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NS-Zwangsarbeit am Erzberg (Steiermark) 
 
 
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Recherche-Material 3

Steirisches Erz: Das Geheimnis des Bärentales 
Oder: Wie postmodern ist Jörg Haider? 
Von Peter Kessen und Günther Jacob  
Feature (Deutschlandfunk/NDR, Februar 2001) 
 
 
(B) Recherche zur NS-Zwangsarbeit am Erzberg  
 
ZWANGSARBEIT AM ERZBERG  
RECHERCHE-MATERIAL (3)
 
 
 
 
O-Ton-Sammlung 
 
(Textumfang: 44 Seiten) 
 
Recherche-Interviews und andere O-Töne. Von Günther Jacob und Peter Kessen für eine Sendung in Deutschlandfunk und NDR gemacht bzw. zusammengestellt (ausgestrahlt am 6.2.2001).  
OCTOBER 2000: BROADCASTING (DEUTSCHLANDRADIO COLOGNE), 6TH FEBRUARY 2001. COPYRIGHT BY JACOB/KESSEN 
 
 
 
Bitte beachten:  
Für die Sendung wurde dieses Material auf 45 Minuten gekürzt. Zitate bitte den Autoren bekannt geben (guentherjacob@yahoo.de). 
 
Die hier zum Zweck der Montage des Materials verschriftlichen Interviews wurden, wie bei Radiosendungen üblich, nicht nachträglich von den Interviewten autorisiert. Die oft sehr langen Interviews sind hier auch nur auszugsweise widergegeben.  
Zitate aus den Interviews bitte auf die wirklich gesendeten Teile (beim DLF oder bei uns anfordern) beschränken bzw. die Interviewten vorher um Erlaubnis bitten.  
 
Die anderen O-Töne stammen aus verschiedenen Rundfunkarchiven, die hier nicht namentlich aufgelistet sind. Diese O-Töne sind so wirklich von diversen Sendeanstalten ausgestrahlt worden. Wo und wann das geschah, steht hier nicht. Bei Interesse hilft eine Suchanfrage bei einer größeren Sendeanstalt.  
 
Die nachfolgenden Seiten stellen lediglich Arbeitsmaterial dar. WER MIT DEM MATERIAL WEITERARBEITEN MÖCHTE, MUSS DIE QUELLEN UND AUSSAGEN SELBST ÜBERPRÜFEN.  
 
 
 
 
O-Töne zur ENTSCHÄDIGUNG der NS-ZWANGSARBEITer  
 
- (Rundfunkarchiv): Hier werden Entscheidungen, sind sie erst einmal gefällt, schneller umgesetzt, als beim großen Nachbarn Deutschland. Hat sich die Regierung erst einmal zu einer bestimmten Maßnahme durchgerungen, muss sie weit seltener mit Widerständen rechnen. Für die ENTSCHÄDIGUNG der NS-ZWANGSARBEITer in Österreich könnte das bedeuten, dass sie, obwohl die Diskussion hierüber später begonnen hat, schneller mit Ausgleichszahlungen rechnen können. Eine der ersten Amtshandlungen des neuen Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel bestand denn auch darin, eine Regierungsbeauftragte für die ENTSCHÄDIGUNG zu ernennen. (Schüssel) Wir wollen hier keine leeren Worte dreschen. Wir wollen hier ganz konkrete Aktionen in einem sehr heiklen Bereich bringen. Wir wissen, dass bisher in mancher Beziehung gebremst wurde. Wir wollen das nicht tun (J) Als Bremser für eine zügige ENTSCHÄDIGUNGsreglung könnten sich nun Jörg Haiders Freiheitliche versuchen. Die FPÖ hat seit jeher einen Zusammenhang, zwischen dem NS-Unrecht einerseits und den Leiden österreichischer KRIEGSGEFANGENEr in der Sowjetunion hergestellt. 
 
- (Rundfunkarchiv): Österreich, die USA und sechs osteuropäische Staaten haben sich über die ENTSCHÄDIGUNGsmodalitäten für ZWANGSARBEITer geeinigt. Die Zahlungen belaufen sich auf insgesamt 6 Milliarden Schilling. Das sind etwa 846 Millionen Mark. Aus dem Versöhnungsfond sollen etwa 150.000 Opfer entschädigt werden, die während des Anschlusses von Österreich an das Deutsche Reich zwischen 1938 und 1945 ZWANGSARBEIT für die Nazis leisten mussten. Und heute noch am Leben sind. Aus Wien Elias Biadl: Bundeskanzler Wolfgang Schüssel blieb dem Pressetermin überraschend fern. Er überließ es seiner Regierungsbeauftragten für ZWANGSARBEITerfragen, Elisabeth Schaumeier, das Ergebnis der zweitägigen Versöhnungskonferenz publik zu machen. Eine Einigung gab es zunächst auf die Zahl der Anspruchsberechtigten. Rund 150.000 NS-Opfer sollen aus Wien ENTSCHÄDIGUNGszahlungen erhalten. Auch die Summen stehen danach fest: Umgerechnet 15.000 Mark bekommen ehemalige Sklavenarbeiter. In der Industrie eingesetzte Gefangene können mit 5000 Mark rechnen, waren sie in der Landwirtschaft beschäftigt mit 3000 Mark. Für Frauen, die als ZWANGSARBEITerinnen in der damaligen deutschen Ostmark Kinder zur Welt brachten gibt es 700 Mark. Kinder, die damals in einem Alter von unter 12 Jahren deportiert wurden, sollen in der gleichen ENTSCHÄDIGUNGskategorie wie ihre Eltern eingestuft werden. Maria Schaumeier nannte die Einigungen mit den Delegationen aus Osteuropa einen Durchbruch: Denn es wurden die bilateralen Abkommen für die Abwicklungen der Zahlungen an die Opfer in den Ländern sehr weit durchdiskutiert. Und fast unterschriftsreif gebracht ....(J) US-Unterhändler Stewart Eisenstatt mahnte zur Eile, da jeden Monat ein Prozent der Anspruchsberechtigten sterbe. .... Die österreichische Wirtschaft jedoch, will an dem Versöhnungsfond nur teilnehmen, wenn zuvor jeder weitere mögliche ENTSCHÄDIGUNGsanspruch ausgeschlossen wurde. 
 
- (Rundfunkarchiv): Der Bundestag hat heute in Berlin seine Plenarberatungen für diese Woche aufgenommen. Dabei erlebte das Parlament eine aktuelle Stunde, bei der es um die Regierungsbeteiligung der FPÖ des Rechtspopulisten Jörg Heider in Österreich und die Reaktion der EU auf die neue Wiener Regierung ging (J") Die Sanktionen der Eu gegen Österreich haben zu der wohl schärfsten außenpolitischen Kontroverse seit Jahrzehnten im Bundestag geführt. Ex-Außenminister KINKEL begann den Reigen, in dem er der Bundesregierung Kasperletheater vorwarf, das schnellstens beendet werden sollte. AUßENMINISTER FISCHER wies das strikt zurück, und bezeichnete die Sanktionen als milde aber unausweichlich (F) Wenn wir ihrer Linie gefolgt wären, hätten wir das Problem gehabt, dass wir Deutschland in die Isolation geführt hätten, dass wir Misstrauen produziert hätten, dass wir Misstrauen produziert hätten, wie es schon einmal in der Kroatien Politik gewesen war. Dieses wollten wir nicht, dieses tun wir nicht. Das wäre auch nicht gut, sondern eine europapolitische Eselei. Und das lehnen wir ab. (J) Mit folgender Bemerkung glitt die Debatte jedoch ins persönliche ab (F)  
 
 
 
 
 
 
O-Töne von Jörg Haider  
- (Rundfunkarchiv): (Zitat von Jörg Haider) Wir sind nicht mehr der politische Würstelstand der Ausgegrenzten, sondern wir sind ein mittelständisches Reformunternehmen geworden, das sich anschickt in demokratischer Weise die Generalssanierung des Hauses Österreich voranzubringen.  
- (Rundfunkarchiv): (Haider) Das was ich gesagt habe, war eine Feststellung von Tatsachen: Das im dritten Reich eine große Zahl von Arbeitsplätzen durch eine intensive Arbeitsmarkpolitik geschaffen wurde. Und damit das Los der Arbeitslosigkeit beseitigt wurde. Aus Anlass einer Debatte, das in Österreich immer mehr Menschen arbeitslos werden, und gleichzeitig importieren wir immer mehr Ausländer, die dann unsere Arbeit machen sollen. 
- (Rundfunkarchiv): (Haider) Bei der Überfremdung geht´s um die Frage: Kann ein Volk wie Österreich, das sieben Millionen Einwohner hat, eine Million Ausländer ertragen. Und soll noch weitere Zuwanderung gemacht werden? I bin dafür, dass ein Einwanderungsstop praktiziert wird. Ich werde auch als Landeshauptmann, die zukünftige Quote meines Bundeslandes auf Null setzen.  
 
 
 
 
 
O-Töne zur ÖVP/FPÖ-Koalition  
 
- (Rundfunkarchiv): (Nachrichten) Einen guten Tag. Die Schlagzeilen: Neue Regierung in Österreich vereidigt. Israel ruft Botschafter zurück. Demonstration vor Berliner Hofburg .... In Österreich vollzieht sich zur Zeit eine politische Zeitenwende. Ungeachtet der Kritik der europäischen Union ist die neue Mitte-Rechts-Regierung von Bundespräsident Klestil in Wien vereidigt worden. Der hatte sich in einem Brief gerechtfertigt: Er habe keine andere Wahl als eine Regierung mit der FPÖ zu vereidigen. Aus Wien Anke Mai.: Das österreichische Staatsoberhaupt macht keinen Hehl aus seiner offenen Abneigung gegen die Koalition aus konservativer Volkspartei und rechtsgerichteten Freiheitlichen.  
 
- (Rundfunkarchiv): Der frühere Botschafter Israels in Deutschland, Primor, äußerte sich im Deutschlandradio Berlin sehr besorgt über die Entwicklung in Österreichs: Wenn er erfolgreich wird, und bislang ist er es, und er könnte noch erfolgreicher werden. Dann ermutigt das Rechtsextremismus in Deutschland, dann ermutigt das solche Leute wie Le Pen in Frankreich ... Das muss von Anfang an ausgegrenzt werden, sonst kann sich diese Seuche verbreiten. Und nicht nur in Österreich, warum beginnt das eigentlich in Österreich? Warum ist das in Österreich so sehr gefährlich? Weil die Österreicher eben gleichgültig sind, weil die Österreicher ihre Gewissenerforschung noch nicht gemacht haben, weil sie immer noch verdrängen, immer noch behaupten sie hätten mit dem Nazismus nichts zu tun. ... Deshalb sind sie eben nicht empfindlich genug gegen Rechtsextremismus, aber die andern sind es Gott sei Dank. Und deshalb glaub ich, wenn sie so weiter machen, wenn sie Österreich, wenn sie Haider ausgrenzen. Dann werden sie tatsächlich die rechtsextremistische Gefahr in Grenzen halten. (J) Soweit Avi Primor. Wegen der Regierungsbeteiligung der FPÖ hat der israelische Botschafter Meron das Land inzwischen verlassen. Meron will für unbefristete zeit in Israel bleiben, sagte ein Regierungssprecher in Tel Aviv.  
 
- (Rundfunkarchiv): Gestern gingen sie wieder auf die Straßen Wiens, die Kritiker der schwarz-blauen Regierung in Österreich. Den Anfang hatten am Freitag Tausende Schüler gemacht. Gestern waren es Zehntausende Menschen und die Demonstrationen sollen weitergehen. Stein des Anstoßes ist die Regierungsbeteiligung der FPÖ, des Rechtspopulisten Jörg Haider. Elias Biadl über die gestrige Kundgebung: (Atmo Demo) (J) Sie kamen aus allen Teilen des Landes, mit Sonderzügen, im Gepäck selbstgemalte Transparente, wie : Lieber Null zu Neun gegen Spanien als 1 zu 14 gegen die EU steht auf einem zu lesen. Trotz Nieselregens ist die Stimmung gut. Von fünf Sammelplätzen aus bewegten sie Zehntausende singend und trommelnd zum Heldenplatz an der Hofburg. Hier hatte einst Adolf Hitler den Anschluss der Ostmark ans deutsche Reich ausgerufen. Und hier hatten schon einmal, 1993 , eine Viertelmillion Menschen gegen Jörg Haiders FPÖ demonstriert, damals noch eine kleine Oppositionspartei (Redner) WIR DAS VOLK, WIR STEHEN HEUTE HIER, weil wir eine Regierung haben die Unglück und Schande über dieses Land gebracht hat. Aber wir wollen auch genau sein! Eigentlich stehen wir heute hier, weil wir dafür sorgen wollen, dass diese Regierung, die Unglück und Schande über dieses Land gebracht hat, nicht mehr lange die Regierung dieses Landes ist. (Jubel) (J) Nur linke Chaoten und Krawallmacher seien hier unterwegs, hieß es vorab aus der Zentrale der Freiheitlichen Partei. Auf dem Heldenplatz waren aber keine auszumachen. (J) Darum wollt ich sie mal fragen, ob sie auch eine linke Chaotin sind? (S) Nein. überhaupt nicht. Ich bin eine Seniorin. Ich bin das erstemal in meinem Leben zu einer Demonstration gegangen. Aber ich habe gedacht, jetzt oder nie (J)  
 
- (Rundfunkarchiv): Seit gestern Mittag sind die beiderseitigen Beziehungen zwischen den 14 EU-Staaten auf der jeweils einen und ihrem 15 Partner Österreich auf das absolut notwendige Minimum beschränkt. Gegenseitig Ministerbesuche finden vorerst nicht mehr statt. Und österreichische Kandidaten für Posten in den internationalen Organisationen werden von den 14 anderen Partner nicht mehr unterstützt. Außerdem müssen österreichische Botschafter in den Hauptstädten der anderen EU-Staaten die diplomatische Degradierung hinnehmen, dass sie nur noch von einem Beamten und nicht mehr von einem Staatssekretär empfangen werden., wenn sie vorrechen. Auf diese in der Geschichte der Union bisher einmalige Form des Protests hatten sich die 14 Staaten bereits am Montag geändert. .... Auf Unionsebene gilt der politische Boykott nicht. .... Zunächst wollen die EU-Staaten verhindern, daß rechtsgerichtete politische Parteien und Gruppierungen hoffähig werden. Insofern stellt die Regierungsbeteiligung der rechtsgerichteten FPÖ in Europa einen Dammbruch dar.  
 
- (Rundfunkarchiv): (Menasse) Es war meiner Meinung ein großer Fehler, Haider immer in diesem Kontext Le Pen, Schönhuber, oder überhaupt `Neuer Hitler´ zu sehen. Das war eine Dämonisierung, die in Österreich nichts gebracht hat, weil die Österreicher eh genau wussten, dass er kein Hitler ist .... dass eigentlich der Nationalsozialismus verharmlost und Haider nicht in seiner Gefahr definiert wurde .... weil in Wahrheit Haider nicht mit Schönhuber, Le Pen vergleichbar ist, sondern eher mit einem Franz Josef Strauß ... ein Mann der auch mitregiert hat, von der Provinz aus ... immer Bundeskanzler werden wollte ... und nie Bundeskanzler werden konnte.  
 
- (Rundfunkarchiv): (Rabinowitsch) Ich glaube, dass er Jörg Haider ganz anders zu erklären ist, nämlich als eine Art Chimäre, als eine Mischung aus einem Berlusconi, einem Fini und Bossi zur gleichen Zeit. Oder einem Gingrich, einem Ducanan und einem Kuklux ... Chef Duke.... Ein Franz-Josef Strauß wäre niemals vor einer Waffen-SS aufgetreten, um deren ... Treue zur Ideologie zu loben.  
 
 
 
 
 
O-Töne von Haiders Eltern  
aufgenommen von Christine Martin für den ORF (Auszug) 
 
Gegenüber das Haus 26 unter einer riesigen alten Linde. Ein bescheidener Bau mit dunklen hölzernen Anbauten, vom Alter gebückt, die Fenster rot grün eingefasst, rot ausgesägte Herzen in den Fensterläden. Tulpen blühen vor dem Eingang und Narzissen. Auch die Spalierravellen an der Südwand haben ihre Blüten geöffnet. An den Kaninchenställen hängt ein Schild: Zimmer frei. Die Haustür ist nur angelehnt. Auf einem mattgewordenen Messingschild der Name: Haider. Ein vorsichtiges Klopfen genügt. Dorothea Haiders Blick ist fest und verwirrend, die Sonne lässt ihre Augen aufleuchten. Sie sind nicht einfarbig, sondern grün und braun schimmernd, gesprenkelt wie Vogeleier. Aufrecht steht sie vor mir. Korrekt. Eine zierliche alte Dame, in blau-weiß karierter Bluse und wollener Trachtenjacke. Ihre 82 Jahre sieht man ihr nicht an, Disziplin ist Dorothea Haider nicht fremd. Auch Strenge nicht. Bei aller Freundlichkeit.  
- Hier hat Jörg Haider bis zum Abitur 1968 gewohnt. Ein niedriger Raum mit Biedermeierbett, darüber zwei gekreuzte Degen und Verbindungswimpel, gegenüber der Schreibtisch. Eine Pfeifensammlung, ein Schillerporträt. Penatencreme am Waschbecken. Eine Lampe mit Webschirm einige alte Bücher. Die sind noch von meinem Vater sagt Dorothea Haider hastig, als ich nach einem runenverzierten Buch mit dem Titel `Heim ins Reich´ greifen will. 
 
- (D) Ich hab meinen Mann im Jahr 38 oder 39 kennen gelernt. Und zwar waren wir beide in der Sozialarbeit bei der damaligen deutschen Arbeitsfront, das ist was heute die Gewerkschaft ist, wenn ihnen das ein begriff ist, damals, in der zeit. Österreich ist ja angeschlossen worden, 28 , und da hab wir uns kennen gelernt .... mein Mann ist dann eingerückt und war bis am Ende des Krieges Soldat. 
 
- Als sie ihren Mann 1938 kennen lernte war er Gaujugendverwalter der Deutschen Arbeitsfront in Linz. Sie selbst bis 1945 Bannjugendführerin. Frau Haider mustert ihre zierlichen Hände: (DH) Das war Damals in den dreißiger Jahren war es eine sehr, sehr schlechte Zeit, nicht. es waren ja in Österreich 600.000 Arbeitslose, nicht. Es war ein Land mit 6 Millionen Einwohnern. Ich hab das Glück gehabt, dass ich aus einem Elternhaus gekommen bin, wo man finanziell gut fundiert war.  
 
- Mein Mann ist im Jahr 1933 aufgrund der schlechten finanziellen und sozialen Lage nach Deutschland gegangen, nicht. Und war dann in Deutschland bis 1938. 
 
- (J) Ihr Mann Robert ging nicht ganz freiwillig über die Grenze. Kurz nach seiner Verhaftung durch die Österreichische Polizei wegen `nationalsozialistischer Umtriebe´ gelang ihm auf dem Weg ins Gefängnis, noch auf dem Bahnhof die Flucht. In Deutschland kam er zur Österreichischen Legion, mit der Hitler die Reichsdeutsche Zukunft in Österreich vorbereiten ließ. Dorothea Haider schweigt. 
 
- Mein Mann war in der Hitler Jugend und dann in der SA, wie alle waren. Wie er hinaus ist in Deutschland, war er in der Österreichischen Legion. Alle Österreicher, die nach Deutschland hinaus sind, sind in der österreichischen Legion zusammengefaßt worden, nicht, das war eine militärische Ausbildung. Wir habn den Einmarsch Hitlers erlebt, und die Leute die alle auf der Straße waren. Und Heil geschrien haben. Na ja, und so ist das dann weitergegangen. Und dann waren wir eingeschlossen. Und das macht man uns heut noch zum Vorwurf. Ich was net, wie sich die heutigen verhalten hätten in dieser Situation, das Leben hat sich insofern verändert, dass die Leut arbeit gehabt haben. Zuerst haben die Leut die Arbeit angenommen, die sie annehmen mußten, waren sehr viel im Straßenbau. Und so weiter. Und dann hat sich das ein bissel konsolidiert. Und dann ham die Leut eben Arbeit gekriegt, die ihrer Berufsausbildung entsprochen hat. und das war dann so dass die Arbeitslosigkeit rapid gesunken ist. sicher net. Und jeder wird sich damals gedacht haben, ich bin mir selbst der Nächste". 
 
- Ich war von der Belastung her ... ich hab in der Jugend gearbeitet und war dadurch belastet. Hab daher erst 55 Wählen dürfen. net. Sühne zahlen. Wir haben sehr viele Nachteile gehabt. Obwohl wir Idealisten waren, dass sag ich ihnen ehrlich, wir haben keine Ahnung gehabt, mit KZ, das haben wir erst alles nachher gehört. Aber bittschön, reden wir über die Dinge, das macht man uns allen jetzt zum Vorwurf. 
 
- (erregt) I kann ja aus meiner Vergangenheit, die kann ich ja nicht wegradieren, i werf mehr gar nix vor, i hab gearbeitet, i hab im Krieg mei Arbeit gemacht. Das war sicher nicht leicht. 
 
- Jörg hättens keinen Vorwurf gemacht, wenn er sich von seinen Eltern distanziert hätte? 
 
Er ist immer zu seinen Eltern gestanden. Und hat uns nie einen Vorwurf gemacht. Wir sind eben in diese Zeit hineingeboren, nicht. Und haben diese Zeit miterlebt. Aber was hätten wir tun sollen. Wir konnten das als junge Menschen gar nicht beurteilen, was alles kommt, was dieser Krieg mit sich bringt. nicht. Das macht man ihm zum Vorwurf, bezeichnet ihn als Antisemit, obwohl er nie ein Wort gegen die Juden gesagt hat, nicht. Man bezeichnet ihn als Rassist, er hat nie was gesagt, gegen Menschen anderer Völker. Man bezeichnet ihn als Populist. Der Jörg war immer sozial denkend. Und hat immer eigentlich für den kleinen Mann eingetreten, immer für den schwachen eingetreten. Mir san immer zu ihm gestanden, weil wir ihn kennen als einen starken Charakter, als einen sehr anständigen Menschen. Für den in erster Linie der Mensch gilt. Und dann kommt alles andere.  
 
- (Robert Haider, 86) Grüß Gott, Haider. Meine Frau ist meine Wortführerin. 
 
- (Robert Haider):  
Und dann erklärt man uns, wir seien Nazis, und so weiter. Wir haben alles getan um dieses Österreich wieder ins rechte Gleis zu bringen. Und niemand fragt uns, niemand fragt uns, warum wir zur NSDAP gekommen sind. Da fragt uns niemand, das als, das existiert für die net. Wir waren nur Verbrecher, weil wir da dabei warn. Der Hitler hätte nie den Krieg führen können, wenn ihm das Volk nicht so dankbar gewesen wär, das es aus der Armut herausgehoben worden ist.  
 
 
 
 
 
Gerichts-Dokument (Graz)  
 
25.AUGUST 1945 OBERHAUER KONRAD, VOLKSTURM,  
POLIZEIPROTOKOLL EISENERZ, POLIZEIDIENSTSTELLE EISENERZ. 
 
