hätten Rüstungsbürokratie und Gestapo nicht toleriert. Unabhängig von der Frage der Verantwortlichkeit für den Einsatz hatten die Unternehmen bei der Behandlung der Zwangsarbeiter recht weite Handlungsspielräume, zumal die NS-Bürokratie häufig sehr widersprüchliche Anweisungen herausgab. Insgesamt überwog eine erschreckende Indifferenz gegenüber dem Schicksal der Zwangsarbeiter, die sich im Grunde bis in die heutigen Entschädigungsverhandlungen fortsetzt.  
 
 
 

 

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Letzte Änderung am 12.09.2017
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