Wir wurden mittels Kraftwagen in die Seeau (siehe Karte) geführt. Dort war eine Mannschaft des Volkssturmes, circa 15 Mann mit 92 Juden, welche etwas fünf Gruben ausgehoben hatten. Von den fünf Gruben waren drei bereits voll und zugegraben. Die eine Grube war zu Hälfte voll und stand noch offen und die fünfte Grube war ebenfalls offen und leer. Bei der Übernahme waren circa noch hundert Leichen einzugraben. Das war um sechs Uhr abends. Um 23 Uhr kamen wir nach Hause. Die Juden, die dort gearbeitet hatten, nahmen wir bis zum Lager Münichtal mit und lieferten dort 91 ab. An den Leichen nahm ich war, dass sie zum großen Teil sehr viele Verwundungen hatten. Ich hatte auch gesehen, Leichen mit gespaltenen Köpfen, den Bauch offen, so dass ihnen die Gedärme heraushingen. ... Nach meiner Schätzung dürften ... in der Seeaus mindestens 250 Leichen vergraben sein.  
 
 
 
 
 
Dokument 
Gendarmeriekommandoposten EISENERZ, Bezirk Leoben  
 
Aus einem Schreiben des Stadtamtes an die der Steiermärkischen Landesregierung, 20.11.1964, GZ 9/405a11/4/1964: 
... dass weder im EISENERZer Stadt, noch am Standesamt, noch an der zuständig BH noch bei der Bundespolizei Leoben irgendwelche Unterlagen über das Nebenlager EISENERZ aufliegen...Das Stadtamt hat an das Amt der steirischen Landesregierung mitgeteilt, dass sich im sogenannten Gsollgrabn bis Kriegsende ein Barackenlager befand, in dem hauptsächlich Juden, und zum Teil auch Kriminelle untergebracht waren. Die Bewachung oblag dem damaligen SS-Sicherheitsdienst, der auch die administrative Arbeit innehatte.... Dem Hörensagen soll sämtliches Aktenmaterial verbrannt worden sein.  
 
 
 
 
 
 
Dokument 
 
(Auschwitzfilmrolle 2, Fernschreiben GÖRING-Stahl Linz nach Berlin wegen Errichtung eines Nebenlagers in EISENERZ, 12.4.1943, Institut für Zeitgeschichte München, Nürnberger Dokumenten) 
 
31.5.1940  
 
Chef der Sicherheitspolizei und des SD, Schnellbrief an den Herrn Reichsstatthalter in der STEIERMARK, in Granz, betrifft Arbeitseinsatz der Juden, Vorgang FS Bericht vom 4.51940. ZL 38ju1/1 1940: Erörterung Judeneinsatz, grundsätzliche Billigung des Arbeitseinsatzes der Juden, bei Straßen und Erdbauarbeiten" Dabei ist es jedoch erforderlich die Juden in Lagern während des Arbeitseinsatzes getrennt unterzubringen, ihnen das Verlassen des Lagers während bestimmter Stunden zu untersagen, wie überhaupt das Prinzip eines getrennten Arbeitseinsatzes anzustreben 
 
1939: Hinweis im Dokument auf 400 KRIEGSGEFANGENE Polen. 
 
 
 
 
 
O-Ton (ORF-Sendung „Hörbilder“, 9.9.1999)  
 
Interview mit JUDITHA ROSA, HEUTE ÄRZTIN IN DEN USA 
 
37.40 17tägiger Todesmarsch: Aber das Furchtsamste, dass mir geschehen ist, und der ganzen Gruppe, war in EISENERZ....Wir sind in EISENERZ am 17.April um 2 Uhr angekommen. Zuerst haben wir etwas zu Essen bekommen, Suppe und etwas Brot. 39.00 Dann sind wir angefangen auf der stillen Straße auf den Berg aufzuklettern. Es ging sehr schwer .... Dann haben wir die Geschiese gehört, .... die Geschiese waren in Reihen ununterbrochen und auch Maschinengewehre konnten wir hören ... Dann sind wir um eine Kurve gekommen und da sahen wir es, die Straße war bedeckt mit Körpern. All of them bled, some were dead and some still moved … Alle bluteten, manche waren tot und manche bewegten sich noch ... und der Schnee war rot von Blut. ... Die Wächter haben geschrieen : Los, los ihr Saujuden... Und wir haben gesehen, dass .... Wächter standen, ihre Waffen an uns gerichtet haben, und sie haben ununterbrochen geschossen. Und die Menschen sind gefallen. Unsere Reihen waren dünner und dünner geworden. 
 
I visited EISENERZ twenty years after. I was with my brother and my two children: ... We searched for a memorial that so here many hundred people were killed - but we found nothing. Only one poster that a circus comes to EISENERZ. We bought viewcards in EISENERZ. The businessman was very friendly and he asked us whether our visit first is in EISENERZ. And then answer I him: I was already here. In 1945 with the prisoner transportation in the direction of MAUTHAUSEN. Dann hat er sich daran erinnert, er hat sich sogar daran erinnert, dass wir dort Essen bekommen haben.... Dann hab ich ihm gesagt, dass wenn wir über die Spitze kamen, dann war es wirklich schrecklich ... dann waren mehrere hundert Menschen erschossen. He was no more friendly from this momentum. He became very furious. He then says: That is a lie! That is communist propaganda! Somebody was never shot to death here! Vielleicht ein oder zwei Häftlinge ... Ich war im Schock, ich dachte ich konnte seine Augen auskratzen, weil ich nie das Bild vergessen werde, wenn ich die Körper, die blutenden Körper sah. Und mein Bruder musste mich mit Gewalt von dem Geschäft tragen.... And I wept as a baby. ... Jetzt haben wir es alle verstanden, warum geben es keine Denkmale.  
 
 
 
 
 
 
Interview (Auszug, nicht autorisiert)  
 
FLORIAN FREUND UND BERTRAND PERZ (two historians in Vienna) 
 
Die Forschung selbst zum Nationalsozialismus hat erst in den 80er Jahren etwas zugenommen...Wir haben hier doch eine große Verspätung im Vergleich zur Bundesrepublik 
 
Vielleicht auch einen wesentlichen Grund, warum diese Forschung nicht in Gang gekommen ist, in Österreich, ist auch die Tatsache, dass hierzulande die NS-Verbrechen kaum verfolgt wurden, insbesondere nach 1947. Zwischen 1945 und heute hat es circa zwanzig Prozesse gegeben, bei denen fast alle Angeklagten freigesprochen wurden... Und dazu kommt, dass für diese Prozesse keine historischen Gutachten angefertigt wurden. 
 
Uns fehlen halt diese Verfahren, wie das Auschwitz-Verfahren in Frankfurt, das doch diese Rückwirkung auf Wissenschaft und Öffentlichkeit hatte. Denn die Verfahren, die in Österreich stattgefunden haben, etwa in den 60er Jahren, waren zwar spektakulär als Verfahren. Aufgrund der Geschworenengerichtsbarkeit, die wir haben, sind diese Verfahren aber in der Regel so ausgegangen, daß die Leute freigesprochen wurden, daß heißt man hat bei den Geschworenengerichten die Situation gehabt, daß die Geschworenen der Meinung waren, daß sind sozusagen unsere Leute. Also dieses Wir-Kollektiv noch einmal hergestellt, fast a Volksgemeinschaft müßte man sagen. Und die Leute sind freigegangen. Das ging oft in Revision, wurde wegen Irrtums der Geschworenen aufgehoben - und es wurde wieder freigesprochen. Das hat dann als Begründung gedient Anfang der 70er Jahre für die Sozialdemokratie: Wir machen quasi eine kalte Amnestie, wir übermitteln quasi überhaupt nicht mehr weiter, wir klagen nicht mehr an. Und quasi haben wir die Situation, daß Anfang der 70er Jahre die NS-Verfolgung zum völligen Stillstand kommt. Auch im Unterschied zur Bundesrepublik. 
 
Es ist in Österreich in vielen Dingen ganz ähnlich, wie im damaligen Deutschen Reich, die Opfergruppen: Es geht von den Konzentrationslagerhäftlingen, über die zivilen ausländischen ZWANGSARBEITer, zu den KRIEGSGEFANGENEn, den Justizgefangen, den inländischen Juden in eigenen Judenlagern. Was hier speziell noch dazukommt, ist ein ZWANGSARBEITseinsatz von ungarischen Juden ab Sommer, Herbst 1944, der ganz besonders grausam war. In den Größendimensionen, wenn man so als Stichtag den Herbst 1944 nimmt, muß man davon ausgehen, daß circa 520.000 zivile Ausländer in Österreich waren, circa 60.000 KZ-HÄFTLINGE, circa 65.000 ungarische Juden. Über die Zahlen der österreichischen Juden, die zu diesem Zeitpunkt noch gelebt haben, und ZWANGSARBEIT geleistet haben gibts nix genaueres ... dürften nicht sehr viele gewesen sein, höchstens zwei, dreitausend. Österreichische Roma und Sinti nicht zu vergessen, die waren allerdings im Herbst 44 schon zum allergrößten Teil deportiert in das Ghetto in Lodz und nach Auschwitz und ermordet worden.  
 
Dazu kämen noch etwa 200.000 KRIEGSGEFANGENE, zu dieser Zeit, die auch zum größten Teil in der Kriegswirtschaft als Arbeitskräfte eingesetzt waren.  
 
 
Der Unterschied jetzt, zum übrigen Deutschen Reich, ist der das durch die Beschäftigung dieser verschiedenen Gruppen von ZWANGSARBEITern, insbesondere der zivilen Ausländer im heutigen Österreich, nicht nur die Zahl der zur Wehrmacht eingezogenen ausgeglichen wurde. Sondern die Zahl der Gesamtbeschäftigten stark angestiegen ist. Und das ist ein ganz gewaltiger Unterschied. Und der läßt sich, auch wenn man das branchenspezifisch analysiert nachweisen. Ich nehme zum Beispiel die Zahl der Bauarbeiter, die in der damaligen Ostmark, noch sehr sehr hoch ist, während die Zahlen im übrigen Deutschland doch sehr stark gefallen sind. Und das rührt daher das die INDUSTRIALISIERUNG in Österreich erst mit dem Anschluß 1938 beginnt.  
Während so der große Aufbau der Rüstungsindustrien im übrigen deutschen Reich bereits abgeschlossen war, zu einem guten Teil. Und diese Industrien, die hier neue aufgebaut werden, die starten ihre Produktion 194/42. Und dann kommt noch der Effekt dazu, daß durch den Bombenkrieg der Allierten ... sehr viele Industrien nach Österreich verlagert wurden. Und hier auch noch mal ein zusätzlicher Arbeitskräftebedarf entstanden ist. Wodurch sich da diese gewaltigen Unterschiede zum übrigen Reich erklären.  
 
Das heißt, man könnte von dieser Frage her sagen, daß der ZWANGSARBEIT auf österreichischem Gebiet für die Entwicklung der Kriegswirtschaft noch viel wesentlicher war als im Deutschen Reich im gesamten gesehen. Also hier konnte die Rüstungsexpansion unter Kriegsbedingungen nur stattfinden, in dem die ZWANGSARBEITer in großer Zahl zur Verfügung gestellt wurden. Und anders wäre das nicht möglich gewesen. Das läßt sich auch aus einzelnen Firmenakten sehr gut zeigen, wo man einfach sieht, wo Firmen etwa mit dem Argument, Herbst 41, die Produktion beginnt jetzt und wir haben das Problem, wir bekommen keine Facharbeiter. Im übrigen Deutschen Reich hätte man überall noch die Facharbeiter, dort hätte es die Stammbelegschaften gegeben, die man vor Einziehungen geschützt hat, wir brauchen überhaupt erst Facharbeiter, wo können wir die herbekommen. Dann überlegt man: Bekommen wir die aus dem Konzentrationslager... Und da sieht man diese besondere Bedeutung, die die ZWANGSARBEIT spätestens in der zweiten Kriegshälfte erlangt hat.  
 
25.10 P: Wenn man vergleicht: Deutsches Reich ohne damalige Ostmark und die damalige Ostmark, so sieht man das hier, der Anteil der zivilen Ausländer an den Gesamtbeschäftigten wesentlich höher ist, immer einige Prozentpunkte höher ist, als im übrigen deutschen Reich. Und das geht dann bis zu einer Größenordnung von 30 Prozent in der damaligen Ostmark .... und um die 25 Prozent im übrigen Deutschen Reich. Und schon von daher sieht man, daß dieser zwangsweise Einsatz von Ausländern in Österreich eine noch größere Bedeutung gehabt hat.  
 
26.10 F: Dazu ist zu sagen, Österreich war natürlich vor 1938 kein reines Agrarland. Es gab hier ... in Österreich Industrien, es gab auch Großindustrie: Nur wenn man zurückgeht auf die Situation vor 1918, also Monarchiegebiet, so muß man sagen, daß das heutige Österreich im Vergleich zum damaligen Böhmen und Mähren, Tschechien heute, doch zurückgeblieben war in der INDUSTRIALISIERUNG. Gleichwohl gab es diese Industrie. Wir haben 1938 die Situation, daß der deutsche Einmarsch, dazu führt, daß man dieses Land nicht nur in Bezug auf die Ressourcen - Arbeitskräfte, Rohstoffe, etc - ausbeuten will, sondern daß man einerseits die bestehenden Industrien ganz schnell auf Kriegswirtschaft umstellen will ... und daß man hier möglichst viele neue Industrien aufbaut, sei es Grundstoffindustrie, sei es speziell für den Rüstungsbedarf. Und quasi eine neue Großindustrie aus dem Boden stampft, die geopolitisch für ein Grossraum-Europa schon gedacht ist.  
Ich sage hier ein Beispiel, etwa die AluminiumWERKE in Ranshofen, in Oberösterreich, sollten gedacht werden, um Bauxit aus dem südosteuropäischen Raum zu verwerten in Österreich und Aluminium für die Flugzeugindustrie herzustellen, fürs gesamte Deutsche Reich. ... 
 
 
28.00 F: Beispiel auch ReichsWERKE HERMANN GÖRING in Linz, am Standort Donau. Das heißt wir haben auf der einen Seite den ERZBERG, man hat aus Rumänien Erdöl.  
Oder man will auf der Donau Kohle verschiffen. Der Rhein-Main-Donau und der Donau-Oder Kanal ist schon in Planung, wo man hier großräumig in ganz Europa Rohstoffe, Halbfertigprodukte und Fertigprodukte hin und hertransportieren will. Also, man will Österreich schon auf den Krieg umstellen, aber schon in Hinblick auf ein neugeordnetes Europa 
 
28.40 F: Und diese Großindustrie, die aus Kriegszwecken und unter Bedingungen der Kriegskonjunktur eben aufgebaut wird, hat ja nach 1945 den Effekt gehabt, sie wurde in die staatliche Industrie übergeleitet, aber hier sehr viel Basis geschaffen wurde, für eine Groß und Schwerindustrie, die vor 1938 nicht vorhanden war. Also hier gibt es einen INDUSTRIALISIERUNGsschub. Auch eine Veränderung der industriellen Zentren: Oberösterreich, .... war vor 1938 kein Industrieland. Und wurde durch die Gründung der ReichsWERKE und den enormen Ausbau von Steyr-Daimler-Puch zu einem Schwerpunktindustrie gebiet Österreichs nach 1945 
 
29.40 P: Rein statistisch kann man das ganze natürlich sehr schön nachvollziehen, indem man sich anschaut die Zahl der Betriebe mit über 1000 Beschäftigten vor 1938 und 1945 und danach. Und da sieht man zum Beispiel in Oberösterreich waren vor 1938 keine zwanzig Betriebe und 1945 sind es über 100 Betriebe mit über 1000 Beschäftigten. Da wurden ganz gewaltig die Strukturen verändert .  
Das heißt aus kriegswirtschaftlichen Überlegungen wurden ja zahlreiche klein und Kleinstbetriebe stillgelegt um die Arbeitskräfte freizumachen für die Großindustrie, da wurden Strukturen gewaltig verändert. Und unter den Bedingungen des Krieges war das, sagen wir, mit relativ wenig Reibungsverlusten möglich, was ja sonst ganz andere Widerstände produziert hätte. 
 
31.00 P: Was ist den Opfern passiert? Dann muß man natürlich sagen, ja zunächst einmal ist den Menschen ihre Lebenszeit geraubt worden, es ist ihnen Einkommen geraubt worden, und in häufigen Fällen, bei den Konzentrationslagerhäftlingen, wie bei den ungarischen Juden, ist ihnen ihr Leben geraubt worden.... In Zahlen das zu fassen, ist für einige Bereiche möglich, zum Beispiel ....von den circa 200.000 nach Mauthausen eingelieferten KZ-HÄFTLINGEn, sind ungefähr 100.000 ums Leben gekommen. Von den circa 65.000 ungarischen Juden die ab Sommer 1944 nach Österreich deportiert wurden, kamen ungefähr ... 30.000 ums leben. ...  
 
32-10 P: Es ist auch bei den KRIEGSGEFANGENEn, die massiv ZWANGSARBEIT leisten mußten,  
da sind vor allem die sowjetischen KRIEGSGEFANGENEn am schlechtesten behandelt worden. Und von denen sind auch relativ viele gestorben. Ein erheblicher Anteil wurde ja in Mauthausen ermordet. Bei den zivilen Ausländern, hier muß man sagen, die Todeszahlen können wir nicht nennen, da fehlen vor allem noch einschlägige Forschungen. Es waren vor allem sehr junge, kräftige Leute ... Das ist ja auch der Grund, warum heute noch so eine große Anzahl lebt von den zivilen Ausländern. Hier dürften die Todeszahlen nicht so hoch gewesen sein. Allerdings muß man dazu sagen, alle die, die sich geweigert haben, dieser nationalsozialistischen Arbeitsdisziplin sich zu unterwerfen, wurden schwerstens bestraft, schwerstens sanktioniert, mit Arbeitserziehungslager, Einweisung in Konzentrationslager und ähnliches. Und da sind natürlich sehr viele von ihnen ums Leben gekommen. 
 
33.20P: Dazu ist natürlich zu sagen, daß die Lebensbedingungen der zivilen ausländischen Arbeitskräfte, die natürlich die größte Gruppe von ausländischen ZWANGSARBEITern hier waren, je nach rassistischer Diskriminierung durch die Nationalsozialisten sehr unterschiedlich waren, das heißt französische Arbeitskräfte waren natürlich ungleich besser gestellt als Menschen aus Polen oder der Sowjetunion.  
 
35.30 P: Wenn wir jetzt sprechen von Gruppen, das Problem ist, daß man vom statistischen Durchschnitt spricht, und  
 
36.30 F: Ich denk ein wichtiger Punkt ist, den wir noch wenig angeschnitten haben, wir sind jetzt von den Kategorien ausgegangen, ist natürlich die Frage des Arbeitseinsatzes, die Frage, wo haben die Leute gearbeitet... innerhalb der Gruppen ist das sehr unterschiedlich, bei den KZ-HÄFTLINGEn, wo wir beide sehr viel gearbeitet haben ... Bau unterirdischer Stollenanlagen, wo die Todeszahlen extrem hoch waren. Körperliche Arbeit generell, war wesentlich schwerer, und das kann man an den Krankheitsstatistiken, den Todesstatistiken ... immer sehen als etwa Fließbandarbeit, vor Witterung geschützt, in ordentlichen Werkshallen. 
 
37.50 P: Damals hat es ja einen Schulterschluss gegeben, einen rassistischen Schulterschluss . Die rassistische Gesellschaft, die von den Nationalsozialisten etabliert wurde, funktionierte mit der Zustimmung eines Großteils der Österreicher und Österreicherinnen.  
 
38.20 P: Wenn wir das Beispiel des ERZBERGES nehmen. ... Ich geh davon aus, das alleine die Tatsache, daß an einem Arbeitsplatz gleichzeitig ein Konzentrationslager war,  
das ja die Lebensbedingungen und die Arbeitsbedingungen für alle die dort im Werk waren, verschärft haben. Weil es ist völlig klar, daß es absolut einschüchternd gewesen sein muß für alle dort Anwesenden zu sehen, wie denn mit den KZ-HÄFTLINGEn umgegangen wird. Und es war kein Geheimnis, im Gegenteil, es wurde propagiert und verlautbart, wenn ihr nicht gehorcht, dann kommt ihr in ein Konzentrationslager. Das war ja gerade die Methode der Einschüchterung. Das ist genau das gleiche mit den Arbeitserziehungslagern. .... Das System das dahinter steckte war das, daß man Leute verurteile durch die Gestapo aufgrund der Anzeige des Betriebes in einem Arbeitserziehungslager und nach sechs Wochen kamen ja die Leute in den gleichen Betrieb zurück. Und dort berichteten sich ja ihren Kollegen von den Schrecken, die sie erlebt haben und das hat einschüchternd gewirkt. 
 
39.55 F: Es gibt einen wichtigen Punkt noch, der die Lebensbedingungen massiv bestimmt hat, wenn es Arbeit war, wie wahrscheinlich zum Teil am ERZBERG, die letztlich jeder Mensch sehr schnell lernen konnte, das heißt, wenn die Qualifikationen dafür nicht sehr hoch waren, als Vorraussetzung, dann waren die Leute natürlich leichter zu ersetzen, als wenn es Arbeit war, die nur jemand machen konnte, der fachlich geschult war.... Bei den ungelernten, den als Hilfsarbeiter eingestuften Häftlingen wenig Rücksicht nahm ... und darauf gehofft hat, wenn diese Leute abgearbeitet sind, dann bekommt man neue Häftlinge. 
 
42.30F: Was für die inländischen Arbeitskräfte natürlich eine zentrale Erfahrung war, vor allem für Arbeiter in metallverarbeitenden Industrien, das war, das die Leute vor 1938 in der Regel keinen sozialen Aufstieg durchmachen konnten.... Mit der Hereinholung der ausländischen Arbeitskräfte sind diese Leute jedoch enorm aufgestiegen, zu Vorarbeitern, quasi zu Meistern der ausländischen Arbeitskräfte. Das heißt sie haben eine massive Statusaufwertung erfahren. Das prägte natürlich.  
 
 
44.30 P: Und auch den Verlust dieser Perspektive nach 1945, wieder als einfacher Arbeiter eingestuft zu sein. Niemanden kommandieren zu können ...Und das ist eine Erfahrung, die eine ganz wesentliche Auswirkung hat, auf die Mentalitäten in der zweiten Republik. Es war eine massenhafte Erfahrung, wenn man davon ausgeht, das jede dritte Arbeitskraft zwangsweise hier eingesetzt war und kontrolliert war. ....Wobei ja die Regel war auf zehn KZ-HÄFTLINGE eine inländische Arbeitskraft. Und das waren massenhafte Erfahrungen, die dazu beigetragen haben, daß das System des Nationalsozialismus bis zum letzten Tag sehr gut funktioniert hat.  
 
 
45.30 Und von daher sieht man einfach, wie groß die Unterstützung für ein rassistischen System der Nationalsozialisten in der österreichischen Bevölkerung war.  
Und die Präsentation, die Selbstpräsentation Österreichs als erstes Opfer war natürlich bequem für die Leute, man mußte sich nicht mehr auseinandersetzen. Aber gleichzeitig haben natürlich ein Großteil der Bevölkerung gewußt, daß das nicht stimmt. Und in der Tradierung in den Familien, wird natürlich auch etwas völlig anderes tradiert, über den Nationalsozialismus, als was bisher die offizielle Darstellung war und auch was bisher die Geschichtswissenschaft dargestellt hat. Von daher kommt dieser große Gegensatz, zu dem was heute noch kursiert, in Kreisen, wie wir sagen, deutschnationalen Kreisen, die heute im wesentlichen versammelt sind, in der Freiheitlichen Partei, wo eben andere Geschichtsbilder im Vordergrund sind ... die nichts damit zu tun haben mit dem Geschichtsbild, was wir aus der Wissenschaft haben. 
 
49.50 P: Das Konzentrationslager Mauthausen, hat ja ähnlich, wie alle anderen Konzentrationslager, eine sehr starke Entwicklung durchgemacht. Nachdem ... es nach seiner Einrichtung 1938 zu erst einmal der Ausschaltung und Ermordung ... der vermeintlichen politischen Gegner gedient hat, ändern sich die Funktionen. Der Arbeitseinsatz steht dann ab 1943 im Vordergrund, dafür werden ja zahlreiche Konzentrationslager gegründet und die gesunden Häftlinge werden dann in diese Außenlager verschleppt bis sie abgearbeitet waren. Und dann bekommt das Zentrallager in Mauthausen letztlich seine neue Funktion, letztendlich als Sterbelager oder als Mordlager. Das die abgearbeiteten Leute ... zurück geschafft werden ... und dort krepieren oder ermordet werden.  
 
51.30 P: Von der Zahl der Häftlinge her, sieht man die Entwicklung ganz deutlich. Das von ... während 1942 von den circa 7000 Häftlingen, die in Mauthausen und in Gusen, dass das parallel Hauptlager war ...circa 7000 Häftlinge waren. Im gleichen Jahr sind 7000 gestorben in diesen beiden gestorben ... Und am Ende des Jahres waren 14.000 Menschen im Lager. Die Situation dann im Herbst 1944 ...ist dann schon ganz anders: Da sind in Mauthausen und Gusen circa 14.000 Häftlinge und circa ...45.000 Häftlinge verteilen sich auf die ganzen Außenlager , wobei die größten, neben dem genannten Gusen das Konzentrationslager Melk und das KZ Ebensee sind. Die beide sozusagen für die Verlagerung der Industrie in Stollenanlagen eingerichtet wurden....Das ist immer die Frage der Definition, wie man ein Außenlager definiert... Es waren so vierzig bis fünfundvierzig Außenlager, je nach Definition, sie waren über ganz Österreich verteilt.  
 
53-00F: Wobei der Schwerpunkt der Lager natürlich in den Industriezentren lag, also der Raum Wien und der Raum südlich von Wien, der oberösterreichische Zentralraum als die beiden Industriegebiete, wo die meisten Nebenlager des KZ Mauthausen eingerichtet wurden 
 
50.20P: Und das drückt sich in den Zahlen so aus: Das man sagen muß: Zwischen 1938 und Herbst 1944 sind in Mauthausen und Außenlagern 50.000 Menschen ums leben gekommen. Zwischen Herbst 1944 und April 1945 sind nocheinmal 50.000. Das heißt in sechs Monaten sterben soviel Leute, wie in der gesamten Zeit davor. 
 
53.30 F: Die Rüstungsindustrie beginnt Ende 1941 KZ-HÄFTLINGE einzusetzen. Eine Vorreiterrolle spielen dabei Betriebe, die quasi Staatsbetriebe sind. Oder in Staatsnähe sind. Das hängt damit zusammen, daß in Österreich die großen industriellen Investitionen quasi durch den Staat getätigt wurden nach 1938 um eben sehr schnell Österreich auf Kriegswirtschaft umzustellen. Das sind dann auch diese Industriekomplexe, ReichsWERKE HERMANN GÖRING, Steyr-Daimler-Puch, die eben als erstes auf KZ-HÄFTLINGE zurückgreifen können, auch aufgrund ihrer politischen Beziehungen die Möglichkeit haben, von der SS-Häftlinge als Mietsklaven ... zu bekommen. Später breitet sich das natürlich aus. Und da ist es natürlich auch ...und das ist ein Phänomen für die KZ-ZWANGSARBEIT, das gerade die modernsten, hocharbeitsteiligsten Industrien KZ-HÄFTLINGE einsetzen: Die Flugzeugindustrie, die Kugellagerindustrie, Industrien, die mit modernsten Fertigungsstraßen ausgestattet waren. Und dort werden KZ-HÄFTLINGE beim Aufbau dieser Betriebe eingesetzt, aber dann auch in dre Produktion. 
 
55.20 P: Nehmen wir die Bauindustrie her, die ist ... auch ein sehr interessantes Kapitel. Die Bauindustrie war ja einerseits durch den Aufbau der Industrien sehr sehr groß aufgebläht. Aber gleichzeitig blieben immer wieder genügend Baumaßnahmen, gerade durch die Verlagerung der Industrien der durch Luftangriffe gefährdeten Gebieten Deutschlands, und durch die Verlagerung in unterirdische Räume... Die Konzentrationslager, wo Häftlinge vor allem für Interessen der Bauwirtschaft gearbeitet haben: Das fangt an vom Konzentrationslager Melk, KZ Ebensee, KZ Reduzipf, KZ Peggau. Und das geht bis zum Straßenbau. Das Konzentrationslager Loiblpaß Nord und Süd wurde ja eingerichtet zur Errichtung eines Straßentunnels. 
 
56.50P: Ich erwähne die KRAFTWERKE, wo KZ-HÄFTLINGE gearbeitet haben, ein großes Investitionsgebiet 
... Investitionen die getätigt wurden, im Sinne einer Großraumplanung Deutschlands ... die Wasserkräfte gedacht als Zulieferung der Ruhrindustrie. In diesem Rahmen wurden die IllkraftWERKE gebaut, wurde zum Beispiel das Kraftwerk in Kaprun zu einem großen Teil gebaut, wurden die EnnskraftWERKE gebaut, die MurkraftWERKE ... Bei den EnnskraftWERKEn sind zwei Konzentrationslager nur für diesen Zweck eingerichtet worden.  
 
1.01.00 F: Es gibt natürlich in Österreich einen Fall, das Konzentrationslager Gusen ... gleich groß wie Mauthausen, war ab 1943 Fertigungsstätte , sowohl für Steyr-Daimlr-Puch als auch die Firma Messerschmidt. Das heißt diese beiden Firmen sind mit ihrer Produktion auch ins Konzentrationslager gegangen, aufgrund ganz spezifischer Verbindungen zwischen der SS und diesen beiden Firmen.  
... Die Regel war eher, daß die KZ-HÄFTLINGE zu den Firmen gebracht wurden, dort Lager errichtet wurden, und nicht umgekehrt.  
 
1.01.45 P: Wenn man das Beispiel KZ-HÄFTLINGE nimmt, dann wird es schon sehr schwierig. Denn die Firmen mußten, wenn man das Jahr 1944 nimmt, für KZ-HÄFTLINGE pro Hilfsarbeiter vier Reichsmark, für Facharbeiter sechs Reichsmark zahlen. Das war zwar etwa die Hälft dessen, was man für eine freie Arbeitskraft damals zahlen mußte. Allerdings war die Produktivität der KZ-HÄFTLINGE in den Augen der Industrie höchstens bei fünfzig Prozent gelegen einer zivilen Arbeitskraft..... Das heißt, wenn man das so rechnet, waren die KZ-HÄFTLINGE an sich nicht billiger. ... Da gibts natürlich alle möglichen Regelungen ... Minderleistungsregelungen, wo man das wieder rückerstattet hat, diese geringere Leistung.  
 
1.03.30 P: Der entscheidende Punkt für die Industrie war unter Kriegsbedingungen in der zweiten Kriegshälfte nicht die Frage der Lohnzahlungen. Die grundsätzliche Frage war, bekomm ich Arbeitskräfte um überhaupt produzieren zu können, werden mir diese Arbeitskräfte weggenommen oder nicht. .....Einzig im Fordergrund steht, bekomm ich Arbeitskräfte um produzieren zu können und überhaupt Umsatz zu machen, und nicht stillgelegt zu werden 
 
1.05.10 (Warum kam man ausgerechnet jetzt auf die Idee über ENTSCHÄDIGUNG zu verhandeln?) (Beide Lachen) P: Im Nürnberger Hauptkriegsverbrecher-Prozess war ja die ZWANGSARBEIT ein ganz ein massives Thema, es hat ja schließlich Millionen Bürger der Alliierten, der befreiten Staaten getroffen.  
Allerdings wurden alle Zahlungen in diesem Rahmen ... nach dem Londoner Schuldenabkommen von 1952 verschoben, bis nach einem Friedensschluss. Und dieser Friedensvertrag ist ja bekannterweise in dieser Form nie zustande gekommen. Der Vertrag zur Vereinigung der BRD und der DDR wurde erst einige Zeit später interpretiert als quasi Friedensvertrag. Und daher sind diese Forderungen der ehemaligen ZWANGSARBEITer erst wirklich wieder aufs Tapet gekommen, auf der zwischenstaatlichen Ebene. Und gleichzeitig damit verbunden, war natürlich, daß sehr viele Betroffene, die in den USA heute leben, die Möglichkeit erkannt haben mittels Klagen nach amerikanischen Recht die Firmen zu belangen, die ja bisher aus den Rechtssystemen in Deutschland, wie in Österreich keine Möglichkeit gesehen haben, nach ihrem Recht zu kommen. ... Für die Firmen war es ein enormer Imageschaden, und der war wesentlich höher als die paar Milliarden zu bezahlen. Wo man sich heute auch noch ziert, in Deutschland wie in Österreich. 
 
1.07.20 F: Was speziell in Österreich dazugekommen ist, daß speziell in Österreich sich natürlich nicht als Nachfolgestaat des Dritten Reiches verstanden hat. Und von da natürlich keine Bereitschaft war, irgendwelche Zahlungen in dieser Richtung zu leisten. Das war von 1945 bis heute so, und auch heute wurde in allen Verträgen betont, daß das eine freiwillige Leistung Österreichs ist. Und Österreich keinesfalls in irgendeiner Form eine Rechtsnachfolge auch nur teilweise antritt des Deutschen Reichs.  
 
1.07.40 P: Österreich hat ja völkerrechtlich gesehen, seine Position nicht aufgegeben, erstes Opfer Hitlerdeutschlands gewesen zu sein.  
 
1.08.40 P: Was zentral war für die hiesige Diskussion, und ich denke auch für die Deutsche, war natürlich die Entwicklung mit der Schweiz, die als erster Nationalstaat in die Diskussion mit den USA und Opfergruppen hineingeraten ist. Mit der breiten Diskussion um die Schweiz sind ja viele Menschen erst auf die Idee gekommen: Eigentlich könnten wir dieses Instrument der Sammelklagen auch anwenden auch auf unsere Bereiche.... 
 
1.09.40 P: Konkret für die jetzige Entwicklung in Österreich war zentral, das Österreich Sammelklagen angedroht wurden, also österreichischen Unternehmungen. Und erst ab dem Moment hat sich auf der politischen Ebene hier etwas bewegt ... OHNE SAMMELKLAGEN KEINE HISTORIKERKOMMISSION, keine ENTSCHÄDIGUNGsverhandlungen.  
 
 
1.11.00 P: Auf der Ebene der ZWANGSARBEIT hat man sich im wesentlichen am deutschen Vorbild orientiert. Man hat gesagt: Wir gehen davon aus, daß die ZWANGSARBEITer und ZWANGSARBEITerinnen unterschiedlich schwer betroffen waren, das heißt, daß Leid das Ihnen zugefügt wurde, war sehr unterschiedlich. Und das hängt eben an dieser rassistischen Diskriminierung, an der Kategorisierung durch den NS-Staat... Und jetzt hat man gesagt, die Gruppen, die besonders schwer betroffen sind, sollen eine Höchstsumme von ...es ist ganz parallel von 15.000 DM bekommen , also 105.000 Schilling... die Leute , die in der Industrie waren sollen einen Betrag von 35.000 bekommen, also .... 5000 Mark bekommen. Und jetzt kommt der Unterschied zu Deutschland, das hat man eigentlich aus dem deutschen Modell gelernt, das man gesagt hat: Na ja, ZWANGSARBEIT in der Landwirtschaft können wir nicht ganz ausklammern. ... Und hat gesagt für Leute, die in der Landwirtschaft gearbeitet haben ... sollen 20.000 Schillinge bereitgestellt werden.  
 
1.12.55 P: Im wesentlichen ist es das deutsche ENTSCHÄDIGUNGsmodell, das hier übernommen wurde. Liegt auch auf der Hand, nachdem die deutschen das schon relativ weit verhandelt hatten, war es klar von Seiten der Opfergruppen, daß man hier nicht unter das deutsche Modell gehen wird, bei den Zahlungen. 
 
REVANCHISMUS 
 
1.13.20 F: Österreicher, die als Wehrmachtsangehörige KRIEGSGEFANGENE waren, bekommen ab kommendem Jahr eine Zusatzpension.  
 
Und das ... fügt sich nahtlos ein, in eine Tradition der österreichischen Gesetzgebung, daß jedes mal, ohne Ausnahme jedesmal, wenn eine Maßnahme zugunsten der Opfer war, gleichzeitig eine Maßnahme zugunsten der Täter gesetzt wurde. Und in diesem Fall hat man eben die österreichischen KRIEGSGEFANGENEn gewählt, da muß man natürlich dazu sagen: Es sind ja eine ganze Reihe von Kriegsgefangen in der damaligen Sowjetunion gewesen. Aber zu einem guten Teil waren das auch Leute die völlig zu recht auch verurteilt wurden. 
 
1.14.10 P: Es wird hier selbstverständlich davon ausgegangen, daß alle hier von den Sowjets verurteilt wurden, unschuldig gewesen wären. Eine Kollektiv-Unschuld!  
Und die ist ja nicht gegeben, tatsächlich haben auch die sowjetischen Gerichte, zahlreiche Schuldige verurteilt. Und diese Leute, weil man eben von der Kollektiv-Unschuld ausgeht der Wehrmachtsangehörigen, bekommen eine zusätzliche Pension. Inklusive der SS-Angehörigen 
 
1.14.45 F: Das ist eine Begleitmaßnahme, die man gesetzt hat. KRIEGSGEFANGENE ist aber auch ein Stichwort, das man als Kritik an der ENTSCHÄDIGUNGsregel in der Bundesrepublik als auch in Österreich erwähnen muß:  
 
KRIEGSGEFANGENE wurden aus dem ENTSCHÄDIGUNGsverfahren ausgenommen!  
 
Und zwar der Hintergrund ist immer der, das man sagt: ... Kriegsgefangen sind nach Völkerrecht eigentlich in der Form nicht ZWANGSARBEITer, das es erlaubt wäre, KRIEGSGEFANGENE einzusetzen. Die sind zwar unter Zwang , aber es ist erlaubt, daß sie arbeiten dürfe.  
 
1.15.25 F: Das eigenartige an dieser Argumentation ist allerdings, daß die NS-Führung gerade in Bezug auf sowjetische KRIEGSGEFANGENE und in Bezug auf italienische Militärinternierte sich überhaupt nicht ans Völkerrecht gehalten hat. Man hat ja gesagt: Die Sowjetunion hat die Genfer Konvention nicht ratifiziert, folglich brauchen wir sie auch nicht völkerrechtskonform behandeln. Bei den italienischen Militärinternierten hat man gesagt, wir sind mit Italien nicht im Kriegszustand, folglich sind das keine KRIEGSGEFANGENEn. ... Der Hintergrund waren nicht diese völkerrechtlichen Argumente ... sondern, man wollte diese sowjetischen KRIEGSGEFANGENEn nicht völkerrechtskonform behandeln, weil man eben gegen die Sowjetunion einen Vernichtungskrieg geführt hat, und diese Menschen als Untermenschen angesehen hat. Und das hat ja auch dazu geführt, dass ... 96 Prozent aller KRIEGSGEFANGENEn, die in Österreich umgekommen sind, Sowjetbürger waren.  
 
1.16.15 P: Und gerade diese Gruppe jetzt wird aus dem ENTSCHÄDIGUNGsgesetz ausgenommen. ...  
 
Die Absurdität, die jetzt natürlich eingetreten ist, mit dieser neuverkündeten Maßnahme, das österreichische KRIEGSGEFANGENE, etwas bekommen sollen..  
 
Und das argumentiert wird, spiegelgleich mit den ZWANGSARBEITern, diese ganzen Argumentationen, warum man KRIEGSGEFANGENE ausnimmt, eigentlich konterkariert. Man müßte schon entscheiden, also entweder dann auch die anderen KRIEGSGEFANGENEn, oder gar niemand. Also, das wirft doch ein etwas eigenartiges Bild.  
 
1.17.05 P: Man muß allerdings dazusagen, daß von den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und auch von Polen bezüglich KRIEGSGEFANGENEn keine Ansprüche gestellt wurden (...) Warum das im Detail so ist könnt ich nicht einmal beantworten.  
 
1.18.30 P: Wenn man die Verhandlungen sich ansieht, die zum Teil zwischen Deutschland und Osteuropäischen Staaten gelaufen sind, wie Polen, oder auch Österreich und Polen, spielen ja Rahmenbedingungen eine Rolle, die mit der ZWANGSARBEIT aus moralischen Perspektiven überhaupt nichts zu tun haben: Nämlich die Frage, welche Kapitalinvestitionen wollen unsere Unternehmungen in nächster Zeit in Polen tätigen, Polen ist der größte osteuropäische Markt, der sozusagen vom Westen gut bearbeitet werden kann. Und umgekehrt ist die Frage: Wie schnell kommt Polen in die europäische Union, wird dabei unterstützt. Das sind die Rahmenbedingungen unter denen solche Verhandlungen stattfinden und nicht die Frage, moralischer Berechtigung von Zahlungen.  
 
1.20.20 F: In Österreich ist eher vorherrschend eine Firmenkultur, die in der absoluten Abwehr besteht, von allem, was aus der Geschichte auf sie zukommen könnte, sie wollen das gar nicht wissen.  
 
1.23.30 P: Wenn man Deutschland und Österreich vergleicht, dann kann man sagen, daß in Österreich in einem höheren Ausmaß den INDUSTRIALISIERUNGsschub unter Kriegsbedingungen vorangetrieben hat. Das hat im übrigen Deutschen Reich damals nicht diese Rolle gespielt, und insoweit, in Bezug auf die Nachkriegszeit wurden hier Vorraussetzungen geschaffen in einem größeren Ausmaß als etwa im Reich der Bundesrepublik. 
 
1.24.15 F: Nehmen wir nur mal die VOEST in Linz: Die hat ja in einer selbsterstellten Studie von 1946 festgehalten, daß lediglich 10 Prozent des Investitionskapitals durch den Bombenkrieg vernichtet wurde. Alles übrige ist erhalten geblieben.  
 
 
1.25.00P: Um noch einmal auf den Vergleich Deutschland Österreich zu kommen: Ich denke, daß die Unterschiede nur gradueller Natur sind. Das die Phänomene und die Effekte auf die Nachkriegszeit für die Bundesrepublik und Österreich ... ähnlich waren. Aber graduell würde ich schon meinen, daß Österreich noch mehr profitiert hat von dieser ZWANGSARBEIT als die Bundesrepublik. 
 
1.25.40 P: Steyr-Daimler-Puch ist irgendwo exeptionell. Das hat damit zu tun, daß Steyr-Daimler-Puch, der größte Österreichische Rüstungskonzern war, schon vor 1938. Obwohl 1938 die Firma ziemlich klein war, sie hatte damals 7000 Beschäftigte....Und das hat auch dazu geführt, daß die ReichsWERKE HERMANN-GÖRING ... in ihrem Feldzug... alles einzukassieren... sich sofort auf Steyr-Daimler-Puch gestürzt haben, und dieses Unternehmen in die ReichsWERKE eingegliedert haben.... 
 
1.26.35 P: Steyr-Daimler-Puch zeigt sozusagen am deutlichsten diese ...Bedeutung der ZWANGSARBEIT für die industrielle Entwicklung.  
Um das von den Beschäftigtenzahlen zu sagen: Von 7000 Beschäftigten 1938 auf 50.000 Beschäftigte 1944. Wobei die Hälfte etwa ausländische Arbeitskräfte waren 1944. Und dazu kommt noch die Heranziehung von Häftlingen aus etwa sieben, acht Konzentrationslagern ... würd ich sagen noch einmal 30.000 KZ-HÄFTLINGE, die direkt oder indirekt für die Interessen der Steyr-Daimler Puch gearbeitet haben. Das heißt diese Firma hat wie keine andere in Österreich ihre rüstungskonjunkturelle Expansion über den Einsatz von ZWANGSARBEIT bewerkstelligt. Und hat eben auch alle Gruppen von ZWANGSARBEIT eingesetzt: Von der ... freiwilligen Anwerbung in der Frühphase über die Zwangsrekrutierung von KRIEGSGEFANGENEn, zivilen ausländischen Arbeitskräften. Und als erstes Rüstungsunternehmen auf österreichischem Gebiet, und als eines der ersten Rüstungsunternehmen im deutschen Reich überhaupt, etwa ab Mitte 41 KZ-HÄFTLINGE eingesetzt, und das in verstärktem Ausmaß. 
 
1.28.10 P: Vorraussetzung für diese Politik war, die ... Person des Generaldirektors ...der ein Vertrauter GÖRING war, gleichzeitig SS-Mitglied. Und gute Beziehungen zur SS-Spitze. Der eben schon in einer Zeit, in der die SS selbst noch nicht auf den Zug aufgesprungen war, KZ-HÄFTLINGE in der Rüstungsindustrie einzusetzen, ... erreichen konnte, daß man KZ-HÄFTLINGE abgestellt hat. Die SS hat sozusagen Gegengeschäfte gemacht, die SS hat von der Firma Steyr-Daimler-Puch auf legalem und damals auch illegalem Weg Waffen bekommen, zum Teil mehr Waffen als ihr offiziell zugestanden wurden. ... Und das hat dazu geführt, daß die Firma eine Reihe neuer Betriebsstätten aufbauen konnte, daß Arbeitskräfte zwar immer ein Problem waren l.... das sie aber von den Zuweisungen bevorzugt war. Insoweit ist diese Firma sicherlich, daß deutlichste Beispiel einer INDUSTRIALISIERUNGspolitik unter rüstungskonjunkturellen Bedingungen mittels ZWANGSARBEIT. 
 
1.29.55 F: Wenn wir davon ausgehen, daß insgesamt den Sommer 1945 die Befreiung erlebt haben, dann müssen wir davon ausgehen, daß es circa eine Million Menschen waren, der unterschiedlichsten Kategorien von ZWANGSARBEITern. F: Man muß dazu sagen, daß diese Studie über die Berechnung, wie viele Leben heute noch, wurde von der Kommission in Auftrag gegeben, von der österreichischen Historikerkommission, an den Kollegen Mark Spörer von der Universität Hohenheim-Stuttgart, der das auch berechnet hat, auf der Basis der Zahlen, die von uns schon bearbeitet waren und ... er kommt eben auf diese Zahl von 239.000 ... Überlebenden, Stand 2000. Frau Schaumeier als Regierungsbeauftragte ist von einer wesentlich niedrigeren Zahl ausgegangen, von 150.000. Was damit zusammenhängt, daß sie die KRIEGSGEFANGENEn generell rausgenommen hat und auch andere Gruppen nicht in der Form berücksichtigt hat, wie wir sie in unserer Definition von ZWANGSARBEIT eben in unseren Forschungsberichten drinnen haben. 
 
1.31.20 P: Generell sind Kriegsgegangene nicht in der ENTSCHÄDIGUNGsregelung aufgenommen. Das gilt aber auch für die Bundesrepublik Deutschland ... Das kommt nicht vor ... es kommt nicht vor (Das war aber ein Verstoß gegen die Genfer Konvention, KRIEGSGEFANGENE zu beschäftigen) Nicht zu beschäftigen, aber wenn man sie in rüstungsnahen Bereichen beschäftigt hat, beziehungsweise die Genfer Konvention sieht auf vor: ... Mannschaften dürfen soundsolange am Tag und in der Woche beschäftigt werden ....Offiziere müssen überhaupt nichts machen. Also, alles sehr genau geregelt. Gegen all diese Regelungen, hat sich das Dritte Reich sehr wenig drum geschert.  
 
1.32.10 F: Und dazu ist eben auch eine ... rassistische Diskriminierung gekommen. Und wenn man jetzt hergeht und nimmt das Kriterium für zivile Ausländer, daß man die Gruppen entschädigt, die rassistisch besonders diskriminiert waren, so würde natürlich auch gleiches gelten, für die sowjetischen KRIEGSGEFANGENEn. Und leider ist es absolut nicht diskutiert wurden. Es wurde von allen Seiten, allen Verhandlungspartner, wie auch von der Öffentlichkeit vermieden, dieses Thema aufzugreifen. Weil dann hätte man natürlich über die Vernichtung eines Großteils der sowjetischen KRIEGSGEFANGENEn in Deutschen Lagern sprechen müssen, durchgeführt durch die Wehrmacht.... Offensichtlich wollten alle Seiten, und auch die Öffentlichkeit vermeiden über dieses Thema zu diskutieren. ... Das ist die Ungerechtigkeit dieser ENTSCHÄDIGUNGsregelung ind Deutschland wie in Österreich.  
 
1.40.30 P: Die Kommission dient natürlich, und da muß man sich natürlich immer klar sein, auch dieser Regierung als Legitimation, daß sie sich mit dem SS-Staat auseinandersetzt. Für die FPÖ ist das sicher ein Punkt, den sie verwerten kann. 
 
1.42.30 (Unsere Recherche, .... da sind ja Sachen vorgekommen, die sind ja unglaublich, daß man einen Alt-Nazi als Archivar anstellt im Dorf, DLF)  
P: Das ist aber normal ... das ist völlig normal (Lachen) F: Das hängt damit zusammen, das die Altnazis sich am ehesten für Geschichte interessiert haben, das ist ganz klar ... P: Der Leiter des niederösterreichischen Landesarchivs von 1940 bis 1962, war ein und dieselbe Person. Und da darf man sich nicht wundern, was da mit den Akten passiert ist .... 
 
1.44.50P: P: Für die zivilen Ausländischen Arbeitskräfte gibt es keine Opferzahlen. .... Gibt es überhaupt keine Schätzungen...Es ist sicher nicht ganz einfach, denn die Statistiken geben ja Stichtagszahlen von zivilen ausländischen Arbeitskräften an ....Ich würde sagen, daß ... die Zahlen, wenn man sich Franzosen nimmt, nicht hoch ist ... Wenn man sich Arbeitserziehungslager nimmt, dann schaut das schon wieder anders aus F: wobei es keine einzige Arbeit über Arbeitserziehungslager in Österreich gibt 
 
1.46.05 P: Sowjetische KRIEGSGEFANGENE: es sind circa 20.000 ums Leben gekommen AUßERHALB des KZ Mauthausen. F: IM KZ Mauthausen waren es 15.000 ungefähr. 
 
 
 
 
 
INFO: 
GENFER KONVENTION 
EIN Sammelbegriff für mehrere internationale Abkommen zur Umsetzung grundlegender humanitärer Gedanken im Kriegsrecht. Die wichtigsten Abkommen betreffen die „Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken der Streitkräfte im Felde“ vom 22. August 1864 (neugefasst am 6.7.1906), die „Verbesserung des Loses der Verwundeten, Kranken und Schiffbrüchigen der Streitkräfte zur See“ vom 29. Juli 1899 (ergänzt am 18.10.1907 und ersetzt durch die Konvention vom 27.7.1929), die „Behandlung der KRIEGSGEFANGENEn“ vom 27. Juli 1929 und den„Schutz der Zivilpersonen in Kriegszeiten“ vom 12. August 1945 (ergänzt am 10.6.1977).In neueren Abkommen werden z. B. Flächenbombardements, die Aushungerung, die Zerstörung von Lebensmittel- und Wasserreserven (wie in Belgrad 1999 durch Bombardierung der Stromversorgung), der Angriff auf Staudämme und AtomkraftWERKE, Misshandlungen und Geiselnahmen verboten. Die Abkommen der Genfer Konvention sind Bestandteil des Völkerrechtes und ersetzen und ergänzen die früheren Abkommen des Kriegsrechtes.  
 
 
 
 
 
 
Interview (Auszug, nicht autorisiert)  
HEIMO HALBRAINER (GRAZ) 
 
16.50 Dieses Konzentrationslager ist direkt beim Berg in EISENERZ angesiedelt und dient dem, die Arbeitskräftemängel am Berg abzudecken. .... Etwa 200 bis 400 Personen sind in EISENERZ untergebracht....Das Lager hat auch alle Einrichtungen die man aus Vernichtungslagern kennt, Gaskammer und alles und so weiter. Dieses Lager wird aber nicht mehr der Vernichtungsform eingesetzt wie es scheinbar geplant gewesen ist.... Knapp vor Ende ... des Systems werden die Häftlinge abgezogen . das ist im März 1945. Und dieses Lager steht dann die letzten zwei Monate leer in EISENERZ und wird dann ... unter einem großen Schuttkegel von tauben Gestein verschüttet, wie auch die Geschichte von EISENERZ unter so einem Schüttkegel verschüttet werden sollte. 
 
 
18.30 Die nachfolgenden Häftlinge sind eben als ZWANGSARBEITer als KZ Häftlinge an den Berg gekommen.  
 
17.45 Es gibt einen Brief, allerdings aus früheren Jahren, aus 1940, wo bereits Juden nach EISENERZ gekommen sind, um die Straße über den PRÄBICHL zu errichten: Da gibt es lange Überlegungen, dürfen Juden mit anderen Fremdarbeitern, beziehungsweise ZWANGSARBEITern arbeiten. Es gib dann vom Reichssicherheitshauptamt aus Berlin ein Schreiben, wo dann drin steht: Das ist durchaus möglich, nur müssen die getrennt untergebracht werden ... Und so wird das dann auch gehandhabt: Sie sind in drei (????) kleineren Lagern. Von daher nehme ich an , daß sie am Berg gearbeitet haben, der Berg ist ja sehr groß, es gab Tagbau und Untertagbau.... Ich hab keine Dokumente die das bezeugen ... Ich hab da keine Dokumente, wie viel da ums Leben gekommen sind.  
 
Kommandant Heidingsfelder, 1947/48 im Dachau-Prozess zum Tode verurteilt. Dokumente besorgen. 
 
22.10 Es gibt ganz, ganz wenig Material zu EISENERZ. Mir kommt das so vor, als ob das mit dem KZ verschüttet wurde. Man will nichts davon wissen, man wollte nichts davon wissen. Und hat auch die Dokumente, so weit sie existiert haben vernichtet.... Es gibt nämlich in Wien draußen beim Innenministerium das Mauthausenarchiv ... Es gibt zu fast allen Nebenlagern des KZ Mauthausen Bilddokumente, schriftliche Dokumente. Und zu EISENERZ fast gar nix. 
 
25.15 Die ersten Fremdarbeiter, in der Folge auch ZWANGSARBEITer sind bereits 1939 gekommen ... sind auf den verschiedenen Lagern um den PRÄBICHL stationiert gewesen...Getrennte Lager für verschiedene Personengruppen ... auch für Juden ... mit klaren Auflagen, eben sie dürfen nicht mit anderen Fremd- beziehungsweise ZWANGSARBEITern zusammenkommen. Geht durch bis 1945 ... da gibt es Aufstellungen wie die Bevölkerung von EISENERZ im März 1945 ausschaut , kann man feststellen, daß fast 40 Prozent der Bevölkerung in EISENERZ Fremd- bzw. ZWANGSARBEITer sind. .... Daraus ergibt sich, das mehr als 60 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in EISENERZ aus ZWANGSARBEITern bestanden haben muß.... Es waren ja etwa 6000 Personen, ZWANGSARBEITer und Fremdarbeiter. 
 
27.00 Die waren in Lagern untergebracht. Jeder Umgang mit der Bevölkerung war verboten. Da gibt es auch eigene Reichsgesetzblätter, die das auch bestimmt haben ... Es gibt Briefe an , wo Befürchtungen an das Magistrat EISENERZ herangetragen werden, es sind zu viele ZWANGSARBEITer hier ... es ist doch eine Gefahr für die Öffentlichkeit, es wird ihnen verboten öffentliche Plätze aufzusuchen, in Lokale zu gehen, in Geschäfte zu gehen. Es wird ihnen verboten die Straße zu betreten. 
 
29.00 Konkret im Fall der in EISENERZ beschäftigten Juden kann man das sehr deutlich nachvollziehen, die werden 1940 dort untergebracht. Ihnen wird versprochen, sie bekommen pro Tag um die zwei Reichsmark ausbezahlt, tatsächlich bekommen sie nicht einmal ... zehn Reichspfennig ausbezahlt ... 
 
30.45 Im Frühjahr 1940 kommen 170 Juden nach EISENERZ, denen wird 1940 im Mai versprochen, sie bekämen sechzig Reichspfennig als Stundenlohn ausgezahlt. in Wirklichkeit wird das Versprechen nicht eingehalten. Sie bekommen elf Pfennig, wobei das Essen für das sie auch zu zahlen haben in diesen Lagern mehr ausmacht als sie verdienen. Und es wird ihnen angedroht, sollten sie die Schulden, die sich bereits angestaut haben ... wenn sie die ausständigen Gelder nicht zahlen, werden sie automatisch der Gestapo übergeben. Das geht aus einem Brief hervor, den einige dieser Juden, die in EISENERZ arbeiten an die israelitische Kultusgemeinde in Wien schicken.... Man sieht das sogar an einem Dokument der nationalsozialistischen Partei verfaßt das sie von Ungerechtigkeit spricht gegenüber den Arbeitskräften: Sie werden nicht so entlohnt, wie es eigentlich ausgemacht ist. Und den Juden bleib nichts übrig als die Flucht aus EISENERZ zu ergreifen und man findet in den Polizeiunterlagen, die erhalten geblieben sind, allein im Sommer 1940 an die zwanzig Meldungen von geflohenen Juden aus EISENERZ, die sich eben weigern, weiter unter diesen Bedingungen hier tätig zu sein.  
(die Dokumente dazu hatten wir vorher schon eingesehen)  
 
 
 
34.30 Diese Akten müssten in einem ALPINE-Archiv liegen, das aber eigentlich nicht zugänglich ist...was ich in Erfahrung bringen konnte, das die Direktion nicht wirklich Interesse hat, dass das aufgearbeitet (Anmerkung Jacob/Kessen: Wie sollte sie auch?, GJ )  
wird, auch nicht im Zuge dieser ZWANGSARBEITsdiskussion (Anmerkung Jacob/kessen: Gerade deshalb nicht)..  
 
 
35.45 Es hat immer geheißen, es gibt keine Akten. Das war immer die Auskunft die man bekommen hat, Herr X hat eher Zufallsfunde getätigt, dass Sonderpolizeiakten ... aufgetaucht sind. 
 
38.25 Es gibt von fast allen Gendarmeriestellen der STEIERMARK Gendarmerieprotokolle, die liegen zum Teil gesammelt im Dokumentationsarchiv bzw. die Abschriften. Zu EISENERZ habe ich keine gefunden. Ich denke mal, das hängt einfach mit der Rolle von EISENERZ zu dieser Zeit zusammen: EISENERZ war nicht nur mit dem ERZBERG und der ZWANGSARBEIT sehr stark involviert, EISENERZ war auch und vor allem mit den Endphasenverbrechen sehr stark involviert, eben mit dem Todesmarsch der ungarischen Juden ... wo die Täter EISENERZer gewesen sind. 
 
39.20 Wenn man sich so kleine Regionen anschaut, wo ... riesige Massaker passieren, so ist fast jeder mit dem anderen verwandt. Vor allem EISENERZ ist ein Gebiet, das doch sehr abgeschlossen ist, wenn man es sich geographisch anschaut ... und durch.... den Bergbau es eine sehr geschlossene Gemeinschaft gegeben hat, die untereinander geheiratet hat. Das sind Bekanntschafts-, Verwandtschaftsbeziehungen , und so kann es durchaus sein, dass der eine Bekannte oder Verwandet von einem Täter dafür sorgt, dass Dokumente nach 1945 nicht mehr da sind. 
 
50.10 Es gibt eine Liste, die im Jahr 1945 erschienen ist, die ist auch publiziert worden, im sogenannten Rot-Weiß-Rot Buch: Erklärungsschrift der Österreichisch Regierung ... wo eben eine Liste drin ist der illegalen Mitglieder der NSDAP. Das sind keine hundert, die in EISENERZ angeblich Mitglieder gewesen sind, vor dem März 1938....Die letzten Wahlen in EISENERZ waren 1938 ... bei den letzten Wahlen die es davor gegeben hat, hat die NSDAP etwa 16 Prozent gehabt, etwa drei Mandate im Gemeinderat. 
 
52.10 Und zum anderen auch der Orientierung der führenden Eliten in EISENERZ, die seit 1932 ganz massiv die NSDAP unterstützt haben, ganz massiv Nationalsozialisten eingestellt haben ... Dadurch sind Zahlen zustande gekommen, die es nicht wirklich gibt (?) Und man möchte annehmen, in einer Gemeinde, wo 80 Prozent Sozialdemokraten sind, gibt es ein Übergewicht von einem roten Wehrkörper ...Die Zahlen sind genau umgekehrt: Es gibt drei Mal soviel Heimwehren in EISENERZ 1932 feststellbar, als Schutzbündler. Das hängt einfach mit der Politik der ALPINE zusammen ... wo es einfach Zwangsmitgliedschaften gegeben hat, um eine Arbeit am ERZBERG zu erhalten. 
 
 
 
 
 
 
 
Interview (Auszug, nicht autorisiert)  
KARL STOCKER (GRAZ) 
 
Wir sind also, als junge Historiker nach EISENERZ gekommen und haben uns das Archiv der Bergdirektion angeschaut...Und es war saukalt, es war enorm. ... Und zu Mittag war es immer an der Zeit, das du ins Kaffeehaus hast müßen, um dich aufzuwärmen mit Tee. Ich hab mir da gedacht, heut hab ich noch nix ordentliches gefunden, bleib ich hier und schau mir das an. Und entdecke dann am Gang tatsächlich einen Metallkasten, der mich ziemlich interessiert hat, weil er irgendwie gut ausgeschaut hat. Hab den mit einer guten Technik geöffnet und hab da drinnen jene Aktenmaterialien gefunden, die wir im Buch dann publiziert haben ... Es war versiegelt, es hieß Reservat und da waren offenbar die gesammelten Gemeinheiten der Bergdirektion aus der Heimwehrzeit versammelt. Und aus dem haben wir dann ein Buch gemacht, ein heimatkundliches. 
 
 
 
 
 
 
Interview (Auszug, nicht autorisiert)  
 
JOSEF EIGNER, ZEUGE JEHOVAS (WIEN) 
 
1.09.00 Mein Name ist Eigner, ich bin einer der ältesten Zeugen Jehovas ... Zu der angesprochenen Zeit, sie wollen ja etwas über EISENERZ wissen, war ich also kein Zeuge Jehovas, aber ich habe als junger Mann beobachten können, das es also dort Gefangene gibt, die wurden dort durch die Straßen ... getrieben. Und am späten Nachmittag, gegen Abend hin, wieder zurückgebracht. Sie sind also durch die Straße des Ortsbereiches, in dem ich gewohnt habe, geführt, um am EISENERZer ERZBERG dann zu arbeiten. 
 
1-9.55 Wir wußten, die Bevölkerung in etwa, wußte, daß diese Leute in einem Lager, in der sogenannten GSOLL (siehe Karte auf der vorherigen Seite), das ist also ein Seitental von EISENERZ untergebracht sind. Wir kannten aber die Verhältnisse im Lager nicht ... Nun was die Nationalität dieser Leute anbelangt, so war ich bis dato der Auffassung, diese Auffassung wurde durch irgendwelche Einflüße von Außen her geformt, daß diese Gefangenen eigentlich Partisanen waren, die aus Jugoslawien nach EISENERZ gebracht wurden, also gefangene Partisanen. Und irgendwie hat ja fast jede Familie mitmachen müssen, daß in Jugoslawien irgendein Angehöriger durch Partisanen ums Leben gekommen ist ... Und so war vielleicht das Mitleid diesen Gefangenen gegenüber reduziert, weil man sich sagte: Na, vielleicht ist sogar einer darunter, der einen unserer Angehörigen, die als deutsche Soldaten in Jugoslawien waren, vielleicht getötet oder verletzt hat. 
 
1.11.25 Wir beobachteten, ich war damals 17 Jahre, wie diese Leute durch die Straße geführt wurden, manchmal versuchte einer der gefangenen auszuscheren, um vielleicht irgendeine Gabe zu erbitten, von den Leuten, die da am Straßenrand gestanden sind. Und dann mußten wir beobachten, ich hab im zweiten Stock eines Hauses gewohnt, wie also der eine oder andere Wachbeamte auf diese Leute eingeschlagen hat.  
 
1.11.55 Dann hatten wir einmal von der Schule aus die Aufgabe ein Stück Wald neu zu bepflanzen und dieses Waldstück lag gegenüber diesem Lager in der Gsoll. So hab ich noch etwas das Bild in Erinnerung von diesen Baracken. Und einen Schornstein, der also nach oben sehr stark verjüngt war. Ich hatte mir aber als junger Mann keine Vorstellung machen können, ob diese Einrichtung irgendwelchen Zwecken dient, von denen man später sagt, das sie zur Kremation dient. Das hatten wir damals also nicht abschätzen können.  
 
1.13.20 Die Gruppe der Leute, die also durch die Straße getrieben wurde, ich schätze es waren also 25 bis dreißig Leute. Aber unauslöschlich in Erinnerung hat man also das Bild, wenn also die Wachebeamten auf einen der in der Kolonne mitmarschierenden und vielleicht zur Seite ausweichenden Leute eingeschlagen haben. .... Es ist ein Seitenbereich der Stadt EISENERZ, das sogenannte Krumpental (siehe Karte), das sich zum ERZBERG hinzieht, wo also der Hauptzugang zum ERZBERG war, und durch die .... öffentliche Straße sind die Leute getrieben worden. Alle haben das gesehen. Na ja, man hat das Gerechtfertigt, das sind Partisanen, und die haben vielleicht den einen oder anderen von unseren Angehörigen 
 
1.14.30 Also, die Leute sind durch die öffentliche Straße geführt worden ... ein jeder der da in den Häusern links und rechts gewohnt hat, konnte das beobachten. Und letztendlich haben die Leute das auch mehr oder weniger verkraftet, weil sie gesagt haben: Ja, wer weiß, was diese Leute unseren braven Soldaten angetan haben und das ist also jetzt die Buße, die sie zu erleiden haben, wegen der Untaten an den deutschen Soldaten. Das war die Meinung. Das diese Meinung natürlich unbegründet war, wie sich jetzt herausstellt, steht auf einem anderen Blatt.  
 
1.15.10 Man hat nie das Wort Konzentrationslager in Verbindung damit gebraucht. Es war schlicht ein Gefangenenlager. 
 
1.16.20 Soweit ich beobachtet habe, sind die doch sehr streng beaufsichtigt worden, während des Marsches durch die Straßen. ... Ja, sie haben eine Zivilkleidung getragen, meiner Erinnerung nach, ärmliche, abgetragene Zivilkleidung. ... Ich hab nur bemerkt, daß sie gelegentlich aus der Reihe, die Leute um Brot gebeten haben, also die am Straßenrand standen. Bitte Brot! Oder so irgendwie. Oder Kartoffel. (...) Bitte Brot! Bitte Kartoffeln!  
 
1.18.30 Das hab ich später erfahren, das war in der Gsoll, das Leute gesagt haben: Zeitweise gab es einen süßlichen Geruch, der über dem Tal schwebte
 
1.22.55 Und mein eigener Onkel ist durch Partisanen ermordet worden.... So traurig das ist, das reduziert etwas das Mitleid, unter dem Gerücht: Das sind Leute, die Partisanen waren.  
 
 
 
 
 
 
Interview (Auszug, nicht autorisiert)  
LEON ZELMAN (WIEN) 
 
11.35.15 Mein Name ist Leon Zelman ich lebe in Wien. Ich bin befreit worden in Mauthausen. Ich kam vom Lodzer Ghetto nach Auschwitz, nach Falkenberg, Wolfsberg; Mauthausen, Ebensee und bin in Ebensee befreit worden.  
 
1.31.40 man hat sie als Sklavenarbeiter betrachtet, weil man eigene Jugend als Kanonenfutter geschickt hat, nach Rußland ... Und deswegen das ist ein wichtiger Aspekt für mich. Der zweite wichtige Aspekt ist, daß man diese Leute einfach mit sehr viel Liebe und sehr viel Entschuldigung in Erinnerung ruft. 
 
1.36.10 ... und das Problem Fremdarbeiter: Für mich ist das ein sehr wichtiges Problem. Wichtig nicht nur von der materiellen Seite. Sondern von der historischen und moralischen Seite. Historisch möchte ich einer Generation, die nach dem Krieg geboren ist, einfach verdolmetschen: Das waren Sklavenarbeiter, die man auf den Straßen auf den Märkten von zuhause weggeschleppt haben und hierher gebracht haben unter fürchterlichen Bedingungen. Ich hab auch in Ebensee, Mauthausen gearbeitet in den StollWERKEn... und mit mir in den selben Baracken waren ... viele Nichtjuden. Ein Großteil Nichtjuden. Junge Burschen, in meinem Alter, ich war damals 17 Jahre ... Das man einfach Menschen genommen hat ... Kinder ... die Eltern wußten nicht einmal wo die jungen Leute verschwunden sind, um nur jene Arbeit zu machen, die man normalerweise nicht machen konnte, weil die jungen Leute als Kanonenfutter benutzt worden sind. 
 
1.38.05 Hat Österreich und Deutschland eine moralische Verpflichtung vor diesen Leuten zu sagen, wir kennen euer Leid, wir kennen eure Geschichte, wir wollen helfen. Diese Leute haben bis heute geschwiegen... Und diese Leute haben gelebt in einer fürchterlichen Armut, sind meistens von Osteuropa, die Leute. Und das muß jetzt eine Stimme erklingen: Wir wissen über euer Schicksal , wir fühlen uns schuldig dabei. wir müssen so euch verstehen geben, daß wir euch auch helfen wollen materiell. 
 
1.40.35 Und ich habe etwas gelernt in meinem Leben, daß ich die Stimme erheben muß, nicht nur für meine jüdischen Brüder, um auch historisch zu dokumentieren, daß zwar jeder Jude Opfer war, aber nicht alle Opfer waren Juden. Diese jungen Menschen waren genauso Opfer, ich hab denen unter Schrecken ...fürchterlichen Schrecken, fürchterlicher Armut, in fürchterlichen Ängste, schwer gearbeitet, genauso wie ich gearbeitet habe. Haben die auch gearbeitet.  
 
1.43. 10 Wir sind jeden Tag früh aufgestanden, hungrig, Kälte .. entmenschlicht ... Wir sind jeden Tag in die Arbeit gegangen, in den Stollen. Wir haben geschoben Wagen ... es war uns damals nicht bewußt, heute wissen wir, daß damals Flugzeuge gebaut worden sind ... Die Leute sind zusammengebrochen einfach. Und jeder hat gewußt, wenn man zusammenbricht, sind die Hunde schon gekommen: Hau hau. Und SS gekommen, und hat den erschossen.  
 
1.44.30 Die SS hat uns gejagt und geschlagen: Weitergehen, weitergehen! Immer so arbeiten. 
 
1.45.15 Es ist noch eine Episode in Ebensee. Ein Tag bevor die Befreiung war, ham sie uns alle auf den Appellplatz gerufen, und zwar Juden und Nichtjuden ... Und dann ist ein SS-Mann gekommen mit einem Auto mit seiner Begleitung und hat begonnen zuschreien: ... Jetzt alle in die StollWERKE gehen. Weil morgen will der Amerikaner bombardieren das Lager ... Und dann begannen Stimmen, von diesen, wo wir gestanden sind auf dem Appellplatz: Nein. Nein. Nein! ... Die Stimme kamen von Kommunisten undsoweiter... und die SS hat plötzlich Angst bekommen und ist abgezogen und wir sind alleine geblieben. Am nächsten Morgen sind die Stollen in die Luft gegangen ... war alles vorbereitet. 
 
1.49.30 Ja, sind Leute gegangen nach Linz ... und sind zurückgekommen, Mauthausen ist nicht weit von Linz, wir haben nicht viel gesprochen wenn wir von arbeit zurückgekommen sind ... Wir waren so müde, haben Suppe bekommen und auf der Pritsche rauf und geschlafen. Aber irgendwo kann ich mich mal erinnern, daß mal gesagt hat: sie waren in Linz und haben da gearbeitet. 
 
1.50.40 Ich war jetzt in Mauthausen und in Ebensee und habe diese prachtvollen Bäume, das war im Mai, wir sind befreit worden, im 7.Mai und habe die Vögel gehört singen. Und habe mich immer gefragt, warum hab ich damals die Vögel nicht gehört. Wieso hab ich diese Bäume damals nicht gesehen. 
 
1.53.30 Wichtig ist für mich der Aspekt, dass die ganze Welt begreifen soll, was da passiert ist , dass - um eigenen Menschen zur Verfügung zu haben, an die Front zu schicken - Menschen gebraucht worden sind zur Sklavenarbeit. 
 
1.55.00 Es war Sklavenarbeit unter den fürchterlichsten Verhältnissen. Unter mörderischen Verhältnissen. die jungen Leute waren aus Rußland ... sie haben gearbeitet, für jede Arbeit, wo man sie gezwungen hat...Und in den Konzentrationslagern... Und da ist es wichtig, daß man sich erinnern soll. 
 
1.56.30 Um einfach zu zeigen, daß junge Menschen daran denken sollen, daß da 14jährige Jungen geschnappt worden wind, die irgendwo in der Ukraine, unter fürchterlichsten Verhältnissen einfach arbeiten müssen, wie in Ebensee, wich ich das erleben haben müssen, mit meinen anderen jungen Leuten 
 
1.56.55 Es ist verschwiegen worden. Man hat nicht einmal darüber geredet. (...) Und man diese Menschen in ihrem Leid und in ihrer bitteren Erinnerung alleine gelassen. ... Und ich sage es ganz deutlich: Dieser Aufschrei jetzt: Das man diese Menschen einfach die Gelegenheit gibt dazu, daß sie schreien sollen. Sie haben jahrelang gelebt in Schweigen, in ihren bitteren Erinnerungen, man hat denen die Jugend, man hat denen die Kindheit geraubt, und sie haben geschwiegen. 
 
1.59.00 Das Materielle, wenn man denen die paar Tausend Schilling gibt ... Auch wie man es gibt ... das ist wichtig .. Es passiert noch immer herzlos. Kalkuliert: Wer gibt, was gibt ... und so weiter. Nein! Es wurde ihnen alles gestohlen. Es wurde ihnen die Kindheit , die Jungen, es wurde die Erinnerung an die Eltern gestohlen, es wurde ihnen das Leid einfach so serviert, daß sie noch heute an ihren Erinnerungen leiden. Und das will ich hier ein Aufschrei machen! ... Und der wichtige Aspekt ist mein politischer Aspekt, daß da einfach geschehen ist etwas, daß man unschuldige junge Leute ... einfach dazu benützt hat, daß eine Arbeit schaffen sollen unter fürchterliche Bedingungen. Unter fürchterlichen Drohungen und Entmenschlichungen, daß man davon wissen soll. 
 
 
 
 
 
 
 
O-Ton 1941, Rundfunkarchiv Frankfurt 
ERSTER BETRIEBSAPPELL DER REICHSWERKE HERMANN-GÖRING IN LINZ, AM 19.2.1941 
 
BETRIEBSFÜHRER: 
1.00 Verehrte Gäste. Arbeitskameraden. Am ... 11.Mai 1938 ... machte der Reichsmarschall als oberster Chef der ReichsWERKE HERMANN-GÖRING hier auf dem Hüttengelände den ersten Spatenstich, indem er den ersten Großbagger zur Ausschachtung des Hafens anlaufen ließ. Hier, wo sich heute Industriegebäude an Industriegebäude reiht, dehnten sich damals die weiten Auen der Donau, dehnten sich die Felder und Wiesen der Bauern, reihte sich an einen kleinen gewerblichen Betrieb ein anderer und standen viele kleine Siedlungen und Wohnhäuser 
 
2.30 Eine gewaltige Umwälzung ist seit diesem Zeitpunkt vor sich gegangen. Mit wenigen Arbeitskameraden begannen wir hier den Bau des WERKEs im Frühjahr 1938. Nachdem die Planungsarbeiten abgeschlossen waren, begannen die eigentlichen Aufbauarbeiten im Herbst 1938. Damals bestand die Belegschaft aus wenigen hundert Mann. Schon im Frühjahr 1939 war sie auf dreitausend Mann angewachsen. Im Frühjahr 1940 belief sie sich schon auf zehntausend Mann. Und im Frühjahr und Sommer diesen Jahres werden wir einschließlich aller die am Aufbau dieser WERKE arbeiten und die in den anlaufenden Betrieben auf die Zahl von 25.000 Arbeitskräften kommen. 
 
GENERALDIREKTOR HANS MALZACHER: 
 
7.10 Wir sind auch im großen Konzern die Klärungen soweit gediehen. Die Entscheidung des Herrn Reichsmarschalls ist soweit gefallen, daß wir drei große Gruppen in den ReichsWERKEn, in dem größten Konzern des großdeutschen Reiches haben. Es ist die Gruppe Waffen-Maschinenbau, Binnenschifffahrt und für Berg und Hüttenbetriebe. Dieser letzten Gruppe, Kameraden, gehören wir an. 
 
7.50 Und nun gehen wir daran, unser eigenes Bett zu richten. Nun beginnen wir mit der Arbeit, die Hütte hier soweit vorzubereiten, daß wir in kurzer Zeit das erste Eisen anblasen werden. Und damit, Gauleiter, Gäste und Kameraden, ist ein historischer Tag gekommen.  
 
8.20 Die Verbindung mit dem ERZBERG, der der Mittelpunkt der Eisenindustrie im großen deutschen Reiche immer gewesen ist, von dort strahlten immer die Kraftlinien aus. Und so führte auch seinerzeit schon der Weg hier heraus nach Oberdonau. Schon im 13.Jahrhundert finden wir Betriebsstätten in denen steirisches Halbzeug verarbeitet worden ist. Und wenn sie weitersehen, so ist auch Linz in der frühren Neuzeit schon ein Mittelpunkt des Eisenumschlages gewesen. Neben Linz, Wels und Enns, den Mittelpunkt bildete Damals Steyr. 
 
11.40 Und nun kam der große Tag, es kam das Jahr 1938 . Die Grenzen fielen, es wurde das große Reich, durch die Tat unseres Führers und damit war der Weg frei: Das Eisen, das das Fundament unseres Landes war, das das Fundament unseres Landes ist, gerade hier im westlichen Teil, Oberdonau. Mit einem Tag kam Licht in die Zukunft - und es wurde hell! Es kam zur zweiten Reichswerksgründung. Und damit kam der Tag, wo das gebaut werden konnte, was sie hier alle sehen, wo wir mitarbeiten dürfen. Ein Werk, wie es kaum ein schöneres geben kann!  
 
12.45 Der Reichsmarschall, er hat den Auftrag gegeben hier auf diesem Boden ein großes Hüttenwerk entstehen zu lassen. Und Kameraden es ist damit die Geschichte wiederholt, was vor dreihundert Jahren hier war, ist in viel schönerer und größerer Form wiedergeworden. Und die nächste Zeit wird es beweisen, daß durch diesen Bau, durch diesen Aufstieg, wieder Leben des Eisens hereinkommt. 
 
13-20 Nun ist es an uns, nun wird die Geschichte einst die Frage aufwerfen, ob wir in diesem Augenblick unsere Pflicht erfüllt haben. Heute, wo der Führer uns diese Möglichkeiten gegeben hat, wo er uns die Zukunft hell und klar gegeben hat, da liegt es auf uns sie zu nützen. Heute, wo unsere Brüder draußen stehen. Ihren Mann stehen, unser Land verteidigen und kämpfen für uns , da kommt auch an uns die Pflicht, die wir zu erfüllen haben, für unseren Führer. Und diese Pflicht, Kameraden heißt Leistung. Die Leistung ist es, wo wir dem Führer das geben, was wir verpflichtet sind zu geben.  
 
14.51 Und Gauleiter, ich möchte ihnen heute im Namen meiner Mitarbeiter sagen, es wird ein jeder von uns auf seinem Posten stehen. Und das geben, was er geben kann, mit ganzer Kraft für den Aufbau dieses Betriebes mitzuarbeiten, mitzuarbeiten am Aufbau des großen Reiches mitzuhelfen, für den Sieg unseres Führers. Ihnen Gauleiter, als dem Reichsstatthalter des Führers dieses Reichsgaues, möchte ich diese Versicherung geben (Applaus) 
 
 
 
 
 
 
 
O-Ton 1941, Rundfunkarchiv Frankfurt 
 
Feierstunde anlässlich des ersten Anblasens des ersten Hochofens der HERMANN-GÖRING-WERKE in Linz am 15.10.1941 
 
 
18.40 Reporter: Zum ersten Mal wird auf dem Gebiet von Oberdonau steirisches Erz vom steirischen ERZBERG verhüttet werden.  
Soeben ist der Betriebsführer der ReichsWERKE HERMANN-GÖRING, Generaldirektor Ingenieur Dr. Malzacher mit den beiden Gauleitern und Reichsstatthaltern Eigruber und Ueberleitner und Staatssekretär Körner erschienen...Auf der Anstichbühne stehen etwas hundert Lehrlinge, in den blauen Arbeitskitteln: Sie singen zu Beginn des Festes das alte Bergmannslied `Brüder in Zechen und Gruben´ (Gesang kurz) 
 
21.00 Malzacher: In großen und kleinsten Adern, kreist und pulst es, in der Brücke über den brennenden Fluß, im brausenden Eisenbahnzug, im stürmenden Panzer ebenso wie im feingliedrigen Webstuhl, in der Sense des Bauern. Und im Grabstichel des Künstlers. Überall hin, wo die einfachsten Bedürfnisse des Lebens geschaffen werden oder wo die großen Werte der Kultur erarbeitet und verteidigt werden. Überall in die feinsten Kanäle des menschlichen Lebens dringt und fließt dieser Strom des lebenserhaltenden Eisens, an dessen Quelle eine kleine schar von Männern im rauhen Arbeitsgewand stehen, am Hochofen. 
 
22.40 Denn in noch viel tieferem Sinn als sonst ist die heutige Handlung das Sinnbild für das Aufschließen eines Lebensquells! Vor unseren Augen steht jener 13. März 1938, da die Geschichte den Atmen angehalten hat. Und der Führer des deutschen Reiches und Volkes in dieser Stadt seiner Heimat die Ostmark ins Reich heimgeholt hat. Was in diesem deutschen Land an Schätzen der Natur und an Kraft der Menschen durch viele Jahre gebunden war, brachgelegen ist, hat er zu neuem blühenden Leben aufgerufen. IN EINEM ZEITRAUM VON 31/2 JAHREN, DER ÜBERDIES ZUM GRÖßEREN TEIL DURCH EINEN SCHICKSALSSCHWEREN KAMPF ERFÜLLT WAR, UND DEN DIE GESCHICHTE EINMAL, ALS UNVERGLEICHLICH KURZ EMPFINDEN WIRD, IN DIESER ZEIT HAT DIE OSTMARK AUFGEBAUT und sich eingegliedert in die Wirtschaft des großen Reiches. Und gleichzeitig sind die Söhne, mit den Kameraden der andren deutschen Gaue, vor dem Feind gestanden, um die alte erprobte Waffenehre wieder hochzuhalten. 
 
24.40 Und vor unseren Augen, wenn wir zurückschauen, sehen wir auch die Märztage, an denen der Reichsmarshall uns den Befehl gegeben hat: Fanget an! Mit der ehrenvollen Los und, daß die Ostmark mit der Kraft des Kopfes und der Hand diesen Aufbau durchzuführen hat. Um mit brüderlicher Hilfe vom Reich dieses Werk zu vollenden. In freudiger Dankbarkeit haben gerade wir Eisenhüttenleute damals diese Aufgabe entgegengenommen. wissend das jetzt für uns die Gelegenheit gekommen ist, wo wir all die wägbaren und unwägbaren guten Kräfte, die eine jahrhundertealte Beschäftigung mit diesen edelsten, männlichsten aller Metalle in unserem Volke aufgespeichert hat, der Volksgemeinschaft zuzuführen. 
 
29.00 Und nun liebe Arbeitskameraden, wenn ihr heute nach dem alten Brauch, unserer Zunft, dem ersten Linzer Hochofen ein Glückauf auf die Reise mitgeben, so sollt ihr wissen, das dieses Glückauf, diesmal das deutsche Volk aufhorchen lassen wird. Und ihr sollt euch Bewusstsein Kameraden, daß ihr damit dreierlei erfüllt. Ihr stoßt einen neuen Quell des Lebens für Heimat und Reich auf! Ihr tragt einen kleinen Teil unserer Dankesschuld an unsere siegreiche Wehrmacht ab! Und ihr dient, Kameraden, in einer ganz besonderen persönlichen Art unserem großen Führer und seinem Reichsmarshall. Und wenn die heutige Feierstunde verklungen sein wird, Herr Staatsekretär, dann gehen die Männer weiter an ihren Platz und schaffen weiter am Werk, das hier im WERKEn ist. Glück auf. 
 
STAATSSEKRETÄR DES GENERALBEVOLLMÄCHTIGTEN FÜR DEN VIERJAHRESPLAN, PAUL KÖRNER 
30.25 Arbeitskameraden! Jahre angespannter Arbeit liegen hinter euch. Durch euern Pflichttreuen Einsatz, eure vorbildliche Tüchtigkeit und euren unermüdlichen Fleiß konnte diese gewaltige Anlage in einer verhältnismäßig kurzen Zeit erstehen. Euch allen, besonders Generaldirektor Dr. Malzacher, übermittle ich den Dank und die Anerkennung des Reichsmarschalls, der Reichsmarschall hat an dem Aufbau dieser Hütte in der Nähe der Hauptstadt unseres geliebten Führers stets regen Anteil genommen, trotz seiner gewaltigen und vielfältigen Aufgaben, hat er sich stets und immer wieder persönlich um den Forstschritt dieses Baues gekümmert. 
 
31.30 SO HAT DIE STADT LINZ DAS GRÖßTE UND MODERNSTE INDUSTRIEWERK DER OSTMARK ERHALTEN! Was der Führer einst in den denkwürdigen Tagen des Jahres 1938 befohlen hat, ist nun mehr vollendet: Linz ist ein aufblühendes Industriezentrum. Und ein der Waffenschmieden des großdeutschen Reiches geworden. Die ausgedehnten Werksanlagen künden von deutscher Wehrkraft und von dem sieghaften Freiheitswillen unserer geeinten Volkes. Mit diesen Hochöfen wird die zweite Hüttenanlage der REICHSWERKE HERMANN-GÖRING in Betrieb genommen. Auch sie wird wesentlich zur Verstärkung der deutschen Wehrkraft und Reichsverteidigung beitragen, so wie die HÜTTE SALZGITTER. 
 
32.40 Die Hütte Linz wird die Rüstungsindustrie der Ostmark mit dem HERMANN-GÖRING Stahl versorgen. In entscheidender Stunde unseres deutschen Volkes kommt dieses neue Werk zum Einsatz, wir können stolz darauf sein, daß es trotz vieler Schwierigkeiten gelungen ist, den Bau so schnell zu fördern. Der Krieg wird auch in Zukunft an Betriebsführer und Gefolgschaftsmitglieder dieses WERKEs allerhöchste Anforderungen stellen. Darum müssen wir Schulter an Schulter, zusammenstehen , vom Betriebsführer bis zum jüngsten Gefolgsmann 
 
33.30 Ich übergebe damit im Auftrage des Reichsmarshalls dieses Werk seiner Benutzung. Möge es allzeit eine Stätte erfolgreichen Schaffens bleiben. Und möge jeder seine Arbeit leisten, im Bewusstsein, das es gerade auf ihn ankommt. Und er ganz besondere Verantwortung trägt. Es geht um unser gemeinsames Schicksal. Es geht um die Freiheit und die Größe unseres deutschen Volkes. Und um die Rettung der EUROPÄISCHEN KULTUR vom bolschewistischen Joch. Das große Ziel wird erreicht, wenn jeder in unwandelbarer Treue zu unserem geliebten Führer, seine Pflicht bis zum alleräußersten tut. 
 
 
 
 
 
O-Ton 1941, Rundfunkarchiv Frankfurt 
August Eigruber, Gauleiter von Oberdonau 
 
36.45 Am Ende entschied der Führer diesen Platz, direkt an der Stadt Linz. Ein alter Plan, der schon seit Jahrzehnten, bei den Hütteleuten immer wieder in Vordergrund trat wurde erfüllt. Und die alte Eisenstraße, vom ERZBERG über Steyr zur Donau, denn schon die Römer kannten diese alte Straße, wird nun wieder neu begonnen mit diesem Werk. 
 
38.20 Nicht weniger als 14 Nationen aus allen Gegenden Europas haben hier an diesem Werk geschaffen. (!). Voran aber waren es die deutschen Arbeitskameraden, denen ich gerade heute besonders danken will, Danken dafür das sie in diesen Zeiten des Krieges in den Zeiten des Mangels an Arbeitskräften es verstanden haben und gewillt waren, mit den ausländischen Arbeitern zu schaffen und die Führung dieser vielen zu übernehmen. 
 
3940 Ihr könnt heute mit Stolz sagen, daß amerikanische Tempo haben wir in den Schatten gestellt. Denn nicht nur daß in dieser kurzen Zeit das modernste Hüttenwerk entstanden ist, daneben auch die modernen und schönen Wohnungen für die Mitglieder dieses Betriebes. 
 
41.00 Jetzt erst erkennen wir die wunderbare Entscheidung des Reichmarschalls hier an der Donau ein Werk zu bauen, da auf der einen Seite die Erzbasis vom alten ERZBERG  
und auf der anderen Seite die Basis von `Grüwarock`(Schweden, Ukraine????), dem größten Erzvorkommen Europas hat. Diesmal können wir wohl sagen, daß Schicksal hat es gefügt, dass dieses Werk wirtschaftlich und jetzt auch streng kaufmännisch gesehen am richtigen Platze liegt: Die Donau und die Erzbasis in der Ukraine  
geben diesen Werk eine besondere Bedeutung und diese Werk drückt der Stadt Linz und dem Gau den besonderen Stempel auf.  
 
42-30 Und ihr Kameraden der Arbeit, denkt daran, daß es nicht eine Hütte ist aus der einige Kapitalisten Dividenden ziehen, sondern dieses Werk gehört dem deutschen Volke, wurde aus Steuergeldern errichtet, und dient ausschließlich dem deutschen Volk. Und damit uns allen. Deshalb gilt diesem WERKE unsere besondere Liebe und unsere besondere Treue. 
 
43.20 Herr Staatsekretär darf ich sie nun bitten, den Hochofen Eins der Hütte Linz das Leben zu geben! 
 
43.50 Reporter: Der Staatssekretär übernimmt die Handschuhe (scharren) Die Flamme ist entzündet. Staatsekretär: Entflamme und Steigere die deutsche Wehrkraft bis zu unserem endgültigen Siege. 
(Scharren) 
 
45.00 Betriebsführer: Kameraden, der Ofen hat somit seine Reise begonnen, nach unserem alten Brauch der Zunft grüßen wir in diesem Augenblick mit unserem Gruß Glück auf . In dieser feierlichen Stund in der wir einen neuen Lebensquell für Heimat und Reich aufgeschlossen haben, gedenken wir in tiefer Dankbarkeit des großen Sohnes dieser Stadt, unser Führer, Adolf Hitler. Sieg Heil (3 mal)  
 
46.00 National-Hymne 
47.00 Horst-Wessel Lied. 
 
 
 
 
 
 
 
Interview (Auszug, nicht autorisiert)  
(WÄHREND DER KLAGENFURTER ANTIFA-KONFERENZ) 
 
PROFESSOR OTTOMEYER, KLAGENFURT 
 
7.20 Wenn man jemanden bei seinen Bösartigkeiten etwas zu deutlich erwischt, und bei seinen hinterhältigen Abschüssen, die er praktiziert. Dann dreht sich das sofort um, und dann sollen wir uns sofort schützend vor ihn stellen. 
 
8.00 Das gehört ein bißchen auch noch zu dieser Inszenierung vom noch nicht ganz erwachsenen Robin Hood, das ist ja auch so eine dauerjuvenile Figur, so ein jugendlicher Dauerheld 
 
8.15 Die zweite Figur, die sie kennen, und die sehr attraktiv ist für das Publikum und sehr interessant: Ist der sportliche Neo-Macho, der gewisse Ähnlichkeiten mit Sylvester Stallone aufweist. Und in der Tat sind ja Werbefilme der FPÖ Mitte der Neunziger Jahre, also direkt abgekupfert von den Erfolgsfilmen Rocky 4 ... wo ja auch ein Boxer sich trainiert für das letzte große Duell in Rußland. 
 
14.10 Amerikanische Journalisten übersetzten das immer ganz brutal: He seems to be a sex symbol for the Austrians. .... Es ist schon richtig, daß er dem österreichischen Idealbild des Skilehrers (Lachen) , der viele Interessentinnen um sich schart, schon irgendwie entspricht. 
 
33.00 Jetzt gibt es hinter diesen populistischen Figuren, also hinter Robin Hood, Supersportler und Bierzelt-Sozialist noch eine vierte Figur, mit der Haider nicht ganz so flexible umgehen kann, wie ein Chamäleon. Da ist er nicht ganz so variabel. Und ich glaube, daß er da wirklich auch ein Abhängiger ist.  
 
DAS IST NÄMLICH DER RECHTSEXTREM IDENTIFIZIERTE. DER HERANGEWACHSEN IST, ALS KIND SEINER ELTERN UND DER EINEN REHABILITATIONSAUFTRAG ANGENOMMEN HAT VERINNERLICHT IN BEZUG AUF DIE KRIEGSGENERATION. ZU DER DANN EBEN AUCH DIE WAFFEN-SS UND ALTNAZIS GEZÄHLT WERDEN 
 
33.45 Das hat etwas zu tun mit Haiders Biographie. Wie sie wissen werden... Es gibt einfach diese Verstrickung ins rechtsextreme Milieu, ins Nazi-Milieu ...  
 
34.00 Als Psychologe würd ich sagen, daß da jemand als gebundener Delegierter (?) seiner Eltern fungiert. Man kann annehmen, daß die Eltern nach dem zweiten Weltkrieg erst mal in einer depressiven Position waren. Vielleicht war der Vater auch traumatisiert (?), dadurch daß er Leichenberge aus Ebensee hat wegräumen müssen, nach dem Krieg, die die SS dort hinterlassen hat. Darüber hinaus dürften die Eltern, wie ähnliche in der Situation unter tiefen Schamgefühlen und Schuldgefühlen gelitten haben.(?) Und es wird ihnen nicht sehr gut gegangen sein. Und als dann in den fünfziger Jahren, die Ausgrenzung der Ehemaligen rückgängig gemacht wurde, kann man annehmen,dass hier wieder neue Möglichkeiten entstanden sind. 
 
35.05 Und dann ist auch der kleine Haider herangewachsen. Als Kind und Jugendlicher , wahrscheinlich als jemand, der gespürt hat, das diese Eltern, diese Generation sehr viel braucht. Gegen ihre Depression, gegen die Möglichkeit der Scham, und gegen die Möglichkeit der Schuldgefühle. Sie brauchen Ablenkung und Unterhaltung: Solche Kinder werden ... dann oft begabte Unterhaltungskünstler. 
 
35.40 Und darüber wird er gespürt haben, daß die Eltern es dringend brauchen, daß man sie von den Möglichkeiten der Scham und der Schuld entlastet. (?) Und Haider hat ja schon sehr früh, als Jugendlicher Reden gehalten und einen Preis gewonnen. Die Rede ist dann nachher ... in der deutschen National und Soldatenzeitung abgedruckt worden, Reden gehalten, wo er eben doch, den Nationalsozialismus bagatellisiert hat, den Anschluß noch von Österreich an Deutschland, also eine deutschnationale Position damals noch propagiert hat. ... Er ist als in diesem Burschenschaftler und Rechtenmilieu aufgewachsen und er hat ja dann später auch jede Gelegenheit genutzt, zu sagen, daß diese Kriegsgeneration eigentlich etwas sinnvolles gemacht hat, daß wir ihr eigentlich die heutige Demokratie zu verdanken haben, denen die im zweiten Weltkrieg gekämpft haben ... am Ullrichsberg hat er entsprechende Reden gehalten, vor SS Leuten, die ja auch da versammelt sind: ... Ihr wart nicht Täter, ihr wart bestenfalls Opfer. Das wofür ihr gekämpft habt, das war sinnvoll. Und dann geht er unaufgefordert in Krumpendorf ans Mikrophon um vor den versammelten SS-Leuten ... zu erklären: das sie eben anständig geblieben sind, und ein Vorbild für die Jugend und sich selber nicht verleugnet haben. Und das sie sich selber nicht schämen müssen.... Und unter diesen Leuten saßen dann die Eltern. 
 
37.20 Man kann sagen, daß Haider Österreich in eine Psychodrama -Bühne für seine eigene Familientherapie verwandelt hat. Und das hat nur deshalb funktioniert, und das interessiert mich nur deshalb so stark, die Psychodynamik dieser Person, an dieser Stelle, weil wir davon mitbetroffen sich. Und das offenbar auf fruchtbaren Boden in vielen österreichischen Familiengeschichten gefallen ist. So leicht ... hättens viele gerne. Die Versöhnung mit den Eltern, die Wiedergewinnung des Respekts, das ist nicht wirklich eine Therapie. Das ist eine Idealisierung, es ist eine Falsche Integration. Aber das scheinen viele zu wollen. Und das scheint in der österreichischen Kultur auf fruchtbaren Boden zu fallen. 
 
 
 
 
 
 
Interview (Auszug, nicht autorisiert)  
(WÄHREND DER KLAGENFURTER ANTIFA-KONFERENZ) 
 
Hans Henning Scharsach 
1.08.30 Streng nach historischem Vorbild inszeniert Jörg Haider die FPÖ als unpolitische Bewegung: An der Spitze des Fortschritts, er selbst, der junge Mann der sich etwas traut, der die Altparteien vor sich hertreibt, der kritisch gegen Bonzentum, Privilegienherrschaft, gegen die rot-schwarze Bettgemeinschaft eintritt. Das ist genau das System mit dem die Nazis großgeworden sind. 
 
1.09.00 Und bis ins Detail hinein läßt sich belegen, daß Jörg Haider diese Erfolgskonzept der Nazis quasi übernommen hat, kopiert. Etwa in Wien der Ausländerwahlkampf 1999: Der letztlich die FPÖ in die Regierung gebracht hat. Die Parolen mit denen der Ausländerwahlkampf der FPÖ geführt wurde, entsprechen wirklich deckungsgleich jenen Parolen mit denen die Nazis seinerzeit geworben haben. Nur, daß immer dort, wo es bei den Nazis Juden geheißen hat, heißt es bei der FPÖ Ausländer. Also, was damals Überfremdung durch Juden war, ist jetzt überfremdung durch Ausländer. .... Heute heißt es Österreicher zuerst, heute heißt es Volksgenossen zuerst, damals hats geheißen: Keine Gemeindewohnungen für Juden. Heute heißt es keine Gemeindewohnungen für Ausländer. Damals ... haben die Nazis vorgerechnet: 500.000 Arbeitslose - 400.000 Juden. Das waren die Transparente, die man auf der Ringstraße spazieren getragen hat. Heute rechnet Jörg Haider vor: 300.000 Arbeitslose - 300.000 Gastarbeiter. Also, es sind die gleichen Parolen.... 
 
1.10.30 Die Nazis haben in der Selbstdarstellung auf Skandalisierung gesetzt ... Sie haben tatsächlich auch am Anfang Skandale aufgedeckt ... Wie ihnen die Skandale ausgegangen sind, haben sie aus kleinen Skandalen, große Skandale gemacht. Und wie sie keine kleinen Skandale gehabt haben, haben sie Skandale erfunden. Und die Nazis haben ihre politischen Gegner kriminalisiert. Genau mit diesem System arbeitet Jörg Haider ... Das geht soweit: Das er seinerzeit dem damaligen Innenminister Einem unterstellt hat, mit Drogendelikten in Verbindung gekommen zu sein und in Zwetl im Gefängnis gewesen zu sein. Das hätte Einer tatsächlich geschadet, wenn es in Zwetl ein Gefängnis gegeben hätte. Gottseidank hats in Zwetl kein Gefängnis gegeben. 
 
1-11-40 Und auf der anderen Seite hat Jörg Haider immer wieder seine Sympathie für den Nationalsozialismus, für die Organisationen des Nationalsozialismus, oder für Führungsfiguren der nationalsozialistischen Ideologie zu erkennen gegeben. Er hat Alexander Löhr eine historisch verdiente Persönlichkeit genannt. Alexander Löhr war Oberbefehlshaber der Wehrmacht auf dem Balkan, er war, wie Reitlinger in dem Standardwerk `Die Endlösung´ schreibt, mehr als jeder andere Wehrmachtsoffizier in die Deportation der Juden involviert. Er hat ungefähr 1 Million Tote auf dem Gewissen, als Oberbefehlshaber der Wehrmacht. Also, wenn man so einen Mann als historisch verdiente Persönlichkeit bezeichnet, dann ist das schon ein Signal. 
 
1.12.40 Oder in der Zeit, als Jörg Haider Chefredakteur der `Kärntner Nachrichten´ war, da wurden glühende Lobgesänge auf Rudolf Heß veröffentlicht .. den man dafür gelobt hat, seiner deutschen Ehre treu geblieben zu sein. Oder Jörg Haider hat Reeder, der an einem der grauenhaftesten Massaker des zweiten Weltkriegs die Schuld trägt, da wurden 1830 Zivilisten hingemetzelt, da wurde ein ganzer Landstrich ausgerottet und da wurden, wie es im Gerichtsurteil heißt, halbe Kinder, also Mädchen, die soeben unter den Leichen ihrer soeben erschossenen Eltern hervorgezogen worden waren, auch noch vergewaltigt... Und diesen Walter Reeder nennt nun Jörg Haider einen ganz normalen Soldaten, der nur seine Pflicht getan hat. 
 
1.13.55 Oder die Nähe zur nationalsozialistischen Ideologie lässt sich auch dadurch zeigen, dass ich mich auf Vorbilder berufe. Jörg Haider beruft sich auf das Dritte Lager. Die Parteien des dritten Lagers waren vor allem eines: Schwer antisemitisch. Oder Jörg Haider beruft sich auf den Rechtsphilosophen Forsthoff. Das ist der ärgste Antisemit, der sich unter den Rechtsphilosophen finden lässt. Ein Mann, der die Säuberung der deutschen Hochschulen als Notwendigkeit bezeichnet hat ... und dem zum Holocaust einfällt: Der Jude war als Feind enttarnt und musste als solcher eliminiert werden.  
 
1.15.30 Und Jörg Haider, auf die Frage ... wer sein größtes Feindbild ist , da nennt er Churchill: Ganz systemrichtig der Mann, der den Wider stand gegen den Nationalsozialismus politisch organisiert hat, der ist sein größtes Feindbild geblieben. 
 
1.16.00 Jörg Haiders Nähe zum Nationalsozialismus läßt sich an vielen, vielen Beispielen festmachen. Und eins der klassischen Beispiele war ganz sicher, Haiders Rede in Krumpendorf: Da ist er auf Einladung des Traditionsverbandes der Waffen SS und spricht die Traditionsträger der Waffen SS als liebe Freund an und bedankt sich bei ihnen , daß sie anständige Menschen geblieben sind, die ihrer Überzeugung treu geblieben sind, und auch bei größtem Gegenwind zu ihrer Überzeugung stehen.  
 
 
 
 
 
 
O-Ton (Mitschnitt einer Besichtungstour)  
BESICHTIGUNG ERZBERG 
 
0.24 Ride into the mountain - Fahrt in den Berg 
 
kurzes Rumpel. 1.00 Fahrt in den Berg bis, 1.50 ruhigeres Rollen, ab 2.00 wieder lauter, 2.20 sehr ruhig, 2.40 lauter,  
10.50 Führer im Berg: Im Tagebau setzt man heute noch andere Sprengstoffe ein. In der Grube hat mein einerseits den Dolarit verwendet und andererseits ein Sprengstoffgranulat, einen ANC Sprengstoff ..(leichtes wackeln)...12.00 BF: Die Sprengfolge hat dann folgendermaßen ausgeschaut: Ein Zaunder hat ... zur Explosion gebracht ... Gezündet hat man mit Zündmaschinen . 
 
13.50 BF: Und erst durch diese Zeitstaffelung war sichergestellt, daß die Wand bei der Sprengung in sich zusammenfallen wird. Jetzt hoffen wir, daß es bei unserem Abschlag auch passieren wird. Wir werden einen Abschlag von drei Meter sprengen. Und wir geben nunmehr Feuer! (Explosion) (lachen) So jetzt haben wir gesprengt: 60 Tonnen Gestein liegen da vorne.  
 
14.50 BF: Die Bergleute haben mit dieser Kratze hier das Erz in diesen Fülltrog eingekratzt. Und damit diesen Hund aufgefüllt. Den Hund, den wir da sehen, der faßt zwei Tonnen. Und mußte von einem Bergmann alleine in einer Stunde angefüllt werden. Die Schicht hat zwölf Stunden getauert, ergibt 24 Tonnen, die ein Bergmann hier händisch hat einfüllen müssen. Und wenn er es nicht zusammengebracht hat, ist es ihm vom Lohn abgezogen worden. Diese mühevolle händische Arbeit hat es nach dem ersten Weltkrieg immer noch gegeben, sie wurde dann nach und nach abgelöst durch Pressluft getriebene Fördergeräte.  
 
16.10 BF: Hier wird der Hund nicht mehr händisch aufgefüllt, sondern maschinell, mit diesem Gerät hier , einem gleisgebundenen Wurfschaufelradfahrer. Der Bergmann ist auf der Seite oben gestanden ... vorgefahren, angefüllt, und den Schaufelinhalt hat er dann in diesen Hund entleert.  
 
17.49 BF: So, wenn wir da oben hinaufschauen, da sehen wir die Darstellung des Langlochabfalls. Sie erinnern sich daran, wir haben das Modell auch schon da vorne gesehen. Wir betrachten hier die obere Strecke, die der Bergmann als sogenannte Kopfstrecke bezeichnet. Sie sehen hier oben das Bohrgerät, das den Zweck hat, eine Scheibe nach oben zu bohren, damit man dann sprengen kann. Hinterm Bohrgerät haben wir die Abbaukammer, und ganz hinten den Skup dreh, der hier das wertlose Gestein in einem Versatz wieder einbringt.  
 
18.10 BF: Und jetzt schaun wir uns das ganze da vorne im Maßstab eins zu eins an, sie sehen da vorne das Bohrgerät stehen, mit dem Zubehörwagerl. Und von der hinteren Seite und von der hinteren Seite wird jetzt der Skupdreh kommen. Und Versatz einbringen (LKW-Sound, abschütten)  
 
19.00 BF: So wie hier hat man alle Hohlräume wieder aufgefüllt. Wir können also getrost ein Stück weiter gehen! 
 
19.50 BF: Holzausbauten waren sehr arbeitsintensiv, die Bergleute haben einerseits Holzausbauten sehr gern gehabt, andererseits gehasst. Gehasst deswegen, weil die Bergleute gesagt haben: Das holz, das wir heute einbauen, da hat gestern noch der Spatz draufgesessen. Das heißt das Holz kam frisch aus dem Wald, dementsprechend nass und schwer und dementsprechend schwer zum Einbauen. Die Bergleute haben ja auch gesagt, das Holz schreit. Das heißt, bevor es zusammengebrochen ist, hat es zu knistern und knarren begonnen, es war ein Alarmzeichen für die Bergleute, und sehr oft haben solche ... Leben gerettet. 
 
20.25 BF: Das da oben ist ein Steigererschnitt durch den Steirischen ERZBERG. Steiger heißt Senkrecht. Der ERZBERG ist senkrecht auseinander geschnitten, die unterschiedlichen Farben, sind die unterschiedlichen Gesteinsarten. Das violette Gestein ist der ... Schiefer, den größten Dreck den wir haben , wo nur ein Brösel EISENERZ drinnen ist ... das müssen wir eh fast wegschmeißen. Braun ist Erz das abbauwürdig ist . Blau ist Kalk ...Also von diesen Fünf Formen ist alleine das Braune ein Erz, mit dem wir was anfangen können. Den Rest, was drüberliegt, müssen wir im Tagbau trotzdem wegräumen, damit wir zum Erz dazukommen 
 
21.10 BF: Jetzt hat unser Erz noch einen weiteren Nachteil. Nämlich es ist ein bisschen armes Erz, wir haben einen Eisengehalt von 34 Prozent, soviel müssen wir Linz und DONAWITZ 
garantieren. Denn nach Linz und DONAWITZ wird unser Erz geliefert. Aber, wir haben wieder einen Vorteil.... Wir haben zwar einen Eisengehalt von 34 Prozent, ausländische Erze haben 70 , 80 Prozent. Aber bei uns ist Kalk mit dabei, und Kalk benötigt man im Hochofen als Zuschlagsstoff. Und die Hochofenbetriebe kaufen unser Erz als Eisen und Kalkträger, Mischens mit den hochprozentigen ausländischen Erzen zusammen ... und haben so genau die Mischung, die sie für ihren Hochofenprozess benötigen. Wäre der Kalk nicht dabei, würden wir auf unserem Erz sitzen bleiben, sitzen bleiben ist nicht gut, darum schauen wir einen Schritt weiter.  
 
24.50 BF: man hat dann eine Methode gefunden, wo man die Nachteile beseitigt hat und alle Vorteile gehabt hat. Wie ist das gegangen? Man hat von oben nach unten gearbeitet, und von unten nach oben hergestellt. Man hat von oben die Löcher auf der ganzen Länge mit Bohrgeräten gebohrt, zwanzig Meter tief und dann hat man von oben die ... hinuntergelassen, ... von oben Sprengstoff nachgefüllt, geladen, geschossen wie der Bergmann sagt....  
 
25.30 BF: Gebohrt hat man mit einem Bohrgerät, das Bohrgerät ist nach wie vor noch einsatzfähig... Bitte nett schrecken, es ist relativ laut. Achtung! (Bohrgeräusch) 
 
27.00 Wir befinden uns hier in der untersten Etage dieser Grube, da waren es zwölf Meter bis zur Gleisförderung. Von der obersten Etage der Grube, waren es bis zur Gleisförderung fast hundert Meter. Es ist gefährlich hier herrinnen, denn es hat in der ganzen Grube, mit Ausnahme der Gleisförderung kein elektrisches Licht gegeben. Es ham die Fahrzeuge ein Licht gehabt, es haben die Bohrgeräte ein Licht gehabt, es hat jeder Bergmann hat dies e Lampe gehabt, oben auf den Helm hinauf gesteckt, das war das ganze Licht! Der Bergmann musste seine Umgebung genau kennen.... 1984 das war der letzte Tote den wir auf dem ERZBERG zu verzeichnen gehabt haben. 
 
28.30 Da sind wir bei unseren Handbohrgeräten angelangt, die Pressluft wurde am ERZBERG erst 1908 eingeführt, vorher musste noch händisch gebohrt werden. Das war eine große Prozedur: Ein Bergmann hat den Bohrer gehalten und langsam gedreht, zwei andere haben mit Schlägen heraufgehauen. 
 
29.20 So wir werden den Bohrer in Betrieb nehmen. Kommst du bittschön davor! ... Linke Hand da drauf.  
 
 
 
 
 
 
O-Ton (Mitschnitt einer Besichtungstour)  
 
HAULY-FAHRT AUF DEM ERZBERG 
 
 
(lebhafte Touristenstimmen Scout: Von nun an gehts bergab ... den HINTER-ERZBERG hinunter. Am HinterERZBERG, wird kein Platz abgebaut, das merkt man auch, denn die Natur holt sich die nicht mehr bergmännisch genutzten flächen, innerhalb von ein paar Jahren zurück. ... Alles von selbst gewachsen. 
 
33.15 Wenn Sie jetzt ins Tal hinunterschauen, sehen sie unsere EISENERZer RAMSAU, das ist ein beliebtes Ausflugsziel ... Sommer fährt man hier gern hin zum Wandern .. zum Beispiel auf den Schwarzenstein und den Stanstein, die zwei Bergspitzen da drüben. Im Winter fahren viele in die Ramsau zum Langlaufen ... Hinter ERZBERG hats früher zwei Schrägaufzüge gegeben. Die haben die Bergleute zur Arbeit gebracht ... bevor die Schrägaufzüge gebaut wurden, sind die Bergmänner bis zu zwei Stunden zu Fuß an ihren Arbeitsplatz gegangen ....wenn wir weiterkommen zur Talstation, da hat es noch einen dritten Schrägaufzug gegeben, den Hugo-Stinnes-Aufzug  
 
34.35 (Scout) Wenn Sie jetzt den Hang hinaufschauen, da sehen sie die Reste von diesen Schrägaufzügen ... die Beiden Gebäude an denen wir vorbeifahren, da ist eines die ehemalige Hauptwerkstätte Drei Könige, es hat früher drei Hauptwerkstätten gegeben , die hat man 1974 --- zusammengeschlossen. Das andere ist das Kompressorhaus, da hat man die Pressluft hergestellt für die Geräte in der Grube drinnen, die Pressluftgetrieben sind. 
 
35.15. Früher hat es noch eine Bahnverbindung gegeben, zwischen EISENERZ und Vorarlberg, dieser Zug ist über den HINTERERZBERG gefahren, da oben ist der Tunnel der durch den ERZBERG durchgeht, er ist hinter dem weißen Gebäude da, 11/2 Kilometer lang ist der Tunnel durch den ganzen ERZBERG. 1891 wurde die Bahnstrecke eröffnet, 1978 ist dann die letzte Dampftraktion gefahren. 1986 wurde der Personenverkehr eingestellt. Jetzt gibts nur mehr eine Museumsbahn, die fährt nur mehr am Sonntag und auf Vorbestellung.  
 
36.05 Wir kommen jetzt dann gleich beim ehemaligen Bahnhofsgebäude vorbei, das ist dieses helle Gebäude da unten, ein typisches Bahnhofsgebäude. Der Große Gebirgsstock, den wir da jetzt sehen, das gehört alles zum EISENERZer Reichenstein, zum höchsten Berg von EISENERZ, mit 2166 Meter 
 
37.03 Wenn sie jetzt ins Tal hinunterschauen, da sehen sie jetzt unsere Schlammteiche. Wir haben drei Schlammteiche , bei der der Schlamm gebunden wird, der bei der Trennung von taubem Gestein und Erz anfällt. Das Wasser verdunstet dann mit der Zeit, und der Schlamm bleibt vertrocknet zurück. Die Schlammteiche sind 110 Meter tief. Man sollte besser nicht hineinfallen. Man kommt nämlich nicht mehr heraus. Es ist wie Treibsand. Es ist einmal ein Para-Gleiter auf dem ausgetrockneten Teil eines Schlammteiches gelandet und ganz normal herüberspaziert. 
 
37.45 Diese Trennung von taubem Gestein und Erz funktioniert gleich, wie wenn man in einen Kübel Wasser Sägespäne und Sand schüttet. Da schwimmen ja auch die leichten Sägespäne obenauf: Die Trennung von taubem Gestein und Erz passiert aber nicht in einem Kübel wasser, sondern in riesengroßen Trommeln, die sich die ganze Zeit drehen . Haha. Sie drehen sich deshalb weil Ferosilicium im Wasser drinnen ist, das Ferosilicium würde sich am Boden absetzen, wenn sich die Trommeln nicht drehen würden. Durch diese Schwertrübe Flüssigkeit, das Ferosilicium sinkt das Erz zu Boden, es würd da ... (bricht ab) 
 
38.40 Da unten befindet sich das Krumpental, der älteste EISENERZer Ortsteil, da unten geht es in die EISENERZer Ramsau 
 
39.20 Wir fahren jetzt hinunter, zu unserer tiefsten Abbauetage, der Etage `Zirkus´, sie hat ihren Namen daher, weil die anderen Etagen, von der Etage Zirkus abgehen, wie die Stufen in einer Manege. Auf der Etage `Zirkus`, da liegt auch unser ERZBERGSEE, er ist zwölf Meter tief und hat Trinkwasserqualität es ist das Regenwasser und Quellwasser vom Reichenstein, das durch den ERZBERG durchgepresst wird. Die Stollen sind so angelegt, daß das Wasser wieder nach außen abrinnen kann ... Im ERZBERGSEE wird das Wasser dann gesammelt. Weil es durch den ERZBERG abrinnt, hat es eine so schöne Farbe, es sind Mineralsalze im Wasser gelöst. Je nach Wetter hat er immer eine bißchen andere Farbe, manchmal ist er mehr braun, heute mehr grün. Der wär wirklich ein toller Badesee. 
 
 
41.10 Auf diesem großen Platz finden immer wieder Konzerte statt ... Heuer hats schon einen Frühschoppen gegeben mit Brunner & Brunner und Otto Walkes... den Fantastischen Vier 
und der Blood Hound Gang. ... Das schaut ganz doll aus. Der ERZBERG wird dann beleuchtet, das wird dann super vor dieser Einzigartigen Kulisse. Auf diesem großen Platz, gibt es auch immer den Start für das ERZBERG-RODEO, für das MOTORRADRENNEN, das einmal im Jahr auf dem ERZBERG stattfindet. An den beiden Tagen fahren die Motorräder auf den Etagen bis zum Gipfel hinauf, und die schnellsten Fünfhundert fahren am letzten Tag auf einer vorgegebenen Strecke quer über die Etagen .... Heuer haben in der vorgegebenen Zeit von vier Stunden zwanzig Fahrer das Ziel erreicht. 
 
39.00 Sie können sich vorstellen, dass da eine ganz schöne Staubwolke über dem ERZBERG liegt, trotzdem ist es ein ziemliches Spektakel das sehenswert ist. Sie haben ja Glück, das es heute nicht ganz so schön ist, denn wenn es ein heißer Tag ist, staubts beim Haulyfahren auch ganz schön. 
 
40.10 Wir arbeiten in Dreidrittelschicht durchgehend von Montag bis Freitag, also bis frühen Nachmittag und Nachtschicht. 
 
43.00 Die Abenteuerfahrt mit dem größten Taxi der Welt, neigt sich jetzt leider schon dem Ende zu. Wenn wir jetzt unten ankommen, dann bitte alle solange sitzen bleiben bis wir bei der Stiege hinten wieder anstehen. Damit wir absteigen können. Nicht dass jemand vorzeitig absteigt, gehts recht steil runter. Und dann wieder alle das Eierschwammerlkostüm wieder abgeben, das ist nicht im Preis inbegriffen. Wir gehen bei der linken Tür in das Gebäude hinein, da werfen Sie den Helm in einen Korb, dann gehen wir links weiter, dann legen sie den Mantel auf einen Tisch. Und dann befinden wir uns wieder in der Eingangshalle. Sie können die Fotos begutachten, die von Ihnen gemacht worden sind, und eventuell käuflich erwerben. Der Ausgang befindet sich oben ... ich hoffe es hat ihnen ein bisschen gefallen bei Uns ... Sie empfehlen uns weiter, und besuchen uns noch einmal. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Aufenthalt in EISENERZ. Und eine unfallfreie Heimreise. Und verabschiede mich mit dem alten Bergmannsgruß : Glück auf! (Applaus) Danke.... (bricht ab) 
 
 
 
 
 
 
Interview (Auszug, nicht autorisiert)  
 
Gespräch mit Herr F., früher Bergmann 
 
46.25 Es ist so, daß unser Erz, so zum Drüberstreuen, zum Dazumischen, einige guten Eigenschaften hat. Und eine gute Eigenschaft ist eben, der freie Kalk, den wir mitliefern, es ist folgendes: Je höher der Eisengehalt von Erzen ist, desto immer ist auch immer der Quarzgehalt. Und der Quarz verursacht, daß das Erz im Hochofen nicht flüssig, sondern nur teigig wird. Und um das zu kompensieren muß man wieder Kalkgehalt zusetzen. Und das kommt mit unserem Erz automatisch mit.  
 
Aber jetzt einmal folgendes: Die Nummerierung der Gefangenenlager hat draußen angefangt: 62, 63, 64 und in Münichtal unten warens 65. Das waren die Gefangenenlager. Das waren Baracken. Es gibt nicht einmal Fotos davon. Da war dort das Lager 64, sehens, dort wo die Gebäude stehen (Dort wo die Tankstelle steht!) Da ist die Baracke gestanden (Ah, ja) Das waren Baracken. Sehens, da ist keine Spur von irgendetwas in dieser Richtung (Das heißt es gab 64 Lager) Was weiß I. Irgendwo hat diese Nummerierung angefangen (ja, ja) Das war Lager 63, auf dieser Wiese da. Also nix zu sehen. Nur noch frei. Alles andere ist verbaut (Wie viele waren da ) Wieviele Gefangene da gewesen waren, des woas i net. Des dürften schon ein paar Tausend gewesen sein.  
 
49.00 Grade noch zu dem Thema. Sie haben relativ frei gelebt hier, sie sind zur Arbeit gegangen, auf dem ERZBERG, sind raufgegangen. Sind frei wieder heim gegangen. Net heimmarschiert unter Bewachung oder irgendwas. Sondern die haben sich völlig frei bewegt. Des hat auch. Und sehens, der Bereich, das da, und das da, wo diese Häuser da stehen, das war das Lager 62, da san überall Baracken gewesen. Sehens nix mehr zum sehen davon. (Und es gibt keine Fotos davon?) Nein. Ich hab mich jetzt sehr intensiv befasst mit Fotos. Weil ich eine Ausstellung hab laufen gehabt über den Grubenbetrieb. Weil mir der Grubenbetrieb, immer a bisl vernachlässigt wird, da werden Filme gemacht, alte Fotos undsoweiter, Videofilme noch und noch. Und da wird immer vollkommen dabei verschwiegen, dass es da auch einen Untertagebetrieb gegeben hat. Und deswegen hab ich eben im letzen Jahr beschlossen, ich sammle jetzt Fotos vom Grubenbetrieb und mach a Fotoausstellung, die hab ich am Sonntag erst im Museum weggeräumt, die ist jetzt fünf Wochen gelaufen. (Und wo kriegt man die Fotos her) 49.50. Die hab´ ich zusammengesammelt bei den Bergleuten. Jeder wos was gehabt hat, hab ich mir die ausgeborgt. Wie gesagt, nix spektakuläres. Wir sehen uns da noch, 49, 50, 51 als Lehrlinge drauf. Mannschaften ... da war ich Lehrlinge. 
 
51.00 (Woher weiß man das mit den Gefangenenlagern aus Zeitzeugenberichten, von Leuten, die hier gelebt haben) aaaah. Diese Lager da, die haben wir als Kinder noch gesehen ... die sind ja da gestanden, bis in die fünfziger Jahre, da sind ja Flüchtlinge hereingekommen ... und überhaupt gleich nach dem Krieg die Sudedendeutschen, die sind da (die Donauschwaben) und nach und nach wurden die Baracken, diese Schiachen gleich umgerissen 
 
52.30 (Dann sagte der Vater von ihr, es hätte noch ein schwerbewachtes Lager gegeben am Hochofen, aber wo war denn ein Hochofen...) Ja doch (Gabs noch im Krumpental ein Hochofen) Da is auch noch ein Lager, da waren Franzosen drinnen, des is des nicht vergess. Ah. Im Krumpental drinnen.... Ja , beim Hochofen da ist das Lager 65 gewesen, in der Nähe, an der Hauptstraße in Münichtal da herunter. Das Lager 65 ein ganz normales Gefangenenlager. Aber wie gesagt, zu dem Thema abschließend: Sie ham frei gelegt da, diese KRIEGSGEFANGENEn... Die sind zur Arbeit gegangen, und eines möcht ich dazu sagen: Sie haben erstens die Zusatzkarte gehabt, alle Arbeiter haen ja nach Schwere der Arbeit Zusatzkarten gehabt. Und die ham die Gefangenen genauso gehabt. Die haben dann am ERZBERG oben, in den Kantinen, die es damals gegeben hat, ihr halbs Laiberl Brot geholt, ihr Stück wurscht und so weiter. 
 
54.45 Franzosen waren da, das waren so ein bißchen Edelgefangene ... und es waren Russenfrauen da. Und männliche Polen. Franzosen, Russinnen (Die Russinnen haben wahrscheinlich Erz sortiert) Sortiert. Die haben in den Werkskantinen da oben gearbeitet.  
 
55.10 Aber eins möcht ich dazu sagen, abschließend: Nach dem Krieg, als die Russen gekommen sind, in den letzten Tagen, oder danach, das ... Dann sind mit dem Tag, die Gefangenen alle freigewesen, aber es hat keine Repressalien gegeben, das sich Gefangene an irgendwem gerächt hätten... Es ist überhaupt nicht bekannt gewesen, daß da irgendetwas gewesen ist. Also kann man darauf schließen, das die Gefangenen relativ gut behandelt worden sind. Es gibt sogar Geschichten, daß die Bergleute die Einheimischen, die Russen oder die Pollen, die Gefangenen, mit denen sie gearbeitet haben, sogar ein bißchen mitversorgt haben. Haben ein Teil ihrer Jause abgehen. 
 
56.25 Bezeichnend ist das, daß es überhaupt keine Übergriffe gegeben hat, von Gefangenen, .... 
 
56.0 Also, daß ist alles, was ich über diese Zeit sagen kann, Und das wir uns jetzt auf den ERZBERG konzentrieren. ... Das mag bezeichnend sein, weil es hat überhaupt keine Repressalien gegeben von den Gefangenen, daß die sich irgendwo gerächt hätten .... 
 
57.40 Ja, wegen Hochöfen, es wurden im Jahre 1903 die ersten modernen Kokshochöfen hier gebaut. Das waren damals die größten und modernsten von ganz Europa. Die sind gelaufen bis zum Jahr 1945. Und inzwischen hat sich ja das Stahlzentrum Linz und DONAWITZ etabliert gehabt. Und mit 45 sind die dann stillgelegt worden. (Auto fährt) 
 
1.00.10 Was wir für eine Altersstruktur haben, das ist ja katastrophal in EISENERZ. Wir haben mehr 80jährige als unter 20jährige, so schaut´s das aus. 
 
1.00.30 Wir haben erst vor einigen Wochen eine große Präsentation gehabt, im Schaubergwerk drin, vor a großem Publikum.. ein Fremdenverkehrsprojekt der Zukunft, das soll einmal pro Tag 4000 Leute herbringen. anstatt 1000. .... Zwischen 400 und 600 Millionen Schilling Investitionssumme pendelt das ganze 
 
1.12.45. Tja, der Brotlaib, in dem Sinn ist er gewesen für uns. Die Tradition, die Tradition, die schlägt sich nieder in der alljährlichen Barbarafeier, die wirklich mit großer Anteile der Bevölkerung immer stattgefunden hat. 
 
1.14.20 (Aufschwung 38) Ja, das ist es sicher gewesen, wenn man an die Zeit zurückdenkt. ja. Das ... MAN hat gewußt, aus verschiedenen Gründen, wir brauchen in Zukunft viel Stahl. Des mag das schon gewesen sein. ....Bervors mie als Historiker jetzt wieder .. . Was war vorhanden vor 1900? Zu Beginn des Jahrhunderts wurden erstmals Wohnungen gebaut. Also, daher von unseren Noch, die gute alte Zeit in der Monarchie. Und der Kaiser Franz Josef .... da sind erst mal diese großen Häuser ... da draußen in der TROFENG Wohnungen gebaut worden, für die Arbeiter , die hier gelebt haben. 
 
1.17.40 (Es gab aber doch hier einen Streik, der gewaltsam niedergeschlagen wurde, in den 30er Jahren?) Des war diese Krisenzeit, diese Arbeitslosenzeit, aber über das, weiß ich eigentlich sehr sehr wenig. ....(Ich dachte ein Bergarbeiterstreik, wegen den Arbeitsbedingungen, wär das gewesen, der von der SA auch niedergeschlagen wurde?) Nein. Das ist mir eigentlich neu. Das es da einen Bergarbeiterstreik gegeben hat. Weil erstens einmal, aber da sind wir schon wieder im politischen Thema, das ich nicht allzugern hab. Erstens einmal ist , so was ich vom Hörensagen weiß, mit dem Anschluss , is ja da flott aufwärts gegangen. ... Bergarbeiterstreik von der SA niedergeschlagen ... hab ich eigentlich nie ghört, in der Zeit. 
 
 
Anmerkung Jacob/Kessen: Man lese zu dieser Aussage das Buch über die „ReichWERKE“ von Helmut Fiereder, S.103 f:  
 
"In der ersten Augusthälfte 1938 kam es unter der Belegschaft des ERZBERGs zu einer machtvollen Streikbewegung, die ihre Ursachen in der sozialen und politischen Lage der EISENERZer Arbeiterschaft hatte... Da die Mittel der Exekutive in EISENERZ bei weitem nicht ausreichten, um den Streik zu unterdrücken, ließ die Leitung der ALPINE den Streik schließlich durch einen 150 Mann starken SA-Sturm niederschlagen... GÖRING drohte Mitte Oktober 1938:"Wo Weigerungen der Arbeiterschaft erfolgen, wie z.B. in Österreich, will Generalfeldmarschall GÖRING mit ZWANGSARBEIT vorgehen, er werde ZWANGSARBEITslager schaffen. Die Arbeitsfront solle nicht falsche Sozialbegriffe unter die Arbeiter bringen. Tatsache sei, daß unsere Generation die Karre in den Dreck gefahren habe, indem die Arbeiter gemeutert haben und indem wir die Schuld auf uns geladen haben, daß wir diese Arbeiter nicht sofort zusammengeschossen haben".
 
 
 
1.19.20 38-45 sind dann diese Siedlungen entstanden, da unten und die da oben. Absolut Positiv. Das erste Mal hat der Bergarbeiter ein Bad gehabt. Aber das soll nicht sagen, daß ich mit der Zeit sympathisiere.  
 
1.21.00 Schon im vorigen Jahrhundert hat man die Sommerarbeiter gehabt,... aus Böhmen, und da hats riesige Barackensiedlungen gegeben am ERZBERG, was aber keine Lager in dem Sinne waren, Massenunterkünfte 
 
1.24.00. Ich weiß nicht, wie viele Tausende, es hat eben diese, die ja jeder Kennt hat als Kind, da herein diese Lager gegeben: 62,63,64,65. Das diese Leute, Gefangenen, relativ frei gelebt haben, sich bewegen haben können, und vor allen Dingen, das möcht ich festhalten, es hat keine Repressalien beim Umsturz gegeben. ... I wa noch a kind. Aber man häts sicher gehört, wenns da irgendwelche Racheakte gegeben hätte ... Ja die Lager, ich bin da nicht in dei Nähe gekommen, sicher wird da bewacht, nicht mit Stacheldrahtzaun oder Wachtürmen. Da ist nix gewesen 
 
1.25.00 Die sind frei zur arbeit gegangen und sind auch frei. I hab da halb am ERZBERG gewohnt, da sinds bei uns vorbeigegangen nach Schichtende, durch den Wald, da oben bei unsere Keusche vorbei, das wars oaalls.  
 
1.25.20 Aber bitte über die Zeit!... Die Generation die das miterlebt hat, die sind über 80, 90... Es wird nicht totgeschwiegen, aber es ist über ein halbes Jahrhundert, ist ja das ganze weg.... Ich kann auch wieder sagen: Es ist auch nichts zu verschweigen, weil gar nix passiert ist. net. Das sich die Gefangenen an irgendeinem gerecht hätten. 
 
1.26.45 ( Hier gabs ja auch von der SS ein Außenlager ... haben die Leute, sich den da dran erinnter, weil SS ist ja schon ...) Kaum. Kaum. Kaum in der Weise was wahr genommen. Gehen wir mal lieber zu der Geschichte vom ERZBERG, haha. 
 
1.31.20 Ja, das konkrete, das ist auch so. Was ich als Kind miterlebt hab. Da war der große Bagger, der Europabagger, der größte Bagger, der ist demontiert worden und ist wegkommen. Aber die Zeit ist ja wieder relativ schnell vorbeigewesen, weil das ja nicht sehr lange Russische Besatzungszone war. Irgendwann im Juli oder August, ist das schon dann englische Besatzungszone. Damit war die Sache wieder beendet. Ja der Marshall Plan ... wir als Bergleute hams erstmal gespürt, wo mer nicht mehr das ganze Erz mit dem Fülltrog in den Hund füllen mußte. Sonder n a klaaner Wurfschaufellader da war .... 51, 52, die ersten, die da sporadisch daherkommen sind. Das ist übern Marshall-Plan gangen. 
 
1.32.30 Im Jahr 1881wurde die ALPINE Montangesellschaft gegründet, und das war dann die Gesellschaft, die zusammengefasst hat, den meisten Bergbau von Österreich: Fondsdorf zum Beispiel, Kohlengrube Seegraben zum Beispiel. Unter anderem den ERZBERG. Und da ist zum erstenmal der ERZBERG unter eine einheitliche Verwaltung gekommen. 
 
1-33-10- Damals hat man ja begonnen diese Etagen anzulegen, bis dahin habens ja nur im Stollen drinnen gearbeitet. Ein paar Steinbruchartige Tagbrüche hats gegeben, aber verständlicherweise hat man lieber Untertage abgebaut. Warum? Da konnte man zwölf Monate im Jahr arbeiten und am Tagbau nur fünf Monate, sechs MOnate.... Und das ist die Zeit gewesen ab 1880, ab 1881, es hat schon die Dampf-Lok, es hat schon die Dampfbagger gegeben, da hat man begonnen den Berg erst einmal zu entwalden ... und diese Etagen anzulegen 
 
1.34.00 Bis in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts konnte man ja den Spateisenstein, das ist der Hellgraue .... in diesen Mulden schauts herein, hellbraun bis gelblich schauts aus, das sind unsere besten Erze. Net immer glauben, wos recht schön braun ist, des is. Und den Spateisenstein, den konnte man mit der Holzkohle nicht schmelzren. Erst dann als ... man begonnen hat den Schmelzofen mit Heißluft zu versorgen, dann hat es angefangen zu funktionieren... Zu Beginn des Jahrhunderts die ersten Kokshochöfen. Und damit konnte man auch beginnen, den ERZBERG als ganzes abzubauen. Früher hat man nur die verwitterten Erze genommen, und denen ist man kurz unter der Erdoberfläche nachgegangen. 
 
1.35.20 Man hat dann diese untertägigen Stollengewinnungen auslaufen lassen, der Berg war ja fürchterlich durchlöchert, ....vor allem im Grenzbereich, zwischen den Vorarlbergern und den EISENERZern ... Das hat dazu geführt, daß in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Erzlager des Vordernberger abgesunken sind ... Und hat man gemeint, könnten sich die EISENERZer und VORDERNBERGER Radmeister zusammensetzen, und sagen: Na guat, tun wir die Grenze weiter oba, und diese leergeerzten Zechen gehören euch. Könnts ihr weiter auffüllen. Das ist aber net gegangen, des ist nur übers Kaiserhaus gegangen. Des ist ja interessant! .... Und der Erzherzog Johann, der war sehr interessiert....der hat die Radmeister zusammenbebracht.....Sein Bruder war ja der Kaiser Franz der Zweite, dreimal hat er vorstellig werden müssen... 
 
1.38.45 In den neunziger Jahren, war dann die untertägige Gewinnung stillgelegt. 
 
1.39.35 man hat ja das Dynamit schon gekannt, aber die Löcher zum Sprengen, mußten immer noch mit der Hand gebohrt werden. Das ist gegangen bis 1909 ... Fürchterlich!. 1906 hat man dann am ERZBERG den ersten Kompressor aufgestellt. Zum Pressluftbohren. Das ist am Widerstand der Gewerkschaft gescheitert, die wollten mit dem Teufelszeug, dem neumodernen nichts zu tun haben ... Jetzt mußt man sich aber vorstellen, der erste Kompressor wurde 1870 in Ramelsberg in Betrieb genommen. ...Das Dynamit ist 1868 auf den Markt kimma, 1870 ist es schon da verwendet worden ... Es gibt kein konservativeres Volk als die Bergleute ... Alles neue ist das Teufelszeug. 
 
1.42.30 Wie gesagt, dann ist der erste Weltkrieg gekommen, wie gesagt, da hab i so nachgelesen, mit den Erzeugungssteigerungen, war es nicht so oarg, wie manns sich erwartet hat, ... nachdem ersten Weltkrieg ... der Bauboom... der Hugo Stinnes Aufzug ist gebaut worden in den20er Jahren, und dann ist eh die große Weltwirtschaftskrise gekommen... und na ja, Aufschwung sicher, 38 wies wieder angelaufen ist, net , 40 , ja. Der Aufschwung sicher, Erzeugungssteigerungen... und dann das endgültige aus 45... bis 48. Und dann sind wir Jungen da gewesen. 
 
1.48.30 (Sie haben ja in den fünfziger Jahren hier richtig angefangen zu arbeiten. Und wenn man nicht nur EISENERZ sieht, wenn man Linz sieht, Wenn man DONAWITZ sieht, die NibelungenWERKE ... dann kann man schon feststellen, dass natürlich von Deutschland aus, im Prinzip in Österreich sehr viel industrialisiert worden ist. ... Hat man dafür ein Bewußtsein gehabt, dass die industrielle Basis gelegt worden ist, in der Zeit: HERMANN-GÖRING-WERKE) na jo. Moag sein, wies will. Sie kommen schon wieder auf des, dorthin haha, auf des Thema dorthin, das i net allzusehr liebe. Hahaha (Warum eigentlich nicht) Warum eigentlich nicht. Jetzt hat man über ein halbes Jahrhundert... hat man des nicht totgeschwiegen, ist aber alles vorbei, vergangen betracht. Und jetzt kommts ihr ... tja... Ist mir die Zeit zulange, das man das heut noch einmal ausgräbt 
 
1.49.30 I was net ob der einfache Bergmann in der hintersten Provinz, es war eben a Zeit, jetzt läufts wieder, zuerst war die Weltwirtschaftskrise, jetzt läufts wieder, dann ist wider der große Abbruch gekommen, nach dem Krieg. Und dann: ... Jetzt läufts wieder..... Ohne wem die Schuld zuzuweisen. Es ist einfach der Lauf der Zeit. Das Auf und Nieder. Und jetzt sind wir wieder in einem Aufwärtstrend wieder. 
 
1.52.00 Dadurch, daß die Leute nicht wirklich interessiert sind, politisch da, die nehmen das mehr hin, als wie Frühling-Sommer-Herbst und Winter. Das Auf und nieder. 
 
1.53.30 (Das hier Akten verschwunden sind, gabs das mal) Keine Ahnung. Keine Ahnung (Wie stehts überhaupt mit den Akten...) Das ist enorm. enorm schwierig. Ich hab das gesehen bei meiner Fotosammlerei, da bin ich nur auf die Bergleute angewiesen.... Und diese Archive, die haben scih in null und nichtig aufgelöst. Die Leut, die dabeiwaren, oalds Papierkram, oalds Papierkram 
 
1.56.30 Keine Ahnung. da hab i nix gehört. Da mag ein bißchen übrige nachrede 
 
1.57.10 I bin Historiker geworden, aber rein auf den Bergbau, nicht auf die politischen Hintergründe, da bin ich am wenigsten drüber informiert.... Und unsere Nachforschungen beschränken sich auf den technischen Bereich ... was sind da für Maschinen gewesen. 
 
1.57.55 Wie gesagt, die Zeitzeugen, da sind sie um Jahrzehnte zu spät dran. Wer was über die dreißiger Jahre ... was erzählen kann... der muß mindestens 80 Jahr alt sein. 
 
1.59.00 Wir ham an Historiker, des war der Historiker, der is 92 ... Jahr alt. Aus dem ist überhaupt nix mehr aussi zu bringen... Der möcht sterben der Mann, des is aber der Historiker gewesen.  
 
1.59.20 Samma bisl spät...Naja, handelt des sich nur um ZWANGSARBEITer, oder KRIEGSGEFANGENE generell 
 
 
 
 
 
 
Interview (Auszug, nicht autorisiert)  
 
Herr X , früher Bergmann 
 
2.30 Und im Archiv des Widerstandes, im Innenministerium in Wien, ... bringt mir dieser Zuständige Beamte einen Pack Kopien her, und da find ich jetzt Kopien dabei, von dem ehemaligen KZ in Gsoll ... Und hinten steht drauf: Original ist im Archiv des Stadtmuseums EISENERZ. Da sag ich, daß ist für mich einfach: Geh ich ins Stadtmuseum EISENERZ, und werd vom Original kopieren, da brauch ich diese schlechten Kopien nicht haben. Ist nichts zu finden. Ist nichts zu finden in EISENERZ! 
 
3.20 Wenn ich ihnen sage, bei meinen Forschungen zum Todesmarsch der Juden, da sind 270, 280 Juden in der Gsau exhumiert worden, weil dort sind sie verscharrt worden, nachdem sie am PRÄBICHL ermordet worden sind. Ich war in der Gemeinde, ich war im Museum, ich war auf der Gendarmerie. Wenn soviel Leute exhumiert werden, dann muß doch ein Gendarmerieprotokoll, die Gesundheitsbehörde und was weiß ich was alles auflegen . Überhaupt nichts hier. Überhaupt nichts ist hier! 
 
WER DAS FOTO GEMACHT HAT 
 
6.10 Ich habe intensivst gesucht Bilder ... sie müssen sich ja vorstellen, als dieser Todesmarsch war, da hat sich ja niemand fotografieren getraut. Denn sie hätten sie ja verjagt ... Jetzt hab ich aber Bilder aufgetrieben, von diesem Todesmarsch, wie sie durch HIFLAUS durchmarschiert sind .... Die hat ein ehemaliger Kommunist ... der hats fotografiert ... heimlich ... Sie sehen noch, daß er von einem Dachfenster fotografiert hat
 
7.40 Und das ist ein Bild, wie ein Massengrab geöffnet worden ist ... 1946...(Und wissen sie wer das gemacht hat ) Der Kaiser, dieser Telefonmeister ... Man findet keine Unterlagen über diese Exhumierung ... diese Menschen wurden sofort am gleichen Tag in der GESAU verschart. Und anschließend hat man in EISENERZ nichts mehr geredet von diesen Menschen und am 8/9. sind die Russen nach EISENERZ gekommen und kein Mensch, kein ÖVP Mann, kein Sozialdemokrat hat den Russen gesagt, dass da drinnen Massengräber sind. Von einigen hundert Menschen. 
 
8.45 Und ein Russe, der ist zufällig in das Tal hineingeritten, mit einem Pferd in den Wald ein bissl hinein. Und auf einmal bricht das Pferd ein. Jetzt schaut er , warum ist das Pferd eingebrochen. Jetzt sieht er da Köpfe drinnen, und Hände und alles Mögliche. Jetzt ist er natürlich .. sofort nach EISENERZ zur Stadtkommandantur und hat gesagt, dass da draußen ein Grab ist. Und die sind aber nicht mehr dazugekommen, die Russen, zum exhumieren, denn es war der Wechsel... Das ist dann englische Zone geworden. Und die Engländer haben dann sofort begonnen mit der Exhumierung. 
 
10.40 Waren Sie schon beim Schloß... Richtung Leopoldsteinersee ist ein Schloß ... Dieses Schloß hat dem HERMANN GÖRING gehört.... Denn EISENERZ waren ja die HERMANNn-GÖRING-WERKE, und da hat sich HERMANN GÖRING sofort einmal eine Residenz geschaut. 
 
11.30 Unter Adolf Hitler ist der ERZBERG sofort dem Reich zugeführt worden. Es war zuvor eine Aktiengesellschaft , eine italienische zum Großteil. Und französische Aktionäre gab es. Es ist dann sofort dem Reich zugeführt worden. Und hat den Titel HERMANN-GÖRING-WERKE kriegt. Und in diesem Zusammenhang hat man in Linz sofort zum Bauen angefangen, damit man das Erz, das in EISENERZ abgebaut wird, irgendwo verhüttet. Und dieser Plan war, in Linz draußen zu verhütten. Linz ist ja ganz groß ausgebaut worden.  
 
 
29.20 .. einmal (sagte) ein Direktor zu mir: Weißt du was, wir haben den H..... , das ist ein Ingenieur mit dem können wir überhaupt nichts anfangen, den werde ich jetzt ins Archiv hinuntergeben, und der soll im Archiv aussuchen, was wir nicht mehr brauchen. Und wir hauen das alles in den Sturz hinauf.  
 
31.00 Und die haben in EISENERZ schon ein riesiges Archiv gehabt, in der Bergdirektion, also, wo man interessante Dinge hat finden können. Und natürlich auch während der gesamten Kriegszeit, das ist alles in diesem Archiv gewesen: Die Fremdarbeiter, was da waren, die Lager - das war alles in dem Archiv unten. Und der hätte den Ingenieur da runter lassen, damit er das alles wegwirft .... Das ist zum Großteil jetzt noch drinnen, in dem Archiv. Aber der letzte Direktor .... der hat niemand hineingelassen.  
 
32.10 Ich hab ihn einige Male ersucht, ich möchte in das Archiv hinein. ... Hat er gesagt: Da laß ich niemanden hinein.  
 
33.10 Freilich sind Akten verschwunden. Wenn ich ihnen erzähl, ich geh auf die Gemeinde nauf ... und da bin ich in diesem Zusammenhang mit dem Judenmord bin ich da hinauf. Und hab oben gesucht. Ob ich da was finde. Und da sagt zu mir der Amtsdirektor: Jetzt muss ich dir gleich etwas sagen. Vor kurzem waren vom Landesarchiv Leute da, die haben sich da zwei Kisten zusammengerichtet, die sie abholen wollen. Und in das Landesarchiv nach Graz bringen. Und nach 14 Tagen sind sie gekommen, sind die zwei Kisten weggewesen ...Ob die Kisten noch in diesem Jahr weggekommen sind, oder im vergangenen das weiß ich nicht. 
 
45.10 Damals sind die Leute von der Heimwehr und von der Volksfront alle zusammengezogen worden. Und haben müssen hinaus, nach St. Gallen um den Putsch niederzuschlagen. Und da ist ein Mann von Landl erschossen worden dabei. Und dieser Mann ist nach seinem Begräbnis da drüben am Kriegerdenkmal eingemeißelt worden . Und 1938, wie die Nationalsozialisten gekommen sind, haben sie ihn sofort wieder hinaus ... weil er ist gegen die Nationalsozialisten gefallen. Man hat ihn 1945 aber nicht wieder hineingraviert ... aber dieser SS-Mann, der auch in Auschwitz eingesetzt war, der steht auf dem Kriegerdenkmal. 
 
48.10 Ja, es sind in EISENERZ, 65, 64, 63, 62, 61, 60 - sechs große Fremdarbeiterlager gewesen. Von diesen sechs großen Lagern waren fünf Lager mit Tschechen, Franzosen und allen möglichen. Und ein Lager, das war mit KZ-lern, mit Juden besetzt. Und diese Juden ....diese neue Präbichlstraße, die haben die Juden zum bauen angefangen, die im Gsoll im Lager waren. Aber nicht mit einem Bagger oder eine Schubraupe, mit einer Scheibrube, mit einem Krampen und einer Schaufel. Und so haben die Leute draußen gearbeitet. Und haben die Trassen, ohne Brücken zu bauen, nur die Trasse zum einebnen. (...) 
 
50.40 (KZ) So vierhundert, fünfhundert waren da immer in EISENERZ, in dem Lager in Gsoll. (...) Das waren in erster Linie Wiener Juden. Und gehört haben sie zum Lager Mauthausen... 
 
 
51.50 (Zufallsfund) .. (der meisten Akten wurden gefunden), als die Gendarmerie von EISENERZ ein neues Gendarmeriegebäude bekam. (Ein Privatmann) hatte das Haus gekauft.... (Auf dem Dachboden stand) ... eine Kiste mit lauter Akten, die haben sie liegen gelassen.... 
 
54.50 Aber damals wurde weitergeplant ... sie haben ein KZ direkt oben am ERZBERG gebaut, auf der sogenannten Feistawiese ...Sie müssen sich vorstellen, von EISENERZ vom Bahnhof geht direkt eine Bahn hinüber, nach Leoben, durch den ERZBERG.... Und in der FEISTAWIESE, das ist alles Eigentum der HERMANN-GÖRING-WERKE gewesen ... und hat ein zweites Gleis gemacht, wo die Züge hineingeschoben. ... Und dieses KZ war fix und fertig, mit Gaskammern, mit zwei großen Verbrennungsöfen, aber es ist nicht in Betrieb gekommen, weil der Krieg früher Schluß war 
 
57.30 Die Juden haben sie vollkommen abgeschlossen... Die Juden haben zum Beispiel ein Kriegerdenkmal bauen müssen in EISENERZ, aber für die Juden, die ermordet worden sind, hat man kein Denkmal gebaut in EISENERZ. 
 
57.40 Die Leute sagen folgendes, daß sie glauben, daß sie verbrannt worden sind. Immer. Aber nicht in einem Ofen, wie in Mauthausen ... denn da haben sie einen Riesenberg aus Holz immer aufgeschichtet, haben sie gesagt. Und der ist angezündet worden. Und wenn der angezündet worden ist, da hat das ganze Tal gestunken, und da vermuten sie, daß sie die Leute immer verbrannt haben. Es ist nämlich kein einziger in den Matrikeln, in EISENERZ zu finden, daß er auf dem Friedhof bestattet worden wäre.  
 
58.20 Während alle anderen Ausländer ... auf dem Friedhof bestattet wurden, aber die Juden nicht. 
 
59.45 Die Männer waren ja alle eingerückt von EISENERZ, aber die Bevölkerungszahl ist mit den Ausländern auf 16.000 angestiegen...Diese fünf Lager ... alle am ERZBERG (Und über die Arbeits- und Lebensbedingungen der ZWANGSARBEITer. Die Sterberaten) Weis man überhaupt nichts... Russen Polen Italiener, Franzosen, zum Teil Holländer, Belgier
 
1.01.00 (ZWANGSARBEITer) Da ist nichts zu finden . Schauen sie das war so: Es waren ja sehr viel von der EISENERZer Bevölkerung, das waren Nationalsozialisten. Und, das war 1945, da sind sie rausgeschmissen worden... Und die haben sich dann langsam, in den verschiedenen Gremien wieder eingeschlichen. Und (die haben) ...viele Sachen, glaub ich zumindest, verschwinden lassen. 
 
1.02.00 ( Es muß ja da Akten geben, von der ALPINE... wie viel haben gearbeitet, wie viel sind krankgeworden, wie viel sind gestorben. Da gibt es .. ) Nix. 
 
1.02.20 Es ist ja dann, unterm Krieg ist das ... knappschaftliche Reichversicherungsgesetz wesentlich geändert worden... Nachdem nur Ausländer da waren und ganz wenige Leute. Und die Leute, was aber da waren, hätten schon in Pension gehen können. jetzt hat man zu denen gesagt: Wenn du weiterarbeitest, als Partieführer am Berg jetzt ....und du kriegst zehn Ausländer dazu, dann kriegst du schon eine Rente, eine kleine. ... Und zusätzlich hat man ihm noch für jedes Jahr, eine Prämie bezahlt in der Höhe von einigen Hundert Mark ...Weil er als alter weitergearbeitet hat. 
 
1.04.00 Die Ostarbeiter warn die ärmsten Hunde von allen. Am besten ist den Franzosen gegangen .... die ham weitgehend Freiheiten gehabt ... die haben einen Ausweis gehabt, daß sie sich im Umkreis von 6 km frei bewegen können....Am schlechtesten ist es den Russen ergangen, das warn die ärmsten. Die haben auch das schlechteste Essen bekommen. Und haben auch die schlechteste Unterbringung gehabt und die schlechtesten Baracken haben sie gehabt, also das waren die ärmsten Hund, die Russen. Zum Beispiel das Schuhmaterial, das wird im Bergbau ja wahnsinnig strapaziert: Und obwohl sie kein Schuhmaterial mehr gehabt haben, die Russen, mussten sie arbeiten gehen. Sie haben sich die Füße mit Zementsäcken eingewickelt, und mit denen haben sie auf dem Berg gearbeitet.  
 
 
1.05.15 Und einer der Hauptakteure, der von diesen Menschen alles verlangt hat, das war der Krenn, der den Judenmord in EISENERZ organisiert hat. Zu den SA-Männern hat er gesagt: Paßt auf, wir werden am Präbichel morgen 3000 Juden empfangen, aber nach EISENERZ dürfen nur noch 2000 obi kummen. Und jeder der wos an Juden erschießt, der soll sich bei mir melden. Der kriagt a Zigaretten von mir ...  
 
Das ist beim Prozeß zu Tage gekommen. in Graz. Die Prozessakten sind noch vorhanden. 
 
1.07.50 Es hat während dem Krieg am ERZBERG und für die Lager einen sogenannten Werkschutz gegeben ... Sie waren ausgerüstet mit Pistolen, Gewehren und so. Und haben Polizeifunktionen gehabt. Die Lager waren natürlich eingezäunt. Und beim Tor zum Lager: Da ist so ein Mann vom Werkschutz gesessen, oder auch zwei 
 
1.08.35 Und wenn jetzt ein Fremdarbeiter am ERZBERG nicht gearbeitet hat, dann hat der Aufseher oder Steiger hat man das genannt, die haben das dem Werkschutz gemeldet. Dann ist der Werkschutz hingekommen, hat in die Anfahrtshütte diesen Ausländer hingeholt, und dann ist er geschlagen worden, geohrfeigt worden, und alles mögliche. 
 
1.09.55 Schlecht behandelt, sind alle Ausländer geworden, von fanatischen Nationalsozialisten (Und waren das viele am Berg). Ja freilich. die führenden Positionen ham die Nationalsozialisten gehabt. 
 
1.10.40 Im Pfarrhof ist ja die Matrikelführung 1938, wie der Nationalsozialismus Österreich okkupiert hat, entzogen worden. Und ist zur Gemeinde verlegt worden. Und hier im Martrikelbuch von Landl ... Die Seiten von 1938 bis 1945 fehlen. Sind herausgerissen. ... Aber das gleiche ist im Gemeindebuch.... Auf der Gemeinde im Sterbebuch sind diese Seiten herausgerissen. Sogar in der Schulchronik fehlen die Seiten von 1938 bis 1945.  
 
 
1.13.30 Zwischen 34 und 38 ist der Austrofaschismus in erster Linie bei der ALPINE gesessen. Der spätere Generaldirektor nach 1945, der war der exzellente Heimwehrführer. 
 
 
Wanderung mit Herrn X: Suche nach den Lagern 
 
1.15.40 Das ist das Judenlager hier! und da hat sie zuwenig eingezeichnet auf der Karte: Hier herunten .... 1.16.30 Da herunten war das erste Lager. Das war das Lager 65. Dann war da das war das Lager 64, des war das Lager 63. Dann ist do das Lager 62, da war das Lager 61. Und das war das Lager 60, das KZ.... Das was zugeschütte haben ist hier. 
 
1-17-20 Das ist die Eisenbahn... Des wäre hier gewesen.. Das ist unter dem Sturz drinnen... Auf welcher Höhe... Feisterwiese... Das ist etwas höher als 1000 Meter .... Schauen Sie das war die Eisenbahn, da war da herunten. 
 
1.18.41 DORT IST EINE WASSERSTELLE GEWESEN ... UND DANN GEHT DIE BAHN RAUF UND GEHT DURCH DEN ERZBERG DURCH, DA GEHT DER TUNNEL DURCH. DA HERÜBEN IST DIE ERZBERGSTATION... UND DA HEROBEN AM PRÄBICHEL .. DA WAR EIN TEIL DES LAGERS UND DA IST EIN 59ER LAGER NOCH GEWESEN AM PRÄBICHEL 
 
1.21.30 Der Judenfriedhof in EISENERZ, der ist herrenloses Gut, der gehört niemand ...Kein Mensch ist verantwortlich... Wissen Sie, wer das errichten hat lassen. Die Juden! 
 
1.23.15 Ich hab ja immer wieder die Gemeinde und verschiedene Stellen angebohrt ... Und wenn ich nach Graz fahr ... da bin ich dann immer wieder zur israelitischen Kultusgemeinde hingegangen und hab hier gesagt, bohrts hier an beim Land STEIERMARK, dass das was gemacht wird ... und so ist dieser Friedhof voriges Jahr generalrestauriert worden. Und ist voriges Jahr wieder eröffnet worden. Und bei dieser ... Neueinweihung sind die gesamten Schuldirektoren eingeladen worden von EISENERZ, und ich auch .... Wer glauben sie wer dort war. Der katholische Priester und ich. Kein Schuldirektor. Niemand. 
 
1.24.10 DA SIND ZEHN VERURTEILT WORDEN, EISENERZER UND DIE SIND IN GRAZ UNTEN HINGERICHTET WORDEN. 
 
1.25.10 Das ist jetzt das Lager 65. soviel Baracken sind da jetzt gestanden. Das war die Küchenbaracke. Das war die Lagerführung. Das warn die Wohnbaracken ... Das liegt alles bei der ALPINE auf. 
 
1.27.40 (mit Plänen) Das war das Lager 60. Das Lager 64. Das Lager 63. Das Lager 62. Und das Lager 61...Da wo das 61 er Lager draußen war, da waren auch Wohnhäuser. 
 
1-28.55 Die beim Werkschutz waren, die waren zum Großteil auch Mitglieder bei der SA und der SS.... 
 
1.30.00 (KZ) MIT KREMATORIUM. MIT VERGASUNGSANLAGE. Alles (Was hatten die denn da vor) Die hatten vor, Menschen herzubekommen, auf dem Gleis den Zug hereinschieben, des ist der Zug am Präbichel hinauf ... den Zug da einschieben. Die steigen da aus, gehen in das Lager ein, und gleichzeitig in die Gaskammer ... und da kann der Zug wieder fahren, der leere.... Reine Vernichtung. 
 
1.33.00 Und nach 1945 hat man das alles sehr rasch verstürzt. Und es gibt einen, der war am Berg oben Telefonmeister, und der hat als Werkschüler in dem Lager Material zurückgewinnen müssen. Und der hat das Lager genau kennt. Der hat gesagt: I hab alles genau gesehen, die Gaskammer, die Verbrennungsöfen. Des war alles fix und fertig ...  
 
1.34.00 UND DORT IN DEM ECK, DA IST JA KEIN ABBAU GEWESEN, DA IST NUR DER ZUG VORBEIGEFAHREN. SONST WAR NIX... DES IST ZUGESCHÜTTET WORDEN. MIT GERÖLL ... Erstens ist die Bergwerksgesellschaft davor, und ich schätze, daß da Millionen Tonnen Verhau (Geröll) drauf sind. ..Mit der Gewinnung von Erz, fallt gleichzeitig taubes Gestein an.... Und dieses taube Gestein ist dorten verstürzt worden. 
 
1.36.00 Dieses KZ haben die Juden gebaut. Aber die haben geglaubt, Wohnungen würden gebaut. Dieser eine Pole hat gesagt: Ja, auf der Feistawiese haben wir auch gearbeitet, da sind Wohnungen errichtet worden 
 
1.37.00 Was ist auf den Bildern drauf? Da sieht man das Lager drauf... Vorm Verstürzen dieses Lagers dürften sie gemacht worden sein. 
 
1.37.20 Das ist alles, was ich hab, Beweisstücke ersten Ranges. Das hat kein Grazer Archiv ... 
 
1.42.30 Seit dem Buch „Bergmann oder Werksoldat“ hat die Direktion niemand mehr in das Archiv gelassen ...  
 
1.47. 30 (Lager) An dieser Stelle hat es einen Einkaufsladen, den sogenannten „HERMANN-GÖRING-Konsum“ gegeben. 
 
 
 
 
 
 
 
O-Ton Rundfunkarchiv 
ERZBERG- alte Reportage, ORF 1982 (touristisch)  
 
 
19.40 TOURISTENFÜHRUNGEN: „Hier sehen sie die Wassermannsage dargestellt. Man erzählt sich, daß in der Nähe des Leopoldsteinersees ein Wassermann gehaust hat. Die EISENERZer wußten davon, und sie wollten ihn fangen: In der Nähe dieses Tümpels legten sie und Wein ,schöne Kleider und Speisen ans Ufer. Der Wassermann kam heraus, aß und trank und zog diese schönen Kleider an. Später schlief er dann ein. Es gab für ihn ein böses Erwachen. Die Kleider waren innen mit Pech bestrichen. Der Wassermann war gefangen. Ihm gefiel es aber bei den Menschen aber nicht. Er wollte lieber wieder zurück in sein Element.  
 
21.10 Also hatte er einiges zu bieten. Er bot an: Ihr könnt wählen, ein Herz aus Gold, einen Fuß aus Silber oder einen Hut aus Eisen. Aber: Das Gold währt nur kurz, das Silber nicht lange, das Eisen aber währt ewig. Eisen stand damals hoch im Kurs. Daher wählten die EISENERZer den eisernen Hut. Der Wassermann zeigte auf diesen Berg, den man bis dahin noch keine Beachtung geschenkt hatte. So erzählt die Sage von der Auffindung dieser Lagestätte (Schütteräusche) 
 
32.15 IS: Da war diese Klaubanlage, und da waren schon lang immer Frauen, woas da gearbeitet haben, und do un mitten haben wir müssen des Erz klauben. Wenn das Material mehr Gesteine gehabt hat, des heißt Berge ... Also eine sehr Monotone arbeit ...." 
 
23.40 Ida Schelch(alte Arbeiterin): Klauberin "Im Winter ... da war nix woams, kein Geheizte drin. Da ist koalt aufiganga... Im Winter ... dann haben wir müssen schnee schaufeln ... Wen ahn an bisl schwächlich war, die is imma krank gewesen....Hat ema des ghabt einma des. Mir hat das net getaugt, des monotone, ... und immer schauen auf das laufende Band, da hast so Augenentzündung gekriegt. Da hab i gschaut, daß i aussie komm. Die Frauen sind jetzt alle weg, da hat manche ihr Leben lang gearbeit. ... Wenn sie zur Pension gekommen ist, da war sie meistens eh schon ganz fertig" (Schürfgeräusch) 
 
Bergmann 35, Jahre am und im Berg (48 angefangen): 
25.40 Die Arbeit an und für sich war wohl unter denkbar schwersten Verhältnissen ... Untertags, Nässe, Kälte Abgase, Zugluft. Schwaden. Des hat irgendwie jeden einzelnen angegriffen ... Und acht Stund in der Näße, Staub, Schwaden, das war scho a Belastung. Und i glaubt, daß es net viele gibt, denen nicht irgendetwas gesundheitlich hinten geblieben ist, die nit irgendwelche Schäden davongetragen haben... Wenigstens das Volksübel, den Rheumatismus, hat sie ja jeder verstärkt geholt 
 
1961 noch 5000 am ERZBERG, 1982 rund 1000. 
 
29.30 Bohrer-Geräusch 
 
32.15 J: die VOEST dominiert überall alles und alle hängen davon ab. Das läßt sich ablesen. And der Einheit der Strukturen. Es gibt nur schmucke Häuser und Reihensiedlungen in Monokulturen... Das Leben ´der Stadt ist es so rege, wie es die Organe der Bergverwaltung ermögliche. 
 
VOEST-Biwag: größter Wohnungseigentümer 
 
33.30 Dieser Betrieb die VOEST ALPINE, die hat hier das große Sagen, die Leute tun das was von der VOEST vorgeschrieben wird. 
 
35.15 (O-Ton/Archiv: Volkslied, Gesang zur Laute)  
“Dort, wo im Schoß des Bergs, das reife Erz erblüht, dort wo im Hochofen, das reine Eisen glüht, dort wo das Gamserl lustig übern Felsen springt, dort wo ein jeder seine Jodler singt, dort wo umgeben von Fels, der See so traurig liegt, dort wo der ERZBERG lustig durch das Tal hinzieht, dort wo ein jeder hält noch treu an seinem Wort, das ist mein EISENERZ, mein Heimatort, dort wo ein jeder hält noch treu an seinem Wort, das ist mein EISENERZ, mein Heimatort.“ 

 

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Letzte Änderung am 13.09.2017
